Großenhainer Musikschule erfreut sich über restaurierte Violinen aus Meißen

Großenhainer Musikschule erfreut sich über restaurierte Violinen aus Meißen
Gestern Abend war es endlich soweit: Die Großehainer Musikschule durfte sich über eine besondere Spende freuen. Der Vorsitzende des Fördervereins, Robert Reiß, übergab fünf Violinen aus dem Nachlass des verstorbenen Musikers Martin Reuter. Reuter, der 2022 aus Meißen starb, spielte im dort ansässigen Kammerorchester und hatte die Instrumente nach der Wende zunächst auf den Dachboden und dann in den Keller gebracht.
Die schenkenden Hände kamen durch Thomas Reuter, einen Vermessungsingenieur und Kollegen von Robert Reiß, ins Spiel. Der Nachlass wurde sortiert und dabei stießen sie auf diese wertvollen Instrumente. Ursprünglich in einem schlechten Zustand, wurden die Violinen für rund 4000 Euro in Dresden restauriert, bevor sie der Musikschule übergeben wurden. Diese kann nun besonders aufatmen, da Geigen für größere Schüler und Erwachsene oft fehlen.
Faszinierende Entdeckungen
Bei der genauen Untersuchung einer der Violinen machte Reiß eine spannende Entdeckung: Er fand einen Zettel, der auf den italienischen Geigenbauer Joseph Guarneri hinwies. Obwohl die Aufschrift eine Kopie aus dem Vogtland war, war Reiß zunächst auf einen wahren Schatz gestoßen. Er stellte fest, dass es sich um eine Manufakturgeige aus der Zeit um 1920 handelte – Meistergeigen von Guarneri sind meist rar und nur noch 150 bis 200 Exemplare existieren von diesem geschätzten Handwerk.
Die Übergabe der Instrumente wurde mit einem herzlichen Dank von Rafal Michalski, dem Bezirksleiter der Musikschule, und einem humorvollen Kommentar von Reiß über den Zettel gefeiert, den er mit einer Signatur auf einem Kunstdruck verglich. Die Musikschule zeigt sich dankbar für diese wertvolle Bereicherung des Instrumentenbestands.
Die Debatte um die Geigen
Die Provenienz der Geige ist äußerst unklar. Hildesheimers Selbstmord im Jahr 1939 hinterließ seine Witwe und seine Töchter in einem schweren Schicksal; sie wanderten nach Amerika aus. Jahre später kam die Geige in den Besitz der Nürnberger Geigerin Sophie Hagemann, die sich der „Entarteten Musik“ widmete. Nach ihrem Tod im Jahr 2010 wurde die Geige an die Stiftung „Franz Hofmann und Sophie Hagemann“ übergeben, die nun plant, das Instrument zu restaurieren und jungen Musikern zugänglich zu machen.
Die Frage der Rückgabe an Hildheims Nachkommen ist jedoch noch ungeklärt. Trotz der Empfehlung der Beratenden Kommission für die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts – die vorschlug, den Erben eine minimale Entschädigung zu zahlen – zeichnen sich noch keine Fortschritte ab. Die Stiftung bemüht sich um Kontakt zu den Nachkommen, um eine Lösung zu finden.
So zeigen sich die bisherigen Tage nicht nur durch die positiven Nachrichten aus der Großenhainer Musikschule, sondern auch durch die vielschichtigen Geschichten und Herausforderungen, die rund um Geigen und deren Geschichte kreisen. Ein Tag der Bescherung und des Erinnerns, der uns alle zum Nachdenken anregt.