Drei Gesellen auf Walz: Von Taufkirchen bis zur Karibik unterwegs!

Zwickau: Begegnungen von Wandergesellen und Landschaftsgärtnerin auf der Walz – Tradition, Reisen und Handwerk vereint.
Zwickau: Begegnungen von Wandergesellen und Landschaftsgärtnerin auf der Walz – Tradition, Reisen und Handwerk vereint. (Symbolbild/NAG)

Drei Gesellen auf Walz: Von Taufkirchen bis zur Karibik unterwegs!

Taufkirchen, Deutschland - In Taufkirchen haben sich kürzlich die Wege von drei Wandergesellen gekreuzt, und dabei wurde eindrucksvoll erlebbar, was es bedeutet, auf der Walz zu sein. Maik, ein 27-jähriger Tischler aus Dresden, ist bereits seit dreieinhalb Jahren unterwegs. Anna, seine Begleiterin aus Köln, hat nach ihrem Gesellenbrief zwei Jahre im Betrieb gearbeitet und begibt sich nun auf eine spannende Reise mit Maik. Die beiden Gesellen wurden von Elisabeth, einer 30-jährigen Landschaftsgärtnerin aus Zwickau, begleitet. Sie ist seit fast viereinhalb Jahren auf der Walz und feierte ihren 30. Geburtstag auf Island. Diese zufällige Begegnung in Taufkirchen wirft ein Licht auf die faszinierende Tradition der Wanderschaft im Handwerk.

Die Walz ist mehr als nur eine Reise; es handelt sich um eine alte Handwerkstradition, die im deutschsprachigen Raum als notwendiger Teil des Ausbildungsweges für Gesellen gilt. Ursprünglich in nachmittelalterlicher Zeit von Zünften vorgeschrieben, war die Wanderschaft für viele Handwerker eine Pflicht. Wandergesellen reisen mit einem minimalen Gepäck von rund 10 kg, das meist einen Schlafsack und einige persönliche Gegenstände beinhaltet. Übernachtungen sind gemäß den Regeln der Tradition häufig kostenlos, um den Kontakt zu anderen Gesellen zu fördern und neue Erfahrungen zu sammeln. Wer auf der Walz ist, lässt den Heimatort sowie einen Umkreis von 50 km hinter sich – eine spannende Herausforderung für die jungen Handwerker.

Erfahrungen und Regeln der Walz

Das Wandern hat nicht nur eine lange Tradition, sondern auch klare Regeln. Wandergesellen müssen sich in fremden Städten bei einem Zunft- oder Zechvater vorstellen und dürfen keinen eigenen PKW besitzen. Fortbewegung erfolgt bevorzugt zu Fuß oder per Anhalter. Laut planet-wissen.de gibt es viele Bräuche und Rituale, die jede Gesellenvereinigung auszeichnen. So zum Beispiel die Unterteilung in spezielle Schäfte. Elisabeth gehört der Schacht „Axt und Kelle“ an, während es zahlreiche weitere Vereine gibt, die unterschiedliche Traditionen pflegen.

Die Kluft der Wandergesellen hat besondere Merkmale, die auf den jeweiligen Werkstoff hinweisen: Schwarz für Holz, Grün für Pflanzen und Blau für Metall. Leider gibt es ein Missverständnis darüber, dass hauptsächlich Zimmerer oder Schreiner auf die Walz gehen. In Wahrheit sind auch viele andere Gewerke vertreten, was einen wertvollen Wissensaustausch ermöglicht. Maik beispielsweise hat sogar über den Atlantik bis in die Karibik gesegelt, um verschiedene Arbeitsmethoden kennenzulernen und neue inspirierende Perspektiven zu gewinnen.

Dynamik des Wanderns im Handwerk

Die Bedeutung der Wanderschaft hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert. Von der Notwendigkeit, Erfahrungen zu sammeln, hin zu einer Möglichkeit, verschiedene Arbeitsmarktchancen zu entdecken, hat sich das Ziel der Walz gewandelt. Historisch gesehen war die Wanderschaft Teil einer sozialen Mobilitätsstrategie. Über Jahrhunderte hinweg haben Gesellen mit dieser Tradition ihre beruflichen Fähigkeiten gesteigert.

Für viele Handwerker war die Walz die einzige Möglichkeit, sich weiterzubilden und die Meisterprüfung abzulegen. Diese altehrwürdige Tradition wird auch heute immer noch gelebt, auch wenn weniger als 0,5 Prozent der frischgebackenen Handwerker in Deutschland tatsächlich auf Wanderschaft gehen. Es bleibt zu hoffen, dass die faszinierende Kultur der Wanderschaft und des Erfahrungen-sammelns in den kommenden Jahren weiterhin Bestand hat und immer neue Gesellen aufbrechen, um die Kunst ihres Handwerks zu erlernen.

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OrtTaufkirchen, Deutschland
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