Thümmeleichen blühen auf: Nöbdenitz' Bäume im Aufwind!
Im Altenburger Land gedeihen Thümmeleichen; das Projekt fördert Naturschutz und Gemeinschaftsengagement rund um die 2000 Jahre alte Grabeiche.

Thümmeleichen blühen auf: Nöbdenitz' Bäume im Aufwind!
Im Altenburger Land drehen sich die Gespräche derzeit besonders um ein ganz besonderes Projekt, das die altehrwürdige Geschichte der Grabeiche in Nöbdenitz aufleben lässt. Keine geringere als die Tausendjährige Eiche steht im Fokus, die nicht nur als Naturdenkmal gilt, sondern auch als Heimat eines beeindruckenden Grabes. Hans Wilhelm von Thümmel, ein bedeutender Schriftsteller und Kartograf des Herzogtums Altenburg, fand 1824 seinen letzten Ruheplatz im hohlen Stamm dieser Eiche. Laut dem ABG-Net wurden vergangenes Jahr 175 Schößlinge dieser geschichtsträchtigen Eiche entnommen und in ein Pflanzcamp gebracht, um ihre Fortpflanzung sicherzustellen.
Aktuell stehen die ersten Erfolge bereits fest: Bislang konnten 55 Thümmeleichen im Altenburger Land und in der Umgebung erfolgreich gepflanzt werden. Thomas Neidhardt, der das Projekt betreut, berichtet von einer regen Nachfrage aus ganz Deutschland, sogar aus der bayerischen Metropole München. Besonders erfreulich ist die Rückmeldung eines Ehepaars aus Ponitz, das ihren Setzling nach nur 14 Monaten Anwachsen sieht und damit einen wichtigen Schritt in der Erhaltung dieser Baumart dokumentiert.
Der besondere Schutz der Eiche
Die Grabeiche, die auch als Thümmel-Eiche bekannt ist, gilt laut dem Guinness-Buch der Rekorde als die älteste Stieleiche in Europa, wobei das genaue Alter umstritten bleibt und zwischen 700 und 2000 Jahren geschätzt wird. Sie steht im Herzen von Nöbdenitz und zieht nicht nur Geschichtsliebhaber an. Mit ihrem beeindruckenden Umfang von 12,7 Metern und der hohen Anzahl an erhaltenen Stämmen ist sie ein beliebtes Ziel für Ausflügler. Im Jahr 2009 wurde allerdings die Standsicherheit dieser imposanten Eiche als gefährdet eingestuft, was zu intensiven Stützmaßnahmen führte, um ihren Erhalt nicht zu gefährden.
Dank des engagierten Einsatzes der Gemeinschaft konnten bereits wichtige Schritte unternommen werden. In Lucka wurde im März 2024 eine Osterpflanzaktion durchgeführt, bei der unter anderem der ehemalige Umweltminister Bernhard Stengele anwesend war. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Regelschule Dobitschen wurden im September 2024 insgesamt 24 Bäume gepflanzt, darunter sechs Thümmeleichen. Bewahrung und Pflege dieser besonderen Bäume haben sich zu einem Gemeinschaftsprojekt entwickelt, das viele Bürger in der Region mobilisiert.
Die Geschichte von Hans Wilhelm von Thümmel
Hans Wilhelm von Thümmel, der hier seine letzte Ruhe fand, war ein Mann von großer Bedeutung. Als Chronist und Kartograf hinterließ er ein umfangreiches topografisches Kartenwerk, die Thümmel-Karten, die bis heute eine wichtige Quelle für Historiker darstellen. Doch seine Geschichte ist nicht nur auf seine Arbeit beschränkt. Der Zugang zu seiner Grabstätte im Stamm der Eiche, die durch ein Eisengitter gesichert ist, bleibt ein berührender Punkt der Erinnerung an eine bewegte Vergangenheit. Thümmel, der seine letzte Ruhe ohne Sarg fand, darf als ein Symbol für die tiefe Verbundenheit der Menschen mit der Natur und der Geschichte betrachtet werden.
Die Aktivitäten rund um die Thümmeleichen und der Erhalt der Grabeiche zeigen klar, wie viel Herzblut in der Region steckt. Ein Projekt, das nicht nur die Natur ehrt, sondern auch die vielschichtige Geschichte von Nöbdenitz und seiner Umgebung erlebbar macht. Ein äußeres Zeichen von Gemeinschaftssinn und ein kleiner Beitrag für die Erhaltung der kulturellen und natürlichen Schätze unserer Heimat.