Eichsfelds geheime Geschichte: Rosenkranzkommunisten und SED-Mythen dévoilé!
Entdecken Sie die Geschichte des Eichsfelds, eine einzigartige Region Deutschlands, geprägt von katholischer Tradition und sozialistischen Umgestaltungen.

Eichsfelds geheime Geschichte: Rosenkranzkommunisten und SED-Mythen dévoilé!
Im beschaulichen Eichsfeld, einer Region mit einer tief verwurzelten katholischen Kultur, wird ein spannendes Stück Geschichte untersucht. Der Historiker Christian Stöber, selbst aus Eichsfeld stammend und dessen Frau ebenfalls Lehrerin in der Region ist, widmet sich dieser aufschlussreichen Forschungsarbeit. Er hat seine Doktorarbeit, die sich mit den Versuchen der SED beschäftigt, das katholische Milieu in ein staatsloyales Proletariat zu verwandeln, als Buch veröffentlicht. „Rosenkranzkommunismus. Die SED-Diktatur und das katholische Milieu im Eichsfeld 1945-1989“ behandelt die Herausforderungen und Widersprüche in einer Region, die 897 erstmals urkundlich erwähnt wurde, und dennoch im Schatten der politischen Umwälzungen steht, die durch den Eichsfeldplan von 1958 angestoßen wurden, um die Region zu industrialisieren.
Was verbirgt sich hinter diesem Eichsfeldplan? Der Plan war ein zentrales Element der SED-Strategie, die Region vom landwirtschaftlichen Charakter zu einem urbanen Wirtschaftszentrum umzugestalten. So entstanden in Deuna mit dem größten Zementwerk Europas etwa 1.750 Arbeitsplätze, während Leinefelde zur größten Baumwollspinnerei der DDR aufblühte, die 5.000 Menschen Anstellung bot. Dennoch blieb ein Schatten über der Region, die mit über 80 Prozent Katholiken als politisches Ausnahmegebiet in der DDR galt. Die SED hatte Mühe, in diesem stark katholisch geprägten Gebiet Fuß zu fassen, wie bei den Wahlen 1946 zu sehen war, als die SED hier die wenigsten Stimmen erhielt.
Die Rolle der Kirche
Die katholische Kirche, eine Institution von noch immer hohem Ansehen in der Region, bot den Gläubigen Rückhalt und war sichtbarer Teil des Lebens, wie große Wallfahrten und Prozessionen zeigten. Die Stasi beugte sich dem sozialen Gefüge, das sie nicht zerstören konnte, und bezeichnete die Mitglieder, die sowohl der Kirche als auch der Partei angehörten, spöttisch als „Rosenkranzkommunisten“. Trotz dieser Doppelmitgliedschaft wurde diese sowohl von der Bevölkerung als auch von der Kirche weitgehend toleriert. In den 1980er Jahren versuchte die SED, diese Doppelmitgliedschaft durch radikalere Maßnahmen zu beenden, doch die Widerstände waren zu stark.
Die SED-Verordnungen und ihr Einfluss erstreckten sich auch auf den Alltag der Bevölkerung, doch aktiven Widerstand gab es wenig. Die Volkspolizei meldete 1953 „Alles ruhig“ aus dem Eichsfeld. Die Friedliche Revolution 1989 kam hier zwar später, folgend jedoch einer starken Mobilisierung durch die Kirche und ihren Friedensgebeten, stellte letztlich einen Zäsurpunkt dar. Das katholische Milieu im Eichsfeld ist bis heute intakt, trotz der Herausforderungen, die ein demografischer Wandel und gesellschaftliche Fragmentierung mit sich bringen.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der Historiker Christian Stöber untersucht die wenig aufgearbeitete Zeit des Eichsfeldplans. Mit einem Investitionsvolumen von über 200 Millionen DDR-Mark war die wirtschaftliche Umstrukturierung ambitioniert, doch ideologisch scheiterte die SED, da über 70 Prozent der Bevölkerung bis 1989 katholisch blieben. Diese Widersprüche und das unveränderte Kirchlich-Leben der Menschen stellen für Stöber und viele andere eine faszinierende Quelle für das Verständnis der DDR-Geschichte dar.
Die Region, die heute nicht nur historisch, sondern auch als Anker der Demokratie in Ostdeutschland gilt, zeigt, dass Geschichte nicht nur in Büchern, sondern im lebendigen Erbe ihrer Menschen weiterlebt. Die aktuellen Herausforderungen mögen groß sein, doch ein starkes katholisches Milieu bleibt ein fester Bestandteil des Eichsfelds.
So wird das Eichsfeld, geprägt durch seine Geschichte und Kultur, auch weiterhin ein Ort der Erinnerungen und der Reflexion sein. Ein Symbol staatlicher Veränderungen und persönlicher Identität, das in der künftigen Entwicklung bestehen bleibt.
Für mehr Informationen über die Geschichte des Eichsfelds und Christian Stöbers Arbeit können Sie folgende Artikel lesen: MDR, Katholisch.de und Süddeutsche.