Erfurt trauert: Erinnerungen an Graz wecken Ängste der Vergangenheit

Erfurt trauert: Erinnerungen an Graz wecken Ängste der Vergangenheit
Erfurt, Deutschland - Am 10. Juni 2025 kam es zu einem tragischen Amoklauf an einem Gymnasium in Graz, Österreich. Ein 21-Jähriger betrat die Schule und eröffnete das Feuer, was insgesamt elf Menschen, einschließlich des Täters, das Leben kostete. Dieser schreckliche Vorfall weckt schmerzhafte Erinnerungen an den Amoklauf am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt, der am 26. April 2002 stattfand, bei dem ein 19-jähriger ehemaliger Schüler 16 Menschen tötete. Wie thueringen24.de berichtet, hat der Amoklauf in Erfurt das kollektive Gedächtnis der Stadt tief geprägt. In den Jahren nach der Tat finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt, um der Opfer zu gedenken.
Erfurts Oberbürgermeister Andreas Horn hat in einem Post sein tiefes Mitgefühl für die Opfer und deren Familien in Graz zum Ausdruck gebracht. Dabei betonte er, dass die Stadt Erfahrungen in der Bewältigung solcher Krisen hat und Unterstützung in der Krisenorganisation sowie langfristige Begleitung anbieten möchte. „Wir stehen an der Seite von Graz“, schrieb Horn.
Die Hintergründe von Schulgewalt
Doch was treibt junge Männer zu solch grausamen Taten? Der Soziologe Klaus Hurrelmann erklärt in einem Interview, dass häufig eine Unfähigkeit, mit der eigenen Lebenssituation umzugehen, hinter diesen Gewalttaten steckt. Ein Gefühl des Versagens in Bereichen wie Schule oder Freundschaften kann zu Spannungen führen, die letztendlich in Gewalt umschlagen. Das Elternhaus spielt eine entscheidende Rolle; viele Eltern versäumen es, Kindern den Umgang mit Konflikten beizubringen. Schuld daran könne auch der Druck von außen sein – die Schule zeichnet sich teilweise als der letzte Auslöser für solche Gewalttaten ab. Laut Hurrelmann haben viele der Täter eine tief sitzende Verletzung ihrer Persönlichkeit, die im familiären oder schulischen Umfeld entstanden ist. MDR berichtet.
Die Wahrscheinlichkeit, dass solche Vorfälle auch weiterhin geschehen, ist nicht zu vernachlässigen. Seit dem Jahr 2000 gab es in Deutschland insgesamt 15 Amokläufe an Schulen, fünf davon in Nordrhein-Westfalen. Stefan Reul, der Innenminister von NRW, betont jedoch, dass die Polizei gut auf solche Situationen vorbereitet ist. Schusswesten und Maschinenpistolen befinden sich in jedem Streifenwagen. Dennoch warnt er, dass es ein Risiko gebe, dass Täter bereits vor Eintreffen der Polizei großen Schaden anrichten können. Das geht einher mit der Erkenntnis, dass Schulen nicht zu Festungen gemacht werden können und es dringend notwendig sei, die Gründe für solche Taten zu erforschen, um entsprechende Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.WDR liefert weitere Informationen.
Präventionsmaßnahmen und Krisenteams
In Nordrhein-Westfalen existiert der Notfallordner „Hinsehen und Handeln“, der Schulleitungen Handlungsanweisungen für Krisensituationen bietet. Dieser Ordner enthält auch wichtige Informationen zur Krisenprävention und gibt Hinweise auf Warnsignale für potenzielle Gewalttaten. Kriminalpsychologin Karoline Roshdi hebt hervor, dass Schulen ein Krisenteam einrichten sollten, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Leider zeigen Erfahrungen, dass viele Krisenteams nur auf dem Papier existieren und oft keine aktiven Mitglieder haben. Hier muss dringend eine Kultur des Hinsehens und eine Sensibilisierung von Lehrkräften und Schülern entwickelt werden, damit Warnsignale rechtzeitig erkannt werden können.
Die traurigen Ereignisse von Graz und die schockierenden Erinnerungen an den Amoklauf in Erfurt zeigen einmal mehr, dass in der Gesellschaft Handlungsbedarf besteht. Umso wichtiger ist es, aus der Vergangenheit zu lernen und präventive Maßnahmen zu ergreifen, um solche Tragödien in Zukunft zu verhindern.
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Ort | Erfurt, Deutschland |
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