Bauernkrieg neu betrachtet: Kai Lehmann räumt mit Klischees auf!

Im Gedenkjahr 2025 beleuchtet eine Tagung in Schweinfurt den Bauernkrieg von 1525 und dessen regionale Bedeutung.
Im Gedenkjahr 2025 beleuchtet eine Tagung in Schweinfurt den Bauernkrieg von 1525 und dessen regionale Bedeutung. (Symbolbild/NAG)

Bauernkrieg neu betrachtet: Kai Lehmann räumt mit Klischees auf!

Schmalkalden, Deutschland - Der Bauernkrieg von 1525, eine der größten Erhebungen der europäischen Geschichte, ist auch im Gedenkjahr 2025 ein heißes Thema. Kai Lehmann, Direktor des Museums Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, präsentierte kürzlich in einem fesselnden Vortrag im Schloss Oberstadt, wie die gängigen Klischees über die Bauern und ihren Aufstand über Jahrhunderte entstanden sind. Er stellte mit seiner Argumentation in Frage, dass es den Bauern im historischen Kontext stets schlecht ging, und zeigte auf, dass es auch andere Perspektiven gibt. Die Veranstaltung wurde von den Besuchern als äußerst spannend empfunden, und es wurde erwähnt, dass Lehmann es meisterhaft versteht, die Menschen für Geschichte zu begeistern. Dies berichtet die inSuedthueringen.

Doch was genau geschah während dieser Zeit? Der Bauernkrieg, auch als Revolution des gemeinen Mannes bekannt, begann 1524 und zog sich durch Süddeutschland, Thüringen, Österreich und die Schweiz. Die Aufständischen formulierten 1525 die sogenannten Zwölf Artikel von Memmingen, die als frühe Formulierung von Menschenrechten gelten. Angeregt durch die Reformation forderten die Bauern soziale und politische Rechte, jedoch endeten die Aufstände oft gewaltsam. Im kommenden Jahr wird sich das Ereignis zum 500. Mal jähren, und zahlreiche Veranstaltungen und Publikationen sind in Planung, um dieses wichtige Kapitel der Geschichte zu beleuchten, wie HSozkult aufzeigt.

Die Rolle des hennbergisch-fränkischen Raums

Interessanterweise wurde der hennebergisch-fränkische Raum zwischen Thüringen und Bayern bislang nur wenig im Kontext des Bauernkriegs untersucht. Dort sah sich Graf Wilhelm von Henneberg 1525 von den Aufständen bedroht, als sich zahlreiche Dörfer und Städte seinem Einfluss entzogen. Von seiner Residenzstadt Schleusingen und dem Schloss Maßfeld blieben ihm nur noch zwei Festungen, die er verteidigen konnte. Diese epochalen Ereignisse wurden kürzlich in einer zweitägigen Tagung im Rathaus von Schweinfurt behandelt. Experten aus verschiedenen Institutionen und Museen teilten ihr Wissen über die Rolle der Städte wie Schweinfurt, Meiningen und Schmalkalden sowie die Reaktionen des fränkischen Adels auf die Unruhen.

In diesem Rahmen berichtete Kehmann über den Verlauf des Bauernkriegs in Schmalkalden, der von Plünderungen und der brutal niedergeschlagenen Rebellion geprägt war. Der Historiker Janis Witowski skizzierte die Verteidigungsmaßnahmen in Schleusingen und Schloss Maßfeld während dieser turbulenten Zeiten. Auch die Entwicklung Schweinfurts von einer neutralen Position zu aktiver Beteiligung am Aufstand wurde von Gregor Metzig beleuchtet. Diese neuen Erkenntnisse sind wichtig, um ein umfassenderes Bild der Verflechtungen zwischen den Aufständischen und den herrschenden Kräften zu gewinnen. Auch die Rolle des Klerus und dessen Verbindung zum Adel wurde thematisiert.

Ein Rückblick auf den Bauernkrieg

Die umfassende Untersuchung des Bauernkriegs verdeutlicht, wie wichtig es ist, überlieferte Quellen kritisch zu hinterfragen. In diesem Zusammenhang betonen die Teilnehmenden der Tagung die Notwendigkeit, verschiedene Perspektiven in die Betrachtung der Geschehnisse von 1525 einzubeziehen. Ein Sammelband der Tagungsergebnisse wird noch in diesem Jahr veröffentlicht und dürfte spannende neue Erkenntnisse liefern, die das Geschichtsverständnis in der Region erweitern.

Insgesamt zeigt sich, dass das Thema des Bauernkriegs nicht nur akademisch relevant ist, sondern auch eine Möglichkeit bietet, das Bewusstsein für sozialhistorische Fragestellungen zu schärfen. Mit dem Blick auf 2025 steht eine spannende Auseinandersetzung mit der Geschichte bevor, die nicht nur die Wissenschaft, sondern auch das allgemeine Publikum ansprechen wird. Das Geschichtsverständnis muss neu überdacht werden – wie Kai Lehmann mit seinem Vortrag eindrucksvoll demonstrierte.

Details
OrtSchmalkalden, Deutschland
Quellen