Schulen im Streit: Pflichtbesuche in KZ-Gedenkstätten umstritten!

Bundesländer diskutieren Gedenkstättenbesuche für Schüler: Bedeutung, Freiwilligkeit und die Rolle von bildungspolitischen Maßnahmen.
Bundesländer diskutieren Gedenkstättenbesuche für Schüler: Bedeutung, Freiwilligkeit und die Rolle von bildungspolitischen Maßnahmen. (Symbolbild/NAG)

Dachau, Deutschland - In Deutschland wird die Bedeutung von Gedenkstättenbesuchen im schulischen Kontext zunehmend diskutiert. Die Bundesländer messen der Erinnerungsarbeit zur nationalsozialistischen Vergangenheit große Bedeutung bei. Eine aktuelle Umfrage des Evangelischen Pressedienstes zeigt jedoch, dass die Mehrheit der Bildungsministerien skeptisch gegenüber der Forderung nach Pflichtbesuchen von Schülerinnen und Schülern in KZ-Gedenkstätten ist. Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) hat die Idee eines verpflichtenden Besuchs ins Gespräch gebracht, allerdings lehnen zahlreiche Experten und Institutionen dies ab.

In Bayern ist der Besuch eines NS-Erinnerungsorts bereits für Neuntklässler an Realschulen und Gymnasien obligatorisch, mit Plänen, dies auch für Mittelschulen abz dem nächsten Schuljahr einzuführen. Im Saarland beispielsweise ist der Besuch von Gedenkstätten ebenfalls verpflichtend. In Rheinland-Pfalz können Schulen einen solchen Besuch zwingend beschließen, wohingegen in den meisten anderen Bundesländern keine Verpflichtung geplant ist. In Hamburg hingegen wird im Koalitionsvertrag festgehalten, dass allen Schülerinnen und Schülern ein Gedenkstättenbesuch vorgeschrieben werden soll.

Kritik an der Pflicht

Jörg Skriebeleit von der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg hat hingegen positive Erfahrungen mit verpflichtenden Besuchen in Bayern gemacht, wo diese für Gymnasiasten und Realschüler gelten. Kritiker wie Gabriele Hammermann von der Gedenkstätte Dachau warnen jedoch, dass ein Besuch unter Bedingungen stattfinden müsse, die tatsächlich Lernprozesse ermöglichen. Die Methode der Vermittlung und die Vorbereitung der Besuche sind entscheidend für den Lernerfolg.

Pädagogische Ansätze und deren Bedeutung

Gedenkstätten sind nicht nur ein Ort des Memorials, sondern auch Teil des Geschichtsunterrichts und der außerschulischen Bildung. Sie ergänzen die schulische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und bieten einen Raum für gemeinsames Lernen und Gedenken. Es wird betont, dass die Effektivität der Besuche stark von der sorgfältigen Vorbereitung abhängt. Kurzzeitbesuche wie zweistündige Führungen gelten als pädagogisch wenig wirksam und können die Kommunikation unter Jugendlichen stören.

Um einen sinnvollen Besuch zu gewährleisten, sollte dieser mindestens einen ganzen Tag in Anspruch nehmen; ideal sind 2-5 Studientage. Das Lernen sollte dabei auf Freiwilligkeit basieren, wobei die Teilnehmenden im Vorfeld ihre Vorkenntnisse und Erwartungen darstellen sollten. Es wird empfohlen, dass die pädagogischen Leiter der Gruppen die Gedenkstätten im Vorfeld kontaktieren, um die passenden Rahmenbedingungen zu klären. Der Austausch von Eindrücken nach einem Besuch ist ebenso wichtig, um den Lernerfolg zu sichern und die Erfahrungen festzuhalten.

Die Debatte über die Pflichtbesuche in Gedenkstätten spiegelt nicht nur die unterschiedlichen Ansichten der Landesbildungsministerien wider, sondern verdeutlicht auch die Komplexität und Sensibilität des Themas. Christoph Heubner, der Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, fordert eine nachhaltige Finanzierung für solche Besuche, um deren Bedeutung im schulischen Kontext zu stärken und die Erinnerungskultur in der Gesellschaft zu festigen.

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Ort Dachau, Deutschland
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