Bundeswehr greift zum Postkarten-Trick: Werbung für Minderjährige!

Deutschland - Die Bundeswehr hat im aktuellen Jahr mit einer neuen Werbeaktion auf sich aufmerksam gemacht, indem sie personalisierte Postkarten an 16- und 17-Jährige verschickt. Ziel dieser Initiative ist es, Nachwuchs für die Streitkräfte zu gewinnen. Die Postkarten bewerben einen Informationstag, den „Talent Scout 2025“, der am 28. Juni stattfinden wird und exklusive Erlebnisse sowie moderne Ausrüstung verspricht. Laut RBB24 wurden in diesem Jahr rund 650.000 solcher personalisierten Infoschreiben bundesweit verteilt.
Diese Werbeaktion ist Teil einer Strategie, die seit 2011 ein- bis zweimal jährlich durchgeführt wird, besonders seit der Aussetzung der Wehrpflicht. Die Bundeswehr muss aktiv um Nachwuchs werben, da sie im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern steht. Die Kontaktdaten der 16- und 17-jährigen Deutschen werden von den Meldebehörden an das Bundesamt für das Personalmanagement übermittelt, wobei lediglich Vorname, Familienname und Anschrift weitergegeben werden. Die Bundeswehr ist verpflichtet, diese Daten nach einem Jahr zu löschen.
Rekrutierung von Minderjährigen
In der vergangenen Zeit gab es auch einen Anstieg der Zahl von Minderjährigen, die in den Dienst der Bundeswehr eintreten. Laut Tagesschau wurden 2023 insgesamt 1.996 17-Jährige eingestellt, was 10,6 % der neuen Rekruten ausmacht. Diese Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, als der Anteil bei 9,4 % lag. Dennoch ist der Einsatz von Minderjährigen strengen Regelungen unterworfen. Sie dürfen nicht an Wachdiensten oder Auslandseinsätzen teilnehmen und dürfen die Waffe nur für Ausbildungszwecke nutzen.
Die ZDF berichtet, dass in den letzten fünf Jahren insgesamt 7.861 Minderjährige rekrutiert wurden. Von den 18.800 neu eingestellten Soldatinnen und Soldaten im Jahr 2023 waren 1.996 unter 18 Jahren. Der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP sieht vor, dass die Ausbildung und der Dienst an der Waffe nur volljährigen Soldaten vorbehalten sind.
Kritik und Bedenken
Die aggressive Rekrutierungspolitik der Bundeswehr zieht Kritik auf sich. So äußern Kritiker Bedenken hinsichtlich der Werbung für Minderjährige, insbesondere in Bezug auf die möglichen Gefahren und Traumatisierungen, die verbunden mit einem militärischen Dienst sein können. Nicole Gohlke von der Linken fordert zum Beispiel einen besseren Schutz vor der Militarisierung und legt Wert darauf, dass Schulen politisch neutral bleiben sollten. Der Bundeswehrverband hingegen, vertreten durch Oberst André Wüstner, fordert mehr Investitionen zur Abschreckung.
Verteidigungsminister Boris Pistorius hat angekündigt, die Personalstärke der Bundeswehr bis 2031 auf 203.000 Soldaten erhöhen zu wollen. Aktuell hat die Bundeswehr rund 170.000 Berufs- und Zeitsoldaten, doch Ende 2023 waren nur 181.514 Soldatinnen und Soldaten im Dienst, was einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Des Weiteren prüft Pistorius Modelle einer Dienstpflicht, um den Bedarf an Freiwilligen zu decken, wobei der schwedische Ansatz als mögliches Vorbild dient.
Die Bundeswehr sieht sich in einem massiven Personalproblem, wie im Wehrbericht aufgeführt wird, und hat über 20.000 unbesetzte Stellen. Um dieser Herausforderung zu begegnen, ist eine klare Strategie zur Rekrutierung von jugendlichen und volljährigen Soldaten notwendig, gerade in einem aktuellen politischen Klima, das durch sicherheitspolitische Unsicherheiten geprägt ist.
Details | |
---|---|
Ort | Deutschland |
Quellen |