CDU-Gespräch: Ist Deutschlands Arbeitsmoral am Ende?

Diskussion über Arbeitsmoral in Deutschland: CDU-Generalsekretär Linnemann am 26.05.2025 in der Talkshow "Caren Miosga".
Diskussion über Arbeitsmoral in Deutschland: CDU-Generalsekretär Linnemann am 26.05.2025 in der Talkshow "Caren Miosga". (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Am Sonntagabend um 21:45 Uhr widmete sich die Talkshow „Caren Miosga“ einem zentralen Thema: der Arbeitsmoral in Deutschland. Zu Gast war der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der die schwierige Situation seiner Partei nach den schlechten Wahlergebnissen im Februar ansprach. „Wir müssen trotz Rückschlägen weiterhin funktionieren und einfach mal machen“, forderte er.

In seiner Rede ging Linnemann besonders auf die Rolle der Bürger für den Erhalt des Wohlstands ein. Er betonte, dass dieser Wohlstand und die sozialen Sicherungssysteme auf Produktivität basieren. Eine Alarmglocke läutete er, als er die Verschiebung des gesellschaftlichen Fokus von einer aktiven Arbeitskultur hin zu einer Life-Life-Balance thematisierte, die seiner Meinung nach nicht zur Stabilität des Wohlstands beiträgt. Um diese Entwicklung zu stoppen, plant die neue Regierung unter anderem eine Aktivrente und eine Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit.

Flexibilisierung und Produktivität

Die Flexibilisierung der Arbeitszeit, wie sie Linnemann fordert, ist besonders wichtig für Familien mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen. Diese Anpassung wird im aktuellen Koalitionsvertrag zwischen der Union und der SPD propagiert, wo angestrebt wird, die wöchentliche Höchstarbeitszeit einzuführen, die den traditionellen Acht-Stunden-Tag ablösen soll. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt, dass 46% der Bevölkerung für, während 44% gegen eine solche Änderung sind.

Die wirtschaftliche Lage ist dabei angespannt. Bundeskanzler Friedrich Merz fordert, mehr Arbeit zu leisten, um die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren. In seiner ersten Regierungserklärung kritisierte er die gängige Vier-Tage-Woche und stellte die Notwendigkeit effizienter Arbeit in den Vordergrund. Dies geschieht vor dem Hintergrund der gesenkten Konjunkturprognosen der Wirtschaftsweisen, die für 2025 ein Null-Wachstum vorhersagen.

Arbeitsmoral und internationale Vergleiche

Unternehmerin Christine Simon und andere Stimmen warnen, dass die nachlassende Arbeitsmoral in Deutschland das Land wirtschaftlich von anderen Nationen abgehängt werden könnte. Ein Vergleich zeigt: Deutsche arbeiten jährlich 135 Stunden weniger als die Griechen und belegen in der OECD-Liste der Arbeitszeiten den drittletzten Platz. Trotz einer Zunahme der Erwerbstätigen und der Teilzeitarbeit bleibt die individuelle Arbeitszeit im Vergleich zu anderen Ländern niedrig.

Birgid Becker von der DLF-Wirtschaftsredaktion betont, dass die Stagnation der deutschen Wirtschaft ihre Ursachen nicht nur in einer vermeintlich zu geringen Arbeitszeit hat. Sie verweist auf die Auswirkungen von US-Wirtschaftszöllen und darauf, dass das Arbeitsvolumen in Deutschland ansteigt, auch wenn die einzelnen Arbeitsstunden sinken. Laut Becker ist es auch wichtig, andere Faktoren wie die Verfügbarkeit von Fachkräften und Kita-Plätzen zu betrachten.

Insgesamt wird deutlich, dass die Diskussion rund um die Arbeitszeiten nicht alleinige Lösungen für die wirtschaftlichen Probleme Deutschlands bieten kann. Vielmehr muss ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, der die Verknüpfung von Arbeitsmoral, Flexibilität und Produktivität in den Fokus rückt.

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Ort Deutschland
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