Schweden mietet 600 Gefängnisplätze in Estland – Kampf gegen Bandenkriminalität!

Stockholm, Schweden - Schweden sieht sich mit einer alarmierenden Zunahme der Bandenkriminalität konfrontiert, die nun auch Auswirkungen auf das Gefängnissystem des Landes hat. Angesichts des dringenden Bedarfs, die Gefängnisplätze zu erhöhen, plant die schwedische Regierung, Hunderte Straftäter in einem Gefängnis in Tartu, Estland, unterzubringen. Dies gab Schwedens Justizminister Gunnar Strömmer auf einer Pressekonferenz bekannt. Die Vereinbarung soll Mitte des Monats in Stockholm unterzeichnet werden, was auf die Dringlichkeit dieser Maßnahme hinweist.
Aktuell wird die Gefängniskapazität in Schweden von 9.000 auf 27.000 erhöhen, auch um dem Anstieg der gewaltsamen Kriminalität Herr zu werden. Estland hat dazu 400 Zellen in Tartu für bis zu 600 schwedische Häftlinge bereitgestellt. Schweden zahlt 8.500 Euro pro Gefängnisplatz und Monat an Estland. Betroffen sind volljährige Männer, die aufgrund schwerer Vergehen wie Mord, Sexual- oder Wirtschaftsverbrechen verurteilt wurden. Häftlinge mit höherem Sicherheitsrisiko, darunter Terroristen, sind von dieser Regelung ausgeschlossen.
Die Hintergründe der Gewalt
Die steigende Bandenkriminalität ist in Schweden zum größten Problem geworden. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Explosionen, die auf die Rivalität zwischen den Banden zurückgeführt werden. Jüngst explodierten in Stockholm zwei Sprengsätze, jedoch ohne Verletzte. Diese Vorfälle reißen nicht ab: In diesem Jahr wurden bereits neun Explosionen registriert, im Vergleich zu 90 im Vorjahr, von denen viele im Raum Stockholm stattfanden. Alarmierend ist, dass 90 Prozent der Sprengstoffvorfälle unaufgeklärt bleiben. Diese gewaltsamen Auseinandersetzungen werden häufig durch selbst gebaute Sprengsätze oder im Osten Europas beschaffte Handgranaten verstärkt, so faz.net.
Die Mordrate in Schweden ist ebenfalls durch Bandengewalt gestiegen. Daten belegen, dass fast täglich jemand durch Schusswaffengewalt stirbt, was das Land im europäischen Vergleich in ein ungünstiges Licht rückt. Kriminelle Gangs greifen auf brutale Methoden zurück, um ihrem Einfluss zu vergrößern und deren Untergebenen bewusst zu machen, dass Gewalt ein Mittel zur Einschüchterung ist, berichtet zdf.de.
Reaktionen und Maßnahmen der Regierung
Die schwedische Regierung, unter Ministerpräsident Ulf Kristersson, hat ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Bandenkriminalität angekündigt. Dazu zählen unter anderem höhere Strafen für Bandenmitglieder und die Möglichkeit von Abschiebungen ohne verurteilte Straftaten. Diese Planungen sind jedoch umstritten, da Menschenrechtsorganisationen die Maßnahmen kritisch bewerten. Zudem wird das Geschehen vor dem Hintergrund gesehen, dass die Polizei in der Vergangenheit Schwierigkeiten hatte, dem massiven Anstieg der Gewalt Herr zu werden, was zu einem Vertrauensverlust in die Sicherheitskräfte führte.
Die bevorstehende Vereinbarung mit Estland könnte ein erster Schritt in der Reaktion auf diese schwerwiegenden Herausforderungen sein. Der Gefängnisdeal muss jedoch noch vom schwedischen Parlament genehmigt werden und könnte zum 1. Juli nächsten Jahres in Kraft treten, so ostsee-zeitung.de.
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Ort | Stockholm, Schweden |
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