Jüterbogs Pfarrer Wiarda zieht ans Meer: Ein Abschied mit Wehmut
Jüterbogs Pfarrer Wiarda zieht ans Meer: Ein Abschied mit Wehmut
Jüterbog, Brandenburg, Deutschland - Am 17. Juli 2025 nimmt die Evangelische Kirchgemeinde Jüterbog–Kloster Zinna Abschied von einem ihrer markantesten Köpfe: Pfarrer Tileman Wiarda verlässt nach sieben Jahren die Gemeinde. Seine Verabschiedung steht für Sonntag um 16 Uhr in der Nikolaikirche an, und er wird nicht nur für seine seelsorgerischen Dienste, sondern auch für sein politisches Engagement in der Kommune in Erinnerung bleiben.
Wiarda trat 2018 sein Amt an und hat sich seither für eine verstärkte Jugendarbeit sowie die Kooperation mit lokalen Schulen stark gemacht. Doch trotz seiner Bemühungen hat er negative Erfahrungen mit der fehlenden personellen Unterstützung durch den Kirchenkreis gesammelt. Nun zieht es ihn an die Nordsee, wo er in seiner neuen Pfarrstelle in Otterndorf mehr Zeit für die seelsorgerische Arbeit haben möchte. Der 50-Jährige äußerte, dass er der Rolle des „politischen Pfarrers“ entgehen wolle, die ihm in Jüterbog aufgrund des politischen Klimas zunehmend zugefallen ist.
Politisches Klima und Herausforderungen
Das politische Umfeld in Jüterbog war für Wiarda nicht ohne Schwierigkeiten. Zuletzt kam es zu verbalen Angriffen auf ihn und seine Kollegin Pfarrerin Mechthild Falk durch den Bürgermeister Arne Raue, der vor wenigen Wochen der AfD beigetreten ist und damit zum ersten hauptamtlichen AfD-Bürgermeister Brandenburgs wurde. In einem Youtube-Beitrag beschuldigte Raue die beiden Geistlichen, mit ihren Ansichten zu hetzen und die Gesellschaft zu spalten. Diese teilweise schockierenden Angriffe haben zu einem öffentlichen Eklat geführt, der die evangelische Kirche in eine defensive Position zwang. Bischof Christian Stäblein bezeichnete die Angriffe als „unerträglich und nicht duldbar“ und drohte mit rechtlichen Schritten gegen Raue, sollte dieser sich nicht öffentlich entschuldigen.
Der Umgang mit solchen politischen Spannungen zeigt, wie sehr die evangelische Kirche in der Region gefordert ist, sich mit den Herausforderungen einer sich wandelnden Gesellschaft auseinanderzusetzen. Wiarda selbst kritisierte zudem die Bürokratie innerhalb der Landeskirche, die seiner Meinung nach die Attraktivität für jüngere Menschen beeinträchtigt. Ein Beispiel hierfür sei der hohe bürokratische Aufwand bei der Organisation von Jugendfahrten, der vielerorts abschreckend wirke.
Ein Blick in die Zukunft der Kirche
Die Veränderungen, die Wiarda angestoßen hat, sind Teil eines größeren Reformdiskurses innerhalb der Evangelischen Kirche, der darauf abzielt, die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu steigern und die Attraktivität der Kirche zu erhöhen. In diesem Kontext stehen Themen wie die Vereinfachung der Verwaltung, die Förderung ehrenamtlicher Tätigkeiten und die Sicherstellung einer Mitgliederorientierung im Fokus. Es ist klar, dass die Kirche ihre Strukturen anpassen muss, um im digitalen Zeitalter relevant zu bleiben und sich von einem staatsanalogem Aufbau zu lösen.
Abschließend lässt sich sagen, dass Wiarda mit einem Gefühl der Traurigkeit, aber auch der Dankbarkeit in die neue Lebensphase aufbricht. Er verlässt die Jüterboger Gemeinde, die ihn geprägt hat, aber auch als „politischer Pfarrer“ geformt hat. Zukünftig wird er in Otterndorf an der Nordsee, fernab der politischen Turbulenzen, seinen seelsorgerlichen Aufgaben nachgehen und vielleicht auch neue Wege in der Jugendarbeit beschreiten.
Die vergangenen Jahre in Jüterbog werden ihm und seiner Gemeinde immer in Erinnerung bleiben, auch wenn die Richtung nun eine neue ist.
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Ort | Jüterbog, Brandenburg, Deutschland |
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