Erinnerungen an die Bäckerei Schmidt: Templins verlorene Genusswelt

Erinnerungen an die Bäckerei Schmidt: Templins verlorene Genusswelt

Templin, Deutschland - In Templin, an einem Ort, der viele Geschichten birgt, kommt die Vergangenheit in Form von Erinnerungen ans Licht. Heute, am 10. Juli 2025, berichtet der Uckermark Kurier von der ehemaligen Bäckerei Schmidt in der Oberen Mühlenstraße. In einer Serie namens „Historischer Guckkasten“ gibt es ein Foto des Gebäudes, das für viele Templiner von persönlicher Bedeutung ist. Mehrere Anrufer haben sich mit ihren Erinnerungen gemeldet und lebendige Bilder aus der Vergangenheit gezeichnet.

Thea und Berthold Rathgen haben berichtet, dass das Haus einst ihren Schwiegereltern, Margot und Hellmut Rathgen, gehörte. Hellmut übernahm die Bäckerei von seinem Vater, Wilhelm Dackert, der das Gewerbe ursprünglich gegenüber der Familie führte. Diese Verbindung zeigt, wie stark das Handwerk in den Familien Wurzeln geschlagen hat. Später wurde die Bäckerei an Dieter Schmidt übergeben, der jedoch keinen Nachfolger finden konnte, weshalb das Gebäude 2015 verkauft wurde.

Erinnerungen und Geschichten

Die Geschichten, die von ehemaligen Mitarbeitern und Kunden geteilt werden, sind über die Jahre hinweg gewachsen. Berthold Rathgen erinnerte sich, dass die Bäckerei seines Großvaters im Hinterhof war und die Familie darüber wohnte. Die oberen Etagen waren nicht immer eine leichte Aufgabe, da sie am 6. März 1944 durch einen Bombenangriff, der zu 60 Prozent Zerstörung der Stadt führte, in Mitleidenschaft gezogen wurden, was über 200 Menschen das Leben kostete. Dieser historische Kontext ist untrennbar mit den Erinnerungen an das Bäckerhandwerk verknüpft.

Die Verwüstung, die durch diesen Luftangriff angerichtet wurde, ist nicht zu unterschätzen. Am 6. März 2024, also genau 80 Jahre danach, fand ein Gedenken an diesen tragischen Tag in Templin statt. Bürgermeister Detlef Tabbert bezeichnete diesen Tag als den traurigsten im letzten Jahrhundert für die Stadt, was die kollektive Trauer der Einwohner widerspiegelt. Das RBB24 berichtet darüber, dass Zeitzeugen und Schüler an der Gedenkveranstaltung am Waldfriedhof teilnahmen, wo viele der Opfer beigesetzt sind.

Ein schmerzhafter Teil der Geschichte

Die Diskussion um den Luftkrieg während des Zweiten Weltkriegs hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Wie die bundeszentrale für politische Bildung schildert, stellt der Luftkrieg für viele Deutsche ein heikles Thema dar, das oft unter dem Motto „deutsches Tabu“ geführt wird. Während in der britischen Erinnerungskultur die Luftangriffe Teil der nationalen Identität sind, wird in Deutschland oft zu sehr auf die erlittenen Verluste geschaut, während der Kontext des Nationalsozialismus im Hintergrund bleibt.

Ein beängstigender Vorfall, der die jüdische Geschichte Templins betrifft, zeigt zudem, wie verletzlich Erinnerungskultur sein kann: Der Versuch, eine Gedenktafel zur jüdischen Geschichte zu entfernen, hat die Stadt erschüttert. Doch auch wenn diese Tafel angegriffen wurde, ist sie nun wieder fest verankert. Das erinnert uns daran, wie wichtig es ist, die Erinnerungen zu bewahren und ihnen einen Platz in unserer Gegenwart zu geben.

Die Berichte und Erinnerungen an die Bäckerei Schmidt und die eingegangene Zerstörung durch den Krieg bieten nicht nur einen Blick auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Herausforderungen, mit denen die Stadt Templin heute konfrontiert ist. Es ist wichtig, nicht nur die nostalgischen Geschichten zu sammeln, sondern auch die Lektionen aus der Geschichte zu lernen, um zu verstehen, wie wir in der Gegenwart miteinander umgehen wollen.

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OrtTemplin, Deutschland
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