Vom Tiefpunkt zur Pizzalieferantin: Katjas Weg aus der Not in der Uckermark
Vom Tiefpunkt zur Pizzalieferantin: Katjas Weg aus der Not in der Uckermark
Uckermark, Deutschland - Was treibt uns an, wenn das Leben uns an die Wand drängt? Für Katja Müller war es ein Zettel mit einem Stellenangebot, der alles veränderte. Vor drei Jahren, in einer emotionalen Ausnahmesituation, entdeckte die damals 32-Jährige im Prenzlauer Pagoden-Carré das Angebot für eine Stelle als Pizzafahrer. Nach einer schmerzhaften Trennung von ihrem Freund war sie als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern plötzlich allein für ihren Lebensunterhalt zuständig.
Mit einem überaus großen Willen wollte Katja sich eigenständig etwas aufbauen und bewarb sich um den Job bei der Pizzeria „Domino’s“, obwohl sie keinen Führerschein besaß. Doch der Arbeitgeber stellte ihr ein Fahrrad zur Verfügung, was für sie ideal war. Sie bekam die Stelle und liefert seitdem fünf Tage die Woche Pizzen im näheren Stadtgebiet aus. Ihre neue Aufgabe ist eine willkommene Chance, die sie mit beiden Händen ergreift, wie der Nordkurier berichtet.
Eine Herausforderung auf zwei Rädern
Der Job als Pizzafahrerin bringt nicht nur finanzielle Entlastung, sondern auch einige Herausforderungen mit sich. Katja transportiert bis zu drei große Taschen pro Tour und schätzt das Team sowie die vereinfachte Arbeit durch den E-Motor des Fahrrades. Dennoch bleibt ihr nicht verborgen, dass die Sicherheit im Straßenverkehr oft zu wünschen übrig lässt. Mehrfach geriet sie in gefährliche Situationen und sehnt sich nach mehr Rücksichtnahme von Autofahrern. Bisher hatte sie nur einen schweren Sturz, hat sich jedoch gut an die neue Routine gewöhnt. So gelingt es ihr, Familie und Beruf zu verbinden und abends zu Hause zu kochen, um Geld zu sparen.
Die Arbeitsmarktsituation in der Uckermark ist nicht einfach. Laut den neuesten Zahlen liegt die Arbeitslosenquote in dieser Region bei 11,3 Prozent, mit 6.494 gemeldeten Arbeitslosen im Juni 2025, von denen 74,6 Prozent Bürgergeldbezieher sind. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit um 0,6 Prozentpunkte gestiegen. Diese Zahlen machen eindrucksvoll deutlich, wie hart das Leben für viele Alleinerziehende ist, die oft mit finanziellen Herausforderungen zu kämpfen haben. Das unterstreicht auch die Staatsarbeitsagentur.
Die Situation Alleinerziehender
Die Bertelsmann Stiftung hat wiederholt darauf hingewiesen, dass Alleinerziehende das höchste Armutsrisiko tragen. Trotz ihrer Bemühungen, ihren Lebensunterhalt zu sichern, stehen sie häufig vor enormen finanziellen Hürden. Eine Expertin der Stiftung, Sarah Menne, fordert deshalb eine wirksamere finanzielle Unterstützung. Unverzichtbar sind auch Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Hierzu zählen gute Kitaplätze, verlässliche Betreuungsangebote in Schulen und flexible Arbeitszeitmodelle der Unternehmen.
Die Gesellschaft steht also vor großen Herausforderungen. Es ist nicht nur an der Zeit, die Situation von Alleinerziehenden besser zu verstehen, sondern auch aktiv an Lösungen zu arbeiten. Für Katja Müller ist der Job als Pizzafahrerin ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Unterstützung von außen bleibt unerlässlich. Sie und viele andere Alleinerziehende benötigen nicht nur ein Auskommen, sondern auch ein unterstützendes Umfeld, um ihren Alltag zu meistern.
Die Politik ist in der Pflicht, Anreize zu schaffen, damit Väter mehr Verantwortung für die Kinderbetreuung übernehmen und endlich die Rahmenbedingungen schaffen, die Familien in Deutschland dringend benötigen. Ein ernsthaftes Engagement in diesen Bereichen könnte vielleicht vielen Familien das Leben spürbar erleichtern, anstatt sie in der Armutsfalle zu belassen, wie die Bertelsmann Stiftung betont.
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Ort | Uckermark, Deutschland |
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