Diabetes-Alarm: Pharmaindustrie droht mit Verzicht auf Metformin!

Deutschland - In Deutschland regt sich Widerstand in der Pharmaindustrie gegen die neue EU-Abwasserrichtlinie, die zu Beginn des Jahres 2025 in Kraft treten wird. Diese Richtlinie zielt darauf ab, die Wasserqualität zu verbessern und den Umweltschutz zu fördern. Ein zentrales Element ist der Ausbau von Kläranlagen um eine vierte Reinigungsstufe, die speziell zur Entfernung von Medikamentenrückständen im Abwasser beitragen soll. Die Hersteller von Arzneimitteln sind angewiesen, an den Kosten dieser Maßnahmen beteiligt zu werden, was für viele Unternehmen, insbesondere im Bereich der Generika, erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen könnte.
Gemäß Remszeitung könnten die Mehrkosten für das weit verbreitete Diabetes-Medikament Metformin um bis zu 445 Prozent steigen. Metformin, das gegen Typ-2-Diabetes eingesetzt wird, spielt eine entscheidende Rolle für etwa 2,9 Millionen Betroffene in Deutschland. Der derzeitige Verkaufspreis von rund 2 Cent pro Tablette könnte damit stark ansteigen und die jährlichen Behandlungskosten für die Patienten von 350 Millionen Euro auf über 1,8 Milliarden Euro katapultieren.
Die neue Abwasserrichtlinie im Detail
Die EU-Richtlinie über kommunales Abwasser wurde am 5. November 2024 verabschiedet und ersetzt die alte EG-Richtlinie aus dem Jahr 1991. Laut Taylor Wessing belaufen sich die zusätzlichen Kosten für Pharmaunternehmen in Deutschland auf über 36 Milliarden Euro in den nächsten 30 Jahren. Die Hersteller sind verpflichtet, diese Kosten basierend auf der Menge und Toxizität ihrer Produkte zu tragen, was viele große Unternehmen veranlasst, über einen Rückzug ihrer Produkte nachzudenken.
Die Diskussion um Metformin ist dabei besonders brisant. Während Hersteller wie Zentiva und sogar der Branchenriese Sandoz erwägen, die Produktion einzustellen, befürchten Experten, dass mögliche Ersatzmedikamente nicht nur teurer sind, sondern auch mit höheren Nebenwirkungen und Therapiefaulheiten verbunden sind. Die Verwendung von Alternativen wie Gliflozinen oder Insulin bringt zusätzliche Risiken für die Patienten mit sich, während Metformin nach wie vor als guter und kostengünstiger Wirkstoff gilt.
Politische Reaktionen und Ausblick
Auf politischer Ebene wird die Situation ebenfalls kontrovers diskutiert. Der CDU-Gesundheitspolitiker Peter Liese fordert eine erneute Kostenanalyse und warnt vor den möglichen Folgen für die Patienten und die Krankenkassen. Die Geschäfte von zahlreichen Pharmaunternehmen könnten durch die neuen Bestimmungen erheblich beeinträchtigt werden. Der EU-Gesundheitskommissar Olivér Várhelyi prüfen aktuell alternative Wege zur Kostenbeteiligung der Industrie.
Die Branche selbst schlägt vor, die Mehrkosten über höhere Abwassergebühren auf die Privathaushalte umzulegen. Dies findet jedoch wenig Anklang. Jutta Paulus, eine EU-Umweltpolitikerin, lehnt diese Strategie ab und fordert eine einheitliche Kostenübernahme durch die Verursacher selbst. Die neue Abwasserrichtlinie wird ab dem 1. Januar 2025 wirksam, und die nationale Umsetzung in Deutschland hat eine Frist von 30 Monaten. Die Fristen zur Anpassung der Kläranlagen müssen dringend im Auge behalten werden, um böse Überraschungen für die Patienten und die Gesundheitsversorgung zu vermeiden.
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