Die Ndrangheta im Rems-Murr-Kreis: Weinbau unter mafiösem Druck!

Fellbach, Deutschland - Die kalabrische Ndrangheta hat offenbar ihre kriminellen Aktivitäten bis nach Fellbach im Rems-Murr-Kreis ausgeweitet. Dies wurde durch italienische Ermittlungsakten bestätigt, die enthüllen, dass ein Mafioso im Jahr 2020 behauptete, die Mafia sei stark im Weinbau in dieser Region involviert. Diese Entwicklungen gewinnen zusätzliche Brisanz durch neue Details zur sogenannten „Operation Boreas“, die im SWR-Podcast „Mafialand“ zur Sprache kamen.

Im Rahmen dieser Operation, die als spektakulär beschrieben wird, fanden am 1. April 2025 umfassende Razzien in mehreren deutschen Bundesländern sowie Italien statt. Das Hauptziel war die Verhaftung von Personen, die Verbindungen zur Ndrangheta hatten oder diese unterstützten. In Deutschland wurden unter anderem Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und das Saarland durchsucht. Besonders betroffen war dabei der Rems-Murr-Kreis sowie der Großraum Stuttgart.

Operation Boreas und Festnahmen

Insgesamt wurden 29 Personen in Italien festgenommen, darunter Anwälte und Buchhalter, während in Deutschland zehn festgenommen wurden. Deutsche Medien berichten von insgesamt 34 Festnahmen. Die Verhaftung eines Polizisten aus Aalen wegen des Verdachts auf Geheimnisverrat und Unterstützung der Ndrangheta hat zusätzliche Aufmerksamkeit erregt. Oberstaatsanwalt von Catanzaro erklärte, dass die Operation auch die Aktivitäten der Clans aus Cirò und Cariati in Deutschland aufdeckt.

Die Ermittlungen zeigen eine komplexe Struktur der Ndrangheta in Deutschland, die durch Einschüchterung und Gewalt italienische Unternehmer:innen dazu zwingt, Produkte abzunehmen. Insbesondere in Cariati kam es zu einem unlauteren Wettbewerb, unterstützt durch Drohungen und Gewalt gegen Geschäftspartner. Diese Vorfälle verdeutlichen die verbreitete Präsenz organisierter Kriminalität, zu der auch die Ndrangheta zählt.

Hintergrund zu organisierter Kriminalität in Deutschland

Organisierte Kriminalität wird laut der Gemeinsamen Arbeitsgruppe von Justiz und Polizei als eine Form der Kriminalität definiert, die von Gewinn- oder Machtstreben geprägt ist und die Beteiligung mehrerer Personen umfasst. In Deutschland wurden 2023 insgesamt 642 Ermittlungsverfahren zur organisierten Kriminalität registriert. Insbesondere der Rauschgifthandel und Cybercrime sind Haupttätigkeitsfelder in diesem Bereich.

Rund 7.350 Tatverdächtige sind in Deutschland erfasst, von denen etwa 4.960 Personen nicht deutscher Nationalität sind, darunter vorwiegend Türken, Serben, Polen und Albaner. Auch Ableger italienischer Mafiaorganisationen sind in Deutschland aktiv, was auf die internationale Dimension der organisierten Kriminalität hinweist.

Die jüngsten Ereignisse verdeutlichen die Dringlichkeit eines einheitlichen europäischen Strafrechts, wie es der Polizeipräsident von Catanzaro fordert. Nur so kann der Einfluss von mafiosen Strukturen in Deutschland und Europa wirksam bekämpft werden.