Europa kämpft um digitale Souveränität: Abhängigkeit von Big Tech!

Europa, Deutschland - Europa befindet sich in einer kritischen Phase seiner digitalen Unabhängigkeit. Der Kontinent ist stark von den Technologien großer US-amerikanischer und chinesischer Unternehmen abhängig. Dies betrifft nicht nur die öffentliche Verwaltung in Deutschland, die überwiegend US-Technologie nutzt, sondern auch zahlreiche europäische Unternehmen, die 96 Prozent ihrer digitalen Technologien importieren. Die Abhängigkeit von externen Akteuren birgt erhebliche Risiken, insbesondere angesichts geopolitischer Spannungen und unvorhersehbarer politischer Entscheidungen in den USA, wie etwa mögliche Executive Orders, die US-IT-Unternehmen betreffen könnten. Experten warnen, dass diese einseitigen Abhängigkeiten in Krisensituationen zu Problemen führen können, und fordern dringende Maßnahmen zur Stärkung der digitalen Souveränität Europas.
Eine aktuelle Studie des Bitkom zeigt, dass nur ein Viertel der deutschen Unternehmen aktiv als Anbieter gegenüber ausländischen Partnern agiert. Die Abhängigkeit ist besonders hoch bei Schlüsseltechnologien wie Halbleitern, Quantencomputing und 5G-Komponenten. Unternehmen hegen Bedenken hinsichtlich des Vertrauens in internationale Zulieferer, wobei sie europäische Partner als deutlich vertrauenswürdiger ansehen. Angesichts dieser Bedrohungen sehen viele Unternehmen die Dringlichkeit, die digitale Souveränität Deutschlands zu stärken.
Nulltoleranz gegenüber einseitigen Abhängigkeiten
Um die digitale Unabhängigkeit Europas voranzutreiben, wurden verschiedene Vorschläge unterbreitet. So sollte ein „Buy more European“-Prinzip für Cloud-Dienste eingeführt werden, um europäische Anbieter zu unterstützen. Zudem schlägt Tagesspiegel vor, öffentliche Investitionen zu nutzen, um europäische Unternehmen in Schlüsseltechnologien wie Halbleitern, KI und Quantencomputing zu stärken. Ein Souveränitätsfonds für diese Technologien könnte erheblich zur Sicherung der europäischen digitalen Infrastruktur beitragen.
Für die erfolgreiche Umsetzung dieser Maßnahmen benötigt Europa politischen Willen. Das geplante Digitalministerium sollte sich als Ministerium für digitale Souveränität positionieren. Eine zentrale Initiative, die „EuroStack“, zielt darauf ab, die digitale Infrastruktur Europas nachhaltig zu stärken. Diese Initiative wird notwendig sein, um die Abhängigkeit von externen Technologien zu verringern und europäische Innovationen zu fördern. Um dies zu erreichen, wird eine Investition von schätzungsweise 300 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren angestrebt.
Die Rolle von Unternehmen und neuen Technologien
Die Geopolitik beeinflusst die digitale Souveränität Europas erheblich. Die Nähe von Tech-Unternehmen zu politischen Entscheidungsträgern, wie sie in den USA zu beobachten ist, stellt eine Herausforderung für die digitale Welt dar. Insbesondere der drohende Zoll-Konflikt zwischen der US-Regierung und der EU wegen der Rechtsdurchsetzung gegenüber großen Technologiekonzernen verdeutlicht die Fragilität der digitalen Souveränität.
Die Diskussion über digitale Souveränität umfasst nicht nur Rohstoffe und Infrastruktur, wie in der Netzpolitik thematisiert, sondern auch die unmittelbaren Akteure: Staaten, Unternehmen und die Zivilgesellschaft. Kritiker warnen vor einem eventuell entstehenden Techno-Nationalismus und fordern eine demokratische Governance und Transparenz im Umgang mit digitalen Technologien.
In Zukunft wird der Erfolg der europäischen digitalen Unabhängigkeit stark von der Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Institutionen und der privaten Industrie abhängen. Das Potenzial für Innovation ist vorhanden, doch die Umsetzung der nötigen Reformen bleibt eine große Herausforderung. Nur mit einem klaren Fokus auf die Stärkung der digitalen Souveränität kann Europa sicherstellen, dass es in der globalen digitalen Wirtschaft nicht ins Hintertreffen gerät.
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Ort | Europa, Deutschland |
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