Hunger und Kugeln: Rafah wird zum Schauplatz der Hölle

Rafah, Gaza, Palästina - In den letzten Tagen hat sich die Situation im Gazastreifen dramatisch zugespitzt. Während Menschen in der Region dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind, haben Berichte über Gewalt und Chaos bei Hilfsausgaben stark zugenommen. Ein besonders tragischer Vorfall ereignete sich am 3. Juni, als mindestens 27 Palästinenser bei einem Zwischenfall in einem Verteilungszentrum für humanitäre Hilfe in der Nähe von Rafah getötet wurden. Zeugen berichten von unvorstellbarem Schrecken, als israelische Truppen das Feuer auf Zivilisten eröffneten, die in der Hoffnung auf Nahrungsmittel um Hilfe baten. Dies ist nicht der erste derartige Vorfall in dieser Region; bereits am 1. Juni wurden etwa 30 Zivilisten in einem ähnlichen Ereignis getötet. Die israelische Armee und die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) wiesen die Berichte über das Schießen auf Zivilisten jedoch zurück und verwiesen darauf, dass die Menschen die als sicher gekennzeichneten Sicherheitskorridore verlassen hätten, bevor es zu dem Feuergefecht kam.
Zu den Opfern zählt auch der 13-jährige Yazan Musleh, der in einem Zelt im Nasser Hospital in Khan Younis behandelt wird. Sein Vater, Ihab Musleh, erzählt von der schrecklichen Erfahrung, als sie zusammen mit seinem 15-jährigen Bruder Yazid zum Verteilungszentrum gingen, um Hilfe zu suchen. Nach einem langen Fußmarsch näherte sich die Familie der GHF-Anlaufstelle, als plötzlich schwere Schüsse fielen. Yazan wurde dabei in den Bauch getroffen, was schwerwiegende Verletzungen zur Folge hatte. Ihab Musleh schöpfte keinen Verdacht, da sie nur nach Nahrung für ihre Familie suchten, die aus Hunger leidet. Diese Tragödien unterstreichen die verheerende humanitäre Krise, die durch die seit März 2023 bestehende Blockade und die daraufhin eingeleiteten Einschränkungen verschärft wurde.
Die humanitäre Krise im Gazastreifen
Die Gaza Humanitarian Foundation wurde erst Ende Mai 2025 gegründet und hat die Hilfsgüterverteilung erst vor einer Woche gestartet. Ihr amerikanischer Direktor, Jake Wood, trat jedoch vor Beginn der Verteilung zurück und äußerte Bedenken hinsichtlich der Einhaltung humanitärer Prinzipien. Der UN-Kinderhilfsdienst UNICEF sowie andere internationale Organisationen haben ebenfalls Alarm geschlagen und auf die äußerst besorgniserregenden Lebensumstände der Zivilbevölkerung hingewiesen. Schätzungen zufolge sind über 90 % der Bevölkerung Gazas seit Oktober 2023 intern Vertriebene. Der Verteilungsprozess der GHF, der an nur vier Standorten erfolgt, führt zu langen Wartezeiten und chaotischen Zuständen, wobei die Zivilisten in der Masse um HILFE konkurrieren müssen.
Die Schließung aller Verteilungszentren am 4. Juni 2025 ist eine Reaktion auf die eskalierende Gewalt. Ein Sprecher der israelischen Armee gab an, dass diese aufgrund von „Renovierungs-, Organisations- und Effizienzverbesserungsarbeiten“ geschlossen wurden, während die Bewohner Gazas gewarnt werden, sich von diesen Gebieten fernzuhalten, die als Kampfgebiete gelten. Die GHF fordert dringend Verbesserungen der Sicherheitsmaßnahmen und fordert klarere Richtlinien für Zivilisten, damit solche Tragödien in Zukunft vermieden werden können. Die international tätigen Organisationen, darunter das Internationale Komitee vom Roten Kreuz, haben die Situation als verhängnisvoll beschrieben. Ihre Berichte bestätigen die hohen Opferzahlen bei der Hilfsgüteverteilung und bekräftigen die Dringlichkeit internationaler Unterstützung.
Mit dem Vorhaben, die Verteilung ab dem 5. Juni 2025 wieder aufzunehmen, bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Veränderungen im System tatsächlich Einhaltung von humanitären Prinzipien fördern oder ob die kritische Lage der Zivilbevölkerung weiter bestehen bleibt. Die derzeitige Struktur und Vorgehensweise der GHF wird von vielen als eine gefährliche Instrumentalisierung humanitärer Hilfe angesehen, was die Fortdauer der Misere der Menschen im Gazastreifen nur verschärfen könnte. Es bleibt zu hoffen, dass internationale Bemühungen und Druck zu einem sofortigen Umdenken führen.
Für weitere Informationen siehe Al Jazeera, The Conversation und Tagesschau.
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Ort | Rafah, Gaza, Palästina |
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