Prora: Zwischen Ostsee-Tourismus und NS-Vergangenheit – Wohin geht die Reise?

Prora, einst NS-Urlaubsresort, erfährt Wandel: positive Entwicklungen, Herausforderungen bei langfristiger Strategie.
Prora, einst NS-Urlaubsresort, erfährt Wandel: positive Entwicklungen, Herausforderungen bei langfristiger Strategie. (Symbolbild/NAG)

Prora, Deutschland - Die Ferienanlage Prora auf der Insel Rügen, die einst als monströse Errungenschaft der Nationalsozialisten geplant wurde, steht im Zentrum aktueller Diskussionen. Kritiker bemängeln die fehlende klare Strategie für die langfristige Entwicklung des Standorts. Während die Anlage, bekannt als der „Koloss von Rügen“, in der Hochsaison Touristen anzieht, zeigt sich, dass die bisherigen Probleme möglicherweise durch neue Bauprojekte noch verschärft werden könnten. Prora hat etwa 800 Einwohner und einige positive Entwicklungen wie die steigende Beliebtheit einer Jugendherberge sowie sanierte Wohnblöcke verzeichnet. Dennoch bleibt der Leerstand eines Großteils der Gebäude ein Thema, das uneingeschränkten Handlungsbedarf signalisiert. Der Stand der Dinge in Prora spiegelt die ambivalente Beziehung zur NS-Vergangenheit wider, die hier tief verwurzelt ist. InFranken berichtet, dass die lediglich rudimentär ausgeführten Bauarbeiten der Vergangenheit an die Herausforderungen erinnern, mit denen moderne Tourismusprojekte an geschichtsträchtigen Orten konfrontiert sind.

Die Durchdringung der NS-Architektur ist unübersehbar. Geplant wurde Prora in den 1930er-Jahren von der NS-Organisation „Kraft durch Freude“, um für 20.000 Urlauber gleichzeitig erschwingliche Ferien zu bieten. Der Bau begann 1936 unter der Leitung des Architekten Clemens Klotz, dessen monumentale Gestaltung den Geist der Zeit widerspiegelt. Diese Architektur ist nicht nur Ausdruck der ästhetischen Vorlieben des Regimes, sondern auch ein Instrument zur ideologischen Stärkung der Bevölkerung. Der Fokus auf Monumentalität und asketische Fassadengestaltung sollte die Überlegenheit der arischen Rasse symbolisieren. Wikipedia beschreibt, dass solche Elemente in zahlreichen Bauten des NS-Regimes zu finden sind, die in vielen deutschen Städten noch sichtbar sind.

Historische Nutzung und Verfall

Die ursprünglichen Planungen jedoch blieben unerfüllt, da der Zweite Weltkrieg die Bauarbeiten 1939 stoppte. Nie sollten Urlauber in den geplanten Zimmern mit Meerblick residieren. Stattdessen wurden die Rohbauten von der Wehrmacht und später von der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR als Kasernen genutzt. Nach Kriegsende verfiel der Komplex. In den letzten Jahren sind allerdings Anstrengungen unternommen worden, Teile des Gebäudes zu sanieren, um die Kuranz des für das NS-Regime symbolischen Bauwerks zu wahren. Doch auch die Nutzung und der Umgang mit diesem historischen Erbe bleiben umstritten, was zu intensiven Debatten führt.

Ein zentraler Punkt in der Diskussion um Prora ist das wiederkehrende Interesse an der NS-Geschichte. Die Dokumentation im Gebäude selbst thematisiert die dunkle Vergangenheit und zieht zahlreiche Besucher an. Zudem bietet das Naturerbe-Zentrum mit seinem Baumwipfelpfad beeindruckende Ausblicke über Küste und Wälder, was nicht nur für Touristen, sondern auch für die Einwohner von Bedeutung ist. Auch die Sandskulpturen-Ausstellung im Glaspalast Prora auf 4.000 Quadratmetern ist ein beliebtes Ziel, das jährlich mit einem neuen Thema begeistert. Diese Aktivität stärkt die touristische Attraktivität, doch die ambivalente Beziehung zu dieser Vergangenheit bleibt untrennbar. Welt verweist darauf, dass auch andere solche Überbleibsel des NS-Regimes, wie etwa die ambitionierten Pläne Albert Speers für die „Welthauptstadt Germania“, ähnliche Herausforderungen an den Tag legen.

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Ort Prora, Deutschland
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