Gletscherabbruch: Blatten versinkt im Chaos – Ein Dorf ist verloren!

Ein dramatischer Gletscherabbruch im Lötschental verwüstete Blatten. 306 Einwohner evakuiert, Naturkatastrophe war unvorhersehbar.
Ein dramatischer Gletscherabbruch im Lötschental verwüstete Blatten. 306 Einwohner evakuiert, Naturkatastrophe war unvorhersehbar. (Symbolbild/NAG)

Blatten, Schweiz - Am 28. Mai 2025 ereignete sich im Walliser Dorf Blatten eine verheerende Naturkatastrophe, als Teile des Birchgletschers mit mehr als neun Millionen Kubikmetern Gestein ins Lötschental abbrachen. Der Gletscherabbruch begrub das Dorf nahezu vollständig unter einem Schuttberg, der mehrere Dutzend Meter hoch ist. Zu diesem Zeitpunkt lebten im Dorf 306 Einwohner, die zuvor in Sicherheit gebracht wurden, sowie zahlreiche Tiere, darunter Kühe, Hasen und Schafe. Trotz der Evakuierung wird eine Person im Katastrophengebiet vermisst, und die Auswirkungen auf die Bewohner sind gravierend.

Die Walliser Regierung hatte bereits vor dem dramatischen Abbruch eine besondere Lage ausgerufen und die Bevölkerung aufgefordert, das betroffene Gebiet zu meiden. Dennoch geschah der Abbruch ohne vorherige Warnzeichen. Um 15:30 Uhr stürzte der Gletscher ab und erzeugte eine Druckwelle, die weit spürbar war, begleitet von einem hörbaren Knall und einer Rauchwolke. Berichte über einen kurzfristigen Stromausfall folgten.

Emotionale und physische Folgen

Für die Bewohner Blattens ist der Verlust ihrer Heimat nicht nur physisch, sondern auch emotional schwerwiegend. Regula Ritler, eine Anwohnerin, betont ihre persönliche Verbindung zu Blatten, wo sie ihre Tante und Großmutter verloren hat. Ein älterer Mann aus Wiler, der seit 71 Jahren dort lebt, schildert den seelischen Verlust als das größte Problem. Viele junge Menschen hatten gerade erst neue Häuser in Blatten errichtet.

Die Situation könnte sich weiter verschärfen. Experten warnen vor möglichen weiteren Abbrüchen am Kleinen Nesthorn, wo mehrere Hunderttausend Kubikmeter Fels als instabil gelten. Die Eisschmelze auf den umliegenden Bergen sowie im Schuttkegel könnte zudem den Schuttberg destabilisieren. MeteoSchweiz gab ebenfalls eine Warnung vor Gewittergefahr und Sturmböen heraus, die die Lage zusätzlich gefährden können.

Klimawandel und seine Rolle

Das Ereignis in Blatten ist nicht isoliert zu betrachten. Mylène Jacquemart, Glaziologin an der ETH Zürich, bezeichnete den Gletscherabbruch als unvorhersehbar. Faktoren wie der Klimawandel und die damit verbundene Eisschmelze verstärken die Risiken in den Schweizer Alpen. Eine Studie der WSL zeigt einen klaren Zusammenhang zwischen kleineren Erdrutschen und dem Klimawandel, während größere Erdrutsche wie der von Blatten schwerer zuzuordnen sind.

Die durchschnittliche Temperatur in der Schweiz ist seit der vorindustriellen Zeit um nahezu 3 °C gestiegen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Zwangsumsiedlungen in der Schweiz aufgrund von Naturkatastrophen kontinuierlich an; im Jahr 2024 erreichte sie mit 1100 Fällen einen Höchststand.

In der Region wurden bereits Maßnahmen ergriffen, um die Überwachung von Bodenbewegungen zu verbessern. Diese erfolgt durch den Einsatz von Satellitenbildern, Radargeräten und Sensoren. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Behörden, Unternehmen und Forschern sollen potenzielle Gefahren frühzeitig erkannt werden, um das Risiko für die Bevölkerung zu vermindern. Dennoch gestalten sich präventive Eingriffe bei großen Materialmengen und in schwer zugänglichen Gebieten als äußerst schwierig.

Die Katastrophe von Blatten zieht weitreichende Fragen zur Sicherheit und den künftigen Lebensbedingungen in alpinen Regionen nach sich. Die Verantwortlichen stehen vor der Herausforderung, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung in einer derart gefährdeten Umgebung abzusichern, während die Natur weiterhin unberechenbar bleibt. Die Glückskette hat bereits eine Sammelaktion gestartet, um den Betroffenen im Lötschental zu helfen, während die Menschen vor Ort versuchen, sich mit ihrer neuen, traurigen Realität zurechtzufinden.

dewezet.de,
srf.ch,
swissinfo.ch

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Ort Blatten, Schweiz
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