Rentner in Deutschland: Rekordzahl bleibt im Job – Armut oder Wille?

Zahl der arbeitenden Rentner in Deutschland erreicht 2025 Rekordhöhe. Anstieg auf über 1,1 Millionen – Gründe und Auswirkungen erläutert.
Zahl der arbeitenden Rentner in Deutschland erreicht 2025 Rekordhöhe. Anstieg auf über 1,1 Millionen – Gründe und Auswirkungen erläutert. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - Die Zahl der arbeitenden Rentner in Deutschland hat einen neuen Rekordstand erreicht. Im vergangenen Jahr waren über 1,1 Millionen Menschen ab 67 Jahren erwerbstätig, wie faz.net berichtet. Damit ist die Anzahl der arbeitenden Rentner um 51.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dies markiert einen bemerkenswerten Anstieg, da sich die Zahl der aktiven Rentner seit 2004 sogar vervierfacht hat – damals waren lediglich 288.000 Rentner erwerbstätig.

Die Gesamtzahl der Rentner in Deutschland stieg von 19,6 Millionen im Jahr 2004 auf 21,4 Millionen im Jahr 2022. Diese Entwicklung wirft Fragen zur Erwerbsbeteiligung älterer Menschen auf. Der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann kritisierte, dass Rentner in Deutschland zu wenig arbeiten, was von der BSW-Chefin Sahra Wagenknecht als „Verhöhnung“ der Rentner beschrieben wurde. Wagenknecht unterstrich, dass viele Rentner aus finanziellen Gründen gezwungen sind, länger zu arbeiten.

Demografischer Wandel und Erwerbsbeteiligung

Die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen. Laut Destatis stieg die Erwerbsbeteiligung der 60- bis 64-Jährigen von 50 % im Jahr 2013 auf 65 % im Jahr 2023. Unter den 65- bis 69-Jährigen ist der Anteil erwerbstätiger Personen von 13 % auf 20 % gewachsen. Im Jahr 2023 waren 69 % der Männer und 61 % der Frauen im Alter von 60 bis 64 Jahren erwerbstätig.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist, dass sich die Erwerbsbeteiligung zwischen den Geschlechtern unterscheidet. Bei den 65- bis 69-Jährigen waren 24 % der Männer und 17 % der Frauen in einem Arbeitsverhältnis. Ein Grund für diesen Anstieg ist die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67 Jahre seit 2012. Höhere Bildungsabschlüsse korrelieren ebenfalls mit einer längeren Erwerbsbeteiligung; 2023 hatten Hochqualifizierte eine Arbeitsquote von 75 %, während Geringqualifizierte nur 53 % erzielten.

Finanzielle Voraussetzungen und gesellschaftliche Teilhabe

Die Entscheidung, auch im Alter weiter zu arbeiten, kann nicht nur finanzielle Gründe haben. Arbeiten im Rentenalter erhöht die gesellschaftliche Teilhabe und hilft, Altersarmut entgegenzuwirken. Rund 40 % der Erwerbstätigen ab 65 Jahren lebten überwiegend von ihrem Arbeits­einkommen, was etwa 643.000 Personen entspricht. Im Gegensatz dazu lebten 57 % dieser Altersgruppe hauptsächlich von ihrer Rente oder ihrem Vermögen. Ein auffälliger Trend ist, dass 31 % der Erwerbstätigen ab 65 Jahren selbstständig sind, was im Vergleich zu 13 % in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen und fast viermal so hoch wie im Durchschnitt aller Erwerbstätigen ist.

Diese Entwicklungen spiegeln den demografischen Wandel wider, der in Deutschland spürbar ist. Eine umfassende Analyse der Situation älterer Menschen und ihrer Erwerbsbeteiligung bietet auch der neunte Altersbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der zeigt, wie sich die Lebensrealitäten und Herausforderungen älterer Menschen in Deutschland weiterentwickeln.

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Ort Deutschland
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