Pilotprojekt in Stendal: Feuerwehr-Ausbildung jetzt auch unter der Woche!

Im Altmarkkreis Salzwedel wird ein neues Ausbildungskonzept für freiwillige Feuerwehrleute erprobt, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Im Altmarkkreis Salzwedel wird ein neues Ausbildungskonzept für freiwillige Feuerwehrleute erprobt, um Fachkräftemangel entgegenzuwirken. (Symbolbild/NAG)

Pilotprojekt in Stendal: Feuerwehr-Ausbildung jetzt auch unter der Woche!

Tangermünde, Deutschland - In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Feuerwehren, aber die Freiwilligen Feuerwehren spielen eine besonders wichtige Rolle. Mit rund 48.100 Feuerwehren, von denen die meisten freiwillig organisiert sind und über eine Million Mitglieder haben, sind sie ein wesentlicher Bestandteil des Katastrophenschutzes. Umso alarmierender ist die Tatsache, dass vielen dieser Wehren in Sachsen-Anhalt speziell ausgebildete Mitglieder fehlen. Laut einem Bericht von MDR fehlen oft die nötigen Voraussetzungen für eine umfassende Ausbildung, insbesondere für Berufstätige, die am Wochenende keine Zeit für Schulungen finden können. Daher wurde ein spannendes Pilotprojekt im Landkreis Stendal ins Leben gerufen, das eine Ausbildung unter der Woche ermöglicht. Diese Initiative zielt darauf ab, die Lage zu verbessern, indem interessierte Feuerwehrleute während ihrer Arbeitszeit an Schulungen teilnehmen können, ohne das Gefühl zu haben, dass ihre beruflichen Verpflichtungen darunter leiden müssen.

Das Pilotprojekt hat sich bereits bewährt. In Tangermünde beispielsweise konnten die regulären Ausbildungszeiten für die Truppmannausbildung von sieben bis acht Wochenenden auf nur fünf Tage komprimiert werden. Bei diesem intensiven Ansatz konnten beim ersten Kurs mindestens drei neue Feuerwehrleute ausgebildet werden. Landrat Patrick Puhlmann hebt die Bedeutung dieses Projekts hervor und betont, wie wichtig gut ausgebildete Feuerwehrleute für die Sicherheit der Bevölkerung sind. Er unterstützt die Maßnahme, welche die beteiligten Kommunen finanziell untermauern, in der auch das Gehalt der Kameraden berücksichtigt wird. Allerdings stellt das Innenministerium klar, dass eine gesetzliche Freistellung für Einsätze nicht überstrapaziert werden sollte, was den Druck auf die Arbeitgeber erhöht, die Mitarbeiter freizustellen.

Ausbildung und Anforderungen

Die Grundausbildung in der Freiwilligen Feuerwehr, auch bekannt als Truppmannausbildung, ist eine Pflicht für alle Feuerwehranwärter. Sie besteht aus zwei Teilen, wobei der erste Teil 70 Stunden Theorie und Praxis umfasst. Hier lernen die Feuerwehrleute alles Wichtige zur Brandbekämpfung, technischen Hilfeleistungen und rechtlichen Aspekten. Dabei gibt es verschiedene Unterrichtsvarianten, die auch die Möglichkeit bieten, unter der Woche abends zu lernen oder in Intensivlehrgängen über 10 bis 14 Tage. Nach Abschluss dieser Grundausbildung müssen die Anwärter über zwei Jahre an regulären Ausbildungseinheiten ihrer Feuerwehr teilnehmen, um die notwendigen 80 Stunden für die offizielle Ernennung zum Feuerwehrmann zu erreichen ab-zur-feuerwehr.de berichtet.

In den letzten Jahren hat sich die Aufgabenverteilung der Feuerwehren gewandelt. Während die klassischen Löscheinsätze immer noch eine zentrale Rolle spielen, ist der Einsatzauftrag mittlerweile vielfältiger geworden: von Menschenrettung über technische Hilfeleistungen bis zur Tierrettung – die Anforderungen an die Freiwilligen Feuerwehren sind gestiegen statista.com dokumentiert diese Entwicklung durch die Vielzahl an Einsätzen, die die Feuerwehren im Jahr 2022 zu bewältigen hatten.

Zukunftsvisionen und Herausforderungen

Doch die Freiwilligen Feuerwehren stehen nicht nur vor Herausforderungen hinsichtlich der Ausbildung. Der Landesfeuerwehrverband sieht den Bedarf an speziell geschulten Kräften, denn die Zahlen stagnieren und die Aufgaben werden vielfältiger. Lehrgänge für spezialisierte Aufgaben wie Sprechfunker oder Maschinist sind ebenso im Angebot, während die Möglichkeit besteht, auch weitere Schulungen an Landesfeuerwehrschulen in Anspruch zu nehmen. Die Feuerwehr des Landkreises Stendal setzt darauf, auch weiterhin Wochenendkurse anzubieten, um den verschiedensten Bedürfnissen gerecht zu werden.

Die Feuerwehr ist mehr als ein Beruf – sie ist eine Berufung. Die Bereitschaft, im Notfall zu helfen, braucht gut ausgebildete Kräfte. Nur so kann die Sicherheit der Bevölkerung gewährleistet werden. Das Pilotprojekt in Sachsen-Anhalt ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob diese Initiative Nachahmer findet und ob der Umgang mit der Freistellung der Feuerwehrleute sich nachhaltig verbessert.

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OrtTangermünde, Deutschland
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