Literaturwissenschaftler Albrecht Schöne: Ein Leben für Goethe und mehr!

Albrecht Schöne, ein wegweisender Literaturwissenschaftler der Uni Göttingen, verstarb 2025 kurz vor seinem 100. Geburtstag.
Albrecht Schöne, ein wegweisender Literaturwissenschaftler der Uni Göttingen, verstarb 2025 kurz vor seinem 100. Geburtstag. (Symbolbild/NAG)

Göttingen, Deutschland - Der renommierte Literaturwissenschaftler Albrecht Schöne, der am 21. Mai 2025 im Alter von 99 Jahren verstarb, hinterlässt ein bemerkenswertes Erbe in der deutschen Philologie. Geboren am 17. Juli 1925 in Barby an der Elbe, war Schöne zwischen 1960 und 1990 Professor für Germanistik an der Universität Göttingen. In seiner beruflichen Laufbahn widmete er sich unter anderem einer tiefgreifenden Analyse von literarischen Texten und deren sozialgeschichtlichem Kontext. Die Universität Göttingen würdigt sein Lebenswerk, das entscheidende Impulse für die Literaturwissenschaft gab, und hebt seine kritischen Ansichten hervor, besonders gegenüber völkischen und faschistischen Denkweisen in der Germanistik, wie uni-goettingen.de berichtet.

Schöne war ein Verfechter der „Reformation der Literaturwissenschaft“. Er sprach sich konsequent dafür aus, nicht nur umfangreiche Texte, sondern auch einzelne Verse eingehend zu lesen. Seine Habilitationsschrift von 1964 über Emblematik und Drama im Barock wurde als bedeutend angesehen und vereinte verschiedene kulturgeschichtliche und methodische Perspektiven. Schöne argumentierte überzeugend für die kulturelle Relevanz von Literatur und forderte die Berücksichtigung gesellschaftlicher Bedingungen bei der Textanalyse. 1975 erschien seine „Modellstudie zur sozialgeschichtlichen Entzifferung literarischer Texte“, die Werke von Autoren wie Gryphius und Benn im Kontext der Säkularisation analysierte. Diese Arbeiten wurden zu Meilensteinen innerhalb der Germanistik.

Wissenschaftliche Leistungen und Einflüsse

Schöne veröffentlichte eine kommentierte Neuausgabe von Goethes Faust, die durch eine bedeutende Textänderung besticht, die als Schlüssel zu einem tiefergehenden Verständnis des Werkes gilt. Er hielt die Änderung für einen wichtigen sprachlichen Ausdruck und Vorbehalt des Dramas. Diese Neuausgabe wurde 1994 veröffentlicht und ist bis heute von zentraler Bedeutung in der Diskussion um Goethes Werk. 2015 veröffentlichte er sein Spätwerk „Der Briefschreiber Goethe“, das Goethes Verhältnis zum Medium Brief untersucht.

Schöne war über die Grenzen der Universität hinaus bekannt. So wurde er 1982 als erster deutscher Staatsbürger Präsident der Internationalen Germanisten-Vereinigung IXG und war Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Gastprofessuren in Ländern wie Israel und Japan zeugen von seiner internationalen Anerkennung. Zudem wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter das Ritterkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1992 und der Ehrenmedaille der Stadt Göttingen im Jahr 2015. Seine Werke und Ideen förderten eine lebendige Debattenkultur in der Germanistik und regten viele zum Nachdenken über die kulturellen und gesellschaftlichen Dimensionen literarischen Schaffens an.

Ein bedeutendes Erbe

Schönes Forschungsinteressen reichten von der Barock- und Aufklärungsliteratur bis hin zum 20. Jahrhundert. Besonders hervorzuheben ist sein interdisziplinärer Ansatz, der die Philologie mit Theologie, Kunstgeschichte und Naturwissenschaften verband. Dies spiegelt sich auch in seiner Mitgliedschaft in verschiedenen Akademien wider, einschließlich der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

In den letzten Jahren seines Lebens veröffentlichte er seine Memoiren, in denen er die Höhen und Tiefen seiner Karriere reflektierte. Albrecht Schöne wird nicht nur für seine wissenschaftlichen Beiträge, sondern auch für seine mutigen Ansichten und die Kritik an gesellschaftlichen Missständen in Erinnerung bleiben.

Sein Einfluss wird heute und in Zukunft in der gesamten Literaturwissenschaft spürbar sein. In einer Zeit, in der die Betrachtung und Analyse von Texten weiterhin von Bedeutung ist, setzte Schöne Standards für kommende Generationen von Literaturwissenschaftlern. Die Universität Frankfurt, die verschiedene Masterstudiengänge in der Literaturwissenschaft anbietet, betont die Wichtigkeit eines erforschten und reflektierten Umgangs mit literarischen und kulturellen Texten, eine Philosophie, die stark von Schönes Ideen inspiriert ist. Weitere Informationen zu den Studiengängen der Literaturwissenschaft finden sich auf der Website der Universität Frankfurt.

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Ort Göttingen, Deutschland
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