Nashörner erobern die Bücherwelt: So wird Ape Town gespielt!

Die Kolumne "Einer wird gewinnen" diskutiert das Brettspiel "Ape Town" und beleuchtet parallele Themen aus Ionescos "Die Nashörner".
Die Kolumne "Einer wird gewinnen" diskutiert das Brettspiel "Ape Town" und beleuchtet parallele Themen aus Ionescos "Die Nashörner". (Symbolbild/NAG)

Düsseldorf, Deutschland - In einem bemerkenswerten gesellschaftlichen Phänomen zeigt sich, dass die Literatur eine bleibende Wirkung hinterlassen kann. Die Buchhändlerin einer kleinen Buchhandlung berichtet, dass sie seit über zehn Jahren kein einziges Buch von Eugène Ionesco verkauft hat. Nun sieht sie sich jedoch gezwungen, aufgrund des gestiegenen Interesses ständig „Die Nashörner“ zu bestellen. In diesem Stück des französisch-rumänischen Autors, das 1959 uraufgeführt wurde, rennt ein Nashorn durch eine Stadt und verwandelt die Menschen in Nashörner, bis nur der Erzähler als letzter Mensch übrig bleibt.

„Die Nashörner“ thematisiert nicht nur die Metamorphose in ein Tier, sondern kritisiert scharf die Massenpsychose und den Opportunismus, die die Gesellschaft am Ende prägen. Behringer, der letzte Mensch, erklärt entschlossen: „Ich bin der letzte Mensch. Ich werde es bleiben bis zum Ende. Ich kapituliere nicht!“ Dieses Werk hat sich als das erfolgreichste Stück von Ionesco etabliert und gilt bis heute als Meilenstein des absurden Theaters, das Ionesco entscheidend mitbegründete.

Ein Spiel mit Affen

Der Spieletag in der Buchhandlung wird ganz im Sinne der absurden Komik verbracht. Unter den Anwesenden sind die Buchhändlerin, ihr Cousin und ihr Sohn, während Ullrich als Einzelspieler antritt. Der Abend dreht sich um das neue Spiel „Ape Town“, das mit Plättchen ausgestattet ist, die Affen und Bananen darstellen. Ziel des Spiels ist es, Stadtviertel zu dominieren und Punkte durch das Ablegen von Affen-Plättchen zu sammeln.

Im Spiel überwiegen die Kattas, die unermüdlich Punkte sammeln und letztlich den Wettkampf für sich entscheiden. Ullrich hingegen investiert in Gorillas, in der Hoffnung, die Kontrolle über die Stadt zu gewinnen. Wenn auch fiktiv, so spiegelt das Spiel doch die Charakteristika wider, die auch in Ionescos „Die Nashörner“ auftreten: die Verwandlung und den Kampf um Identität.

Der Meister des Absurden

Eugène Ionesco, geboren am 26. November 1909, gilt als einer der führenden Köpfe des absurden Theaters, ähnlich wie seine bekannten Werke „La Cantatrice chauve“ (Die kahle Sängerin) und „La Leçon“ (Die Unterrichtsstunde), die bis heute aufgeführt werden. Ionesco stellte in seinen Stücken die Ineffektivität der Sprache als Kommunikationsmittel zur Schau und beleuchtete dabei existenzielle Themen. Trotz erfolgreichster Zeiten geriet er später aufgrund der 68er-Bewegung in eine künstlerische Isolation und konnte mit politischem Engagement in der Kunst nur wenig anfangen.

Seine Werke verdichten oft Tragik in Komödie und vereinen ein Gefühl der Isolation und des Absurden. In seiner Jugend erlebte Ionesco eine zerrissene Identität, die ihren Weg nicht nur in seine Theaterstücke fand, sondern auch in seine Malerei und Metaphysiküberlegungen. Ionesco starb am 28. März 1994 in Paris und bleibt ein wesentlicher Einfluss in der Literaturgeschichte als Meister des Absurden.

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Ort Düsseldorf, Deutschland
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