Inuit auf dem Altmarkt: Tragische Geschichte wird in Moritzburg lebendig

Sonderausstellung über Inuit-Geschichte im Schloss Moritzburg: „Dünnes Eis - Inuit zur Schau gestellt“ vom 21. Juni bis 2. November 2025.
Sonderausstellung über Inuit-Geschichte im Schloss Moritzburg: „Dünnes Eis - Inuit zur Schau gestellt“ vom 21. Juni bis 2. November 2025. (Symbolbild/NAG)

Inuit auf dem Altmarkt: Tragische Geschichte wird in Moritzburg lebendig

Schloss Moritzburg, 01468 Moritzburg, Deutschland - Heute ist ein Tag voller Erinnerung und Geschichte: Am 21. Juni 2025 eröffnet die Sonderausstellung „Dünnes Eis – Inuit zur Schau gestellt“ im Schloss Moritzburg. Diese Ausstellung, die bis zum 2. November 2025 laufen wird, erinnert an den 200. Jahrestag des ersten Besuchs der Inuit aus Labrador auf sächsischem Boden. Es war eine abenteuerliche Reise, die mit der Abreise aus Labrador Anfang der 1820er Jahre begann, unter der Leitung des US-amerikanischen Kapitäns Samuel Hadlock. Seine Vorstellung, die indigene Lebensweise und Kultur in Europa zu präsentieren, sollte für viele unvergesslich werden.

Die Ausstellung begleitet die Geschichte des Inuit-Paares George und Mary Coonahnik, die im Frühjahr 1825 mit weiteren Inuit in einem Gasthof am Altmarkt in Dresden auftraten. König Friedrich August I. lud die Gruppe danach auf Schloss Moritzburg ein. Höhepunkte waren Georges beeindruckende Vorführungen im Speerwerfen und Bogenschießen sowie sein Mut, eine Kenterrolle im Schlossteich zu zeigen – eine Sensation für die damalige Zeit. Die Inuit führten außerdem einen Hochzeitstanz auf und sangen ein Lied in ihrer Muttersprache, Inuktitut, was das Publikum in seinen Bann zog, wie Sächsische berichtet.

Die tragische Geschichte

Die Freude über den Auftritt war jedoch bittersüß. Mary und ihr kleiner Sohn starben während der Schaustellerreise, wodurch die Gruppe ersetzt werden musste. George Niakungitok, der in Straßburg an einer Lungenentzündung starb, wurde posthum zu einer weiteren tragischen Figur. Samuel Hadlock, der nach dem Tod des Inuit-Ehemanns dessen Kopf und Hände abtrennen ließ, um sie weiterhin auszustellen, hatte von den Maori in Neuseeland gelernt, menschliche Überreste zu konservieren, was damals ein gängiger, jedoch moralisch fragwürdiger Brauch war.

Die Ausstellung wird ethnografische Kostbarkeiten aus Labrador präsentieren, darunter auch Gegenstände, die Hadlock vorführte. Zudem wurden von Studentinnen der Hochschule für Bildende Künste Dresden Nachbauten erstellt, die den Besuchern einen lebendigen Eindruck von der Kultur der Inuit vermitteln sollen. Dabei wird auch ein Bezug zur heutigen Lebensweise der Inuit hergestellt, denn die Ausstellung rührt an aktuellen Themen und gibt Einblicke in die Lebensbedingungen der Inuit in Labrador. Ehemals nomadisch lebend, sind sie nun oft von staatlichen Zuwendungen abhängig, da traditionelle Lebensweisen nicht mehr zum Überleben reichen.

Kulturelle Brücken bauen

Die Sonderausstellung dient nicht nur der Rückschau, sondern unterstützt auch ein wichtiges Projekt. Eine Spendenaktion kommt dem kanadischen Projekt „Inotsiavik“ zugute, das sich der Erhaltung der Inuit-Kultur verschrieben hat. Diese Initiative ist von großer Bedeutung, insbesondere in einer Zeit, in der die traditionellen Werte der Inuit mehr denn je in Gefahr sind, im modernen Gesellschaftsleben verloren zu gehen.

Besondere Erwähnung verdient die Verbindung zwischen den damaligen Erlebnissen und den heutigen Herausforderungen der Inuit. Während die Begegnungen mit westlicher Kultur anfangs nur geringfügige Auswirkungen hatten, stellten epidemieartige Krankheitsübertragungen schließlich eine Bedrohung dar. Auch die wirtschaftlichen Umwälzungen führte dazu, dass viele Inuit in eine von der modernen Gesellschaft bestimmte Lebensweise hineingetrieben wurden, bei der Jagd selten Geld einbrachte und der Zugang zu traditionellen Lebensmitteln zunehmend erschwert wurde.

Die Besucher der Ausstellung dürfen sich auf eine Reise durch die Zeit freuen, die nicht nur die Lebensweise der Inuit, sondern auch die kulturellen Brüche und deren Folgen reflektiert. Das Schloss Moritzburg wird somit ein Ort, an dem Geschichte lebendig wird und der Zuspruch zur heutigen Inuit-Kultur vermittelt wird, ganz im Sinne der kulturellen Aufklärung und des Erhalts eines wertvollen Erbes.

Details
OrtSchloss Moritzburg, 01468 Moritzburg, Deutschland
Quellen