Papst Leo XIV.: Ein Brückenbauer zwischen Trump und den USA?

Chicago, USA - Robert F. Prevost wurde als 267. Papst der katholischen Kirche gewählt und ist der erste US-Amerikaner in diesem Amt. Der neue Papst hat sich den Ruf eines „Brückenbauers“ erarbeitet, was besonders in der polarisierten Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Bedeutung ist. In diesem Kontext ist die amerikanische Gesellschaft stark zwischen progressiven, liberalen und konservativen Strömungen gespalten, eine Polarisierung, die sich auch innerhalb der katholischen Kirche widerspiegelt. Prevost hat die Möglichkeit, als Papst beide Lager zu vereinen und zu zeigen, dass die Anliegen der verschiedenen Gruppen kein Gegensatz sein müssen. Diese Aufgabe ist nicht einfach, da die katholische Kirche in den USA geprägt ist von unterschiedlichen Strömungen, die von den sozial engagierten „Social-Justice-Catholics“ bis hin zu denen reichen, die besonderen Wert auf liturgische Praktiken und Glaubensunterweisung legen. Dies beschreibt auch NZZ.
Der Einfluss des Katholizismus auf die US-Politik ist nicht zu unterschätzen. Rund 30% der Abgeordneten im Kongress sind katholisch. Ein prominentes Beispiel für diesen Einfluss ist Vizepräsident J.D. Vance, der Prevost einen Brief von Donald Trump überreichte. Trump lud den Papst zu einem Besuch in die USA ein. Prevost äußerte, er werde zu gegebener Zeit darauf reagieren, jedoch bleibt unklar, wann ein solches Treffen stattfinden wird. Der Papst wird von vielen als „Anti-Trump“ wahrgenommen, was die Beziehung zwischen den beiden Figuren noch komplexer macht. Dennoch glaubt Professor Dr. Benjamin Dahlke, dass es keine öffentlichen Konflikte zwischen Prevost und Trump geben wird, da Prevost mit dem Missbrauchsskandal konfrontiert ist, den er energisch zurückgewiesen hat.
Herausforderungen und Chancen
Prevost, geboren 1955 in Chicago, wo die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils prägend waren, verbrachte fast 25 Jahre als Missionar, Lehrer und Bischof in Peru. Diese Erfahrung hat ihm eine internationale Perspektive verliehen, die in seiner Rolle als Papst von Vorteil sein könnte. Seine erste Ansprache nach der Wahl hielt er in Italienisch und Spanisch, was auf sein Bewusstsein für die globalen Herausforderungen des Glaubens hinweist. Prevost ist auch Teilnehmer der Weltsynode 2023 und 2024, was seine Vision einer Kirche mit mehr Mitbestimmung unterstreicht. Seine Wahl als Papst Leo XIV. verweist auf Leo XIII. und dessen soziale Lehren, die heute von Bedeutung sind.
Die römisch-katholische Kirche in den USA hat eine lange und vielfältige Geschichte, die bis zur Kolonialisierung zurückreicht. Aktuell sind etwa 75 Millionen Menschen, also rund ein Fünftel der US-Bevölkerung, katholisch. Die Einheit innerhalb dieser großen Gemeinschaft wird durch ethnische Unterschiede und die Vielfalt der Glaubensrichtungen geprägt. Die katholische Kirche hat 32 Kirchenprovinzen und 176 Bistümer, die sich über das ganze Land erstrecken. Trotz ihrer Stärke sieht sich die Kirche jedoch Herausforderungen gegenüber, insbesondere durch die lange Geschichte der Missbrauchsskandale, die die Glaubwürdigkeit der Institution erschüttert haben.
Die katholische Kirche in den USA bietet eine einzigartige religiöse Landschaft, die von ihrer tiefen Verwurzelung in der Geschichte der Einwanderung und ihrem sozialen Engagement geprägt ist. Prevost hat das Potenzial, diese Traditionen zu berücksichtigen und gleichzeitig neue Perspektiven einzubringen. Die Erwartungen an seine zukünftigen Reisen, möglicherweise zuerst nach Peru und dann in die USA, sind hoch. Die katholische Community wird mit Spannung darauf warten, wie dieser neue Papst die Herausforderungen angeht und welche Antworten er für die komplexen Fragen der modernen Gesellschaft bieten kann.
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Ort | Chicago, USA |
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