Geheimnisse der Ostsee: Forscher decken 11.000 Jahre alte Jagdanlage auf!

Rerik, Deutschland - Am 28. Mai 2025 fiel der Startschuss für das interdisziplinäre Forschungsprojekt SEASCAPE, das sich der Erschließung und Kartierung potenzieller Megastrukturen am Grund der Ostsee widmet. Dieses Projekt, das an der Universität Rostock initiiert wurde, hat eine Laufzeit von drei Jahren und setzt auf die Zusammenarbeit mehrerer bedeutender Institutionen, darunter das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Die Auftaktveranstaltung fand am IOW statt, wo die Teilnehmenden die nächsten Schritte des Projektes planten und sich gegenseitig vorstellten.
Das Hauptaugenmerk des Projektes liegt auf der Untersuchung einer bemerkenswerten Entdeckung: einer fast einen Kilometer langen Steinreihe, die 2021 am Grund der Mecklenburger Bucht vor Rerik identifiziert wurde. Diese Struktur, die in rund 21 Metern Wassertiefe liegt, weist darauf hin, dass sie eine menschgemachte Jagdanlage aus dem späten Pleistozän darstellt und vor etwa 11.000 Jahren erstellt wurde. Vermutungen gehen davon aus, dass die Steinreihe zur Rentierjagd verwendet wurde, als die umliegenden Landschaften noch nicht unter Wasser standen.
Die Wissenschaftliche Untersuchung
Das Projekt SEASCAPE zielt darauf ab, diese Hypothese durch geophysikalische, geologische und unterwasserarchäologische Forschungen zu überprüfen. In der Flensburger Förde und im Fehmarnsund sollen zudem weitere potenzielle Megastrukturen untersucht werden. Die erste Auswertung der Steinreihe deuten darauf hin, dass sie als Tierfalle genutzt wurde, vergleichbar mit ähnlichen Strukturen, die von Jäger- und Sammlergruppen in der arabischen Halbinsel erbaut wurden. Auch die Nutzung in Verbindung mit einem versunkenen See oder Moor wird angenommen, um Rentiere zu erlegen.
Dr. Marcel Bradtmöller, ein Altertumswissenschaftler von der Universität Rostock, leite das Projekt und ist auch Mitautor der zugehörigen Studie. Der interdisziplinäre Ansatz ist notwendig, da große steinzeitliche Bauwerke in Zentraleuropa rar sind, insbesondere aufgrund der dichten Besiedlung und der daraus resultierenden Erosion über Jahrtausende.
Relevanz und Zukunftsperspektiven
SEASCAPE hat nicht nur wissenschaftliche Relevanz, sondern sagt auch etwas über die kulturellen Praktiken der frühsteinzeitlichen Menschen aus. Die Erforschung dieser Megastrukturen könnte zu einem besseren Verständnis der Lebensweise unserer frühen Vorfahren führen. Die Würdigung der ersten Ergebnisse des Projekts fand im Dezember 2024 statt, als SEASCAPE den Anerkennungspreis des Norddeutschen Wissenschaftspreises erhielt.
Die risksante Kosteneffizienz des Projekts wird zudem durch die Förderung von knapp 1 Million Euro aus der Förderlinie „Kooperative Exzellenz“ des Leibniz-Wettbewerbs unterstützt. Mit jedem Schritt, den die interdisziplinär arbeitenden Teams machen, rückt ein umfassenderes Bild der überfluteten Kulturlandschaften am Grund der Ostsee in greifbare Nähe.
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Ort | Rerik, Deutschland |
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