Selbstbild der Psychologie-Studierenden: Täuschung oder Realität?

Erfahren Sie, wie Masterstudierende der Universität Mannheim ihre therapeutischen Kompetenzen einschätzen und welche Verzerrungen dabei entstehen.
Erfahren Sie, wie Masterstudierende der Universität Mannheim ihre therapeutischen Kompetenzen einschätzen und welche Verzerrungen dabei entstehen. (Symbolbild/NAG)

Universität Mannheim, 68131 Mannheim, Deutschland - Eine aktuelle Studie der Universität Mannheim untersucht die Fähigkeit angehender Psychotherapeut*innen, ihre eigenen therapeutischen Kompetenzen einzuschätzen. Die Forschung, die unter der Leitung von Prof. Dr. Georg W. Alpers durchgeführt wurde, umfasst 39 Masterstudierende des Studiengangs Klinische Psychologie und Psychotherapie. Diese Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie“ veröffentlicht und sind von großer Bedeutung für die Ausbildung in der Psychologie.

Die Methodik der Studie umfasste Anamnesegespräche mit geschulten Simulationspatient*innen, in welche die Masterstudierenden ihre Kompetenzen selbst bewerteten. Diese Selbsteinschätzungen wurden dann mit den Bewertungen einer Expertin verglichen, um die Übereinstimmung zwischen Selbst- und Fremdbewertung zu ermitteln. Die Ergebnisse zeigen, dass es eine geringe Übereinstimmung zwischen den beiden Bewertungsarten gibt, mit einem Intra-Klassen-Korrelationswert von nur 0,25. Dies bedeutet, dass die bereits aufgezeigte Diskrepanz in der Selbstwahrnehmung von Studierenden bekräftigt wird. Überdurchschnittlich gute Studierende neigen dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen, während etwa ein Drittel der leistungs­schwächeren Studierenden ihre Kompetenzen überschätzt.

Selbstwirksamkeit und ihre Auswirkungen

Ein zusätzlicher Aspekt der Studie ist die Rolle der Selbstwirksamkeit, die sich als entscheidender Prädiktor für die Selbsteinschätzung der Studierenden erwies. Studierende mit einer hohen Selbstwirksamkeit bewerteten ihre Kompetenzen positiver, unabhängig von ihrer tatsächlichen Leistung. Umgekehrt neigen weniger leistungsstarke Studierende dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Diese Erkenntnisse decken sich mit bisherigen Forschungen, die zeigen, dass Selbsteinschätzungen der Studierenden oft Verzerrungen unterworfen sind. Daher wird empfohlen, gezielte Rückmeldungen und Trainings einzuführen, um diese Verzerrungen in der Selbstwahrnehmung zu erkennen und zu korrigieren.

Ein innovatives Element der Studie ist die Entwicklung eines Schauspielpatient*innen-Programms, welches den Studierenden helfen soll, schwierige Gesprächssituationen zu üben. Dieses Programm wird durch ein neues Förderprogramm des Wissenschaftsministeriums im Rahmen des „Fonds erfolgreich Studieren in Baden-Württemberg“ unterstützt.

Schlussfolgerungen und Empfehlungen

Die Ergebnisse der Studie implizieren, dass eine systematische Verzerrung in der Selbstbewertung psychotherapeutischer Kompetenzen besteht, die nicht nur die Selbstwahrnehmung der Studierenden beeinflusst, sondern auch die Qualität ihrer Ausbildung. Daher sollten Masterstudierende in der Reflexion ihrer Kompetenzen und in der Erkennung möglicher Verzerrungen geschult werden. Diese Schulung ist entscheidend, um die Qualität des psychotherapeutischen Nachwuchses nachhaltig zu verbessern.

Für weitere Informationen stehen die Kontaktdaten von Prof. Dr. Georg W. Alpers sowie Yvonne Kaul von der Forschungs­kommunikation der Universität Mannheim zur Verfügung.

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Ort Universität Mannheim, 68131 Mannheim, Deutschland
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