Syrien nach Assad: Rückkehr, Hoffnung und gewaltsame Herausforderungen!

Übergangspräsident al-Scharaa spricht über Syriens Zukunft, Rückkehr von Flüchtlingen und Herausforderungen beim Wiederaufbau.
Übergangspräsident al-Scharaa spricht über Syriens Zukunft, Rückkehr von Flüchtlingen und Herausforderungen beim Wiederaufbau. (Symbolbild/NAG)

Syrien - Sechs Monate nach dem Sturz von Bashar al-Assad präsentiert sich Syrien in einem Zustand des Wandels und der Unsicherheit. Der Übergangspräsident al-Scharaa hat betont, dass das neue Syrien ein Land für alle Volksgruppen und Minderheiten werden soll. Dies erfolgt vor dem Hintergrund eines regen Rückkehrverkehrs am Grenzübergang Bab al-Salameh von der Türkei nach Syrien, wo bislang rund 100.000 syrische Bürger, mit etwa 1.000 Rückkehrern pro Tag, in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Die Rückkehrzahlen könnten laut al-Scharaa nach dem Ende des türkischen Schuljahres ansteigen.

Syrien hofft auf einen wirtschaftlichen Aufschwung, nachdem die USA und die EU angekündigt haben, Sanktionen aufzuheben. Dies hat das Interesse der Türkei und von Golfstaaten am Wiederaufbau des Landes geweckt. Saudi-Arabien und Katar planen, Unterstützung für Gehaltszahlungen an syrische Beamte sowie den Bau von Energieinfrastruktur bereitzustellen. Die Herausforderungen beim Wiederaufbau sind jedoch erheblich, insbesondere durch Diebstahl von Stromkabeln. So sind zwei Drittel des Stromnetzes in Syrien entweder zerstört oder benötigen dringend Sanierung, was zu stundenweisen Stromausfällen führt.

Die humanitäre Krise

Die aktuelle humanitäre Lage ist besorgniserregend. Laut dem UN-Welternährungsprogramm (WFP) leben 16,5 Millionen Menschen in Syrien unterhalb der Armutsgrenze und ein Großteil der Bevölkerung hat Schwierigkeiten, sich ausreichend zu ernähren. Fast drei Millionen Menschen sind von Hunger bedroht. Die internationale Gemeinschaft steht vor erheblichen Schwierigkeiten, die Bedürftigen zu erreichen, insbesondere aufgrund zunehmender Gewalt in Regionen wie dem Umland von Damaskus, Kuneitra und Deir al-Zor. Verschiedene Angriffe auf Lagerhallen und Lastwagen, die humanitäre Hilfe transportieren, behindern die Bemühungen. Im März 2013 wurden beispielsweise drei Lastwagen mit Lebensmitteln für 17.000 Menschen von einer bewaffneten Gruppe aufgehalten.

Zusätzlich berichten Organisationen über Gewalt gegen Minderheiten, einschließlich Alawiten und Drusen. Diese Berichte wecken Besorgnis, insbesondere unter den christlichen Bevölkerungsgruppen, die sich in ihrem eigenen Land zunehmend entfremdet fühlen. Der Übergangspräsident al-Scharaa sieht sich zudem Fragen bezüglich seiner Legitimität und dem Umgang mit Gewalttaten gegenüber. Bislang fehlen offizielle Untersuchungen zu diesen Vorfällen.

Ökonomische Herausforderungen und politische Unsicherheiten

Die syrische Wirtschaft leidet unter einer hohen Arbeitslosenquote von 43,5 % und einer öffentlichen Verschuldung von 123,8 % des BIP. Darüber hinaus sind die Exporte zwischen 2011 und 2015 um 92 % gesunken. Die Ölproduktion fiel drastisch von 368.000 Fass pro Tag im Jahr 2010 auf nur noch 25.000 Fass pro Tag im Jahr 2019. Schätzungen zufolge werden für den Wiederaufbau des Landes zwischen 250 und 1 Billion US-Dollar benötigt.

Die politischen Strukturen bleiben instabil und von geopolitischen Interessen geprägt. Die kurdisch dominierte Selbstverwaltung der Syrian Democratic Forces und die Rebellenformation Hay’at Tahrir al-Sham sind nicht in die politischen Gespräche einbezogen. Daneben ignoriert die syrische Regierung häufig Anfragen der Vereinten Nationen nach Hilfslieferungen, was die Lage weiter verschärft. Die Weltbank warnt, dass das zukünftige Wirtschaftswachstum stark von der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrates abhängt, die einen politischen Prozess in Syrien fordert. Pressefreiheit ist stark eingeschränkt, und der neue Fernsehsender bleibt ein Sprachrohr der Regierung mit Nähe zu Türkei und Golfstaaten.

Zusammenfassend ist die Zukunft Syriens weiterhin ungewiss, während das Land sich bemüht, sich aus den Ruinen des Konflikts zu erheben. Trotz erster Fortschritte beim Wiederaufbau bleibt die humanitäre Situation alarmierend und der Weg zur Stabilität mit zahlreichen Hindernissen gepflastert.

Für weitere Informationen verweisen wir auf die Artikel von tagesschau.de, vol.at und swp-berlin.org.

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Ort Syrien
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