Krank zur Arbeit: Pflichtbewusstsein treibt Deutsche ins Büro!

Der Weser Kurier informiert über eine aktuelle Umfrage zu Präsentismus in Deutschland: Viele Arbeitnehmer arbeiten trotz Krankheit.
Der Weser Kurier informiert über eine aktuelle Umfrage zu Präsentismus in Deutschland: Viele Arbeitnehmer arbeiten trotz Krankheit. (Symbolbild/NAG)

Deutschland - In Deutschland ist das Phänomen des Präsentismus weit verbreitet. Laut einer Umfrage, die vom Marktforschungsinstitut Bilendi im Auftrag der Königsteiner Gruppe durchgeführt wurde, geben über 55 Prozent der Arbeitnehmer an, gelegentlich zur Arbeit zu gehen, auch wenn sie sich unwohl oder krank fühlen. Ein Drittel dieser Befragten (33 Prozent) tut dies sogar häufig. Die Umfrage, an der 1073 Beschäftigte teilnahmen, zeigt ein erschreckendes Bild von Pflichtbewusstsein und Teamverpflichtungen, die viele Arbeitnehmer zu diesem Verhalten treiben. So erklären 65 Prozent der Befragten, dass sie ihre beruflichen Aufgaben trotz Krankheit erfüllen wollen, während 64 Prozent sich dem Team gegenüber verpflichtet fühlen.

Obwohl der Druck von Arbeitgebern nur bei 8 Prozent als Grund für Präsentismus genannt wird, empfinden 12 Prozent der Befragten Angst vor negativen Karrierefolgen im Falle einer Krankmeldung. Auch die Furcht, den Job zu verlieren, spielt eine Rolle: 13 Prozent der Befragten teilen diese Sorge. Zudem gestehen 25 Prozent ein, sich schon einmal krankgemeldet zu haben, ohne wirklich krank zu sein, was immerhin bei jedem Zehnten mehr als einmal vorkam. Bemerkenswert ist, dass 65 Prozent der Befragten angaben, im Job noch nie blau gemacht zu haben. Die Umfrage wurde im April 2025 durchgeführt und offenbart damit eine bedenkliche Realität in der deutschen Arbeitswelt.

Folgen und Kosten des Präsentismus

Präsentismus hat nicht nur gesundheitliche Auswirkungen auf die betroffenen Arbeitnehmer, sondern verursacht auch hohe Kosten für Arbeitgeber. Beschäftigte, die trotz gesundheitlicher Probleme arbeiten, zeigen oft Produktivitätsverluste, was nicht nur ihrer eigenen Gesundheit schadet, sondern auch dem Betriebsergebnis. Das Institut für angewandte Gesundheitsforschung (INQA) identifiziert in einer Studie zahlreiche Gründe für dieses Verhalten. Dazu zählen eine stärkere Ergebnisorientierung, höhere Selbstverantwortung und der Wunsch, Kollegen nicht im Stich zu lassen.

Die Auswirkungen von Präsentismus sind gravierend: Zu den möglichen gesundheitlichen Folgen zählen dauerhafte Einschränkungen der Leistungsfähigkeit, ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen und sogar psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burnout. Zudem können gesundheitliche Probleme wie saisonale Allergien, leichte Kopfschmerzen oder ernsthafte Erkrankungen wie Grippe die Anwesenden belasten. Arbeitnehmer, die trotz Krankheit zur Arbeit gehen, können so nicht nur sich selbst schaden, sondern auch ihre Arbeitskollegen durch eine erhöhte Ansteckungsgefahr, vor allem in Zeiten von Epidemien wie Corona.

Strategien zur Bekämpfung von Präsentismus

Um die negativen Folgen des Präsentismus zu bekämpfen, könnten Unternehmen klarere Richtlinien im Umgang mit Krankheitsfällen einführen und das Thema aktiv in Mitarbeiterbefragungen behandeln. Eine gezielte Ist-Analyse der Gesundheitssituation im Unternehmen könnte helfen, die Ursachen von Absentismus und Präsentismus zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Die Erfassung von Produktivitätsverlusten ist entscheidend, um den Return on Investment (ROI) im Gesundheitsmanagement zu bewerten und langfristig die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern.

In der aktuellen Arbeitswelt wird die Erforschung des Präsentismus immer bedeutender. Da jüngere Beschäftigte und Führungskräfte besonders betroffen sind, ist es unerlässlich, das Bewusstsein für die Risiken und Folgen des Präsentismus zu schärfen. Präsentismus sollte nicht nur als individuelle Entscheidung betrachtet werden, sondern auch als gesellschaftliches und wirtschaftliches Problem, das durch effiziente Managementstrategien angegangen werden kann. Weser-Kurier schildert eindrücklich die damit verbundenen Herausforderungen und die Notwendigkeit von Veränderungen.

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Ort Deutschland
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