Tausende demonstrieren in Jena: Antifaschismus jetzt erst recht!
Tausende demonstrieren in Jena: Antifaschismus jetzt erst recht!
Jena, Deutschland - Am vergangenen Samstag versammelten sich in Jena mehrere tausend Antifa-Aktivist:innen zu einer eindrucksvollen Demonstration mit dem Slogan: „Jetzt erst recht – Antifaschismus ist notwendig! Freiheit für alle Antifaschist*innen.“ Die Veranstaltenden sprachen von fast 10.000 Teilnehmer:innen, während die Polizei die Zahl auf etwa 5.000 bezifferte. Diese Demonstration war eine klare Antwort auf die Kriminalisierung des Antifaschismus, die zunehmenden rechten Gewalttaten sowie das Erstarken der extremen Rechten. Der Ort Jena wurde nicht zufällig gewählt – die Stadt ist bekannt als Heimat des rechtsterroristischen NSU-Kerns.
Die Veranstaltung lief unter dem Banner eines Bündnisses linker Parteien und Gruppierungen und zog Teilnehmer:innen aus dem gesamten Bundesgebiet an. Besonders viele junge Menschen waren am Holzmarkt anwesend. Sprechchöre wie „Alerta Antifascista“ ertönten durch die Straßen, während einige Demonstrierende vereinzelt Pyrotechnik zündeten. Dies führte zu drei verletzten Polizist:innen und einer Gesamtzahl von fünf festgestellten Straftaten. Ursprünglich hatte die Polizei mit nur rund 2.500 Teilnehmenden gerechnet.
Solidarität mit gefangenen Aktivist:innen
Im Mittelpunkt der Kundgebung stand auch das Schicksal von Maja T., einer 24-jährigen nonbinären Antifa-Aktivist:in aus Jena, die derzeit in Ungarn inhaftiert ist. Ihr wird vorgeworfen, im Februar 2023 an zwei Angriffen auf Rechtsextreme beteiligt gewesen zu sein. Maja wurde im Juni 2024 nach Ungarn ausgeliefert und sitzt seit über elf Monaten in Isolationshaft. Der Prozess gegen sie, in dem lebensgefährliche Körperverletzung und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zur Debatte stehen, läuft seit Februar. Ihr drohen bis zu 24 Jahre Haft. Kürzlich äußerten Staatsanwaltschaft und Richter Zweifel an ihrem Hungerstreik, der bereits seit 12 Tagen andauert.
Wolfram Jarosch, der Vater von Maja T., trat bei einer Pressekonferenz auf und forderte ihre Rückkehr, wobei er Verständnis für den Hungerstreik seiner Tochter zeigte. In einer Videobotschaft richtete Maja herzliche Grüße an die Demonstrierenden, was die Solidarität unter den Aktivist:innen noch zusätzlich stärkte. Zaid A., ein Nürnberger Aktivist, der sich im Januar der Polizei stellte, sprach ebenfalls auf der Demo. Er ist vorerst haftverschont, da die Bundesanwaltschaft sich gegen seine Auslieferung ausgesprochen hat.
Rechtsextremismus auf dem Vormarsch
Die Demonstration fand vor einem besorgniserregenden Hintergrund statt: Laut dem Verfassungsschutz hat sich das gewaltorientierte Potenzial der Rechtsextremisten auf etwa 15.300 Personen erhöht. Im Jahr 2024 wurden 37.835 rechtsextremistische Straftaten registriert, was einem Anstieg von 47,4 % im Vergleich zu 2023 entspricht. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg der rechtsextremistischen Gewalttaten, die um 11,6 % auf 1.281 Straftaten zunahmen.
Die Demonstrierenden in Jena machten mit ihren Slogans wie „Nazis morden, der Staat macht mit, der NSU war nicht zu dritt“ klar, wohin die Reise geht. Die Kundgebung endete friedlich, aber die Wut und Entschlossenheit der Teilnehmenden zeigt deutlich, dass der Antifaschismus auch in diesen herausfordernden Zeiten hoch im Kurs bleibt. Dieses Engagement ist wichtiger denn je, angesichts der erschreckenden Zunahme rechtsextremer Aktivitäten.»
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Ort | Jena, Deutschland |
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