Rassistische Stereotype im Fußball: Wer spielt wo und warum?

Rassistische Stereotype im Fußball: Wer spielt wo und warum?

Osnabrück, Deutschland - Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Osnabrück legt offen, wie rassistische Stereotype die Wahrnehmung der Eignung von Fußballspielern für bestimmte Positionen beeinflussen. Die von Marjorie Berns, Dr. Luisa Liekefett und Prof. Dr. Julia Becker sowie Lara Kronenbitter und Tina Nobis durchgeführte Untersuchung zeigt, dass weiße Spieler in der Wahrnehmung häufig in zentralen Positionen, wie Torwart, verankert sind, während schwarze Spieler überwiegend für körperlich anspruchsvolle Positionen, wie Sturm oder Außenbahn, als geeigneter eingeschätzt werden. Diese Ergebnisse wurden im Journal Ethnic and Racial Studies veröffentlicht.

Im Rahmen von experimentellen Studien bewerteten Teilnehmende die Eignung von Fußballern ausschließlich basierend auf deren Fotos. Das Ergebnis war eindeutig: Schwarze Spieler wurden überproportional als athletisch tauglich eingestuft, während weiße Spieler größere Eignung für strategisch anspruchsvollere Positionen zugeschrieben wurde. Interessanterweise verschwanden diese Unterschiede, sobald objektive Leistungsdaten in die Bewertung einflossen. Dies legt nahe, dass rassistische Stereotype dann besonders verfangen, wenn klare Informationen fehlen.

Racist Stacking im Fußball

Die Untersuchung geht mit den Resultaten einer empirischen Pilotstudie einher, die sich mit dem Phänomen des sogenannten Racistischen Stackings beschäftigt. Laut dieser Studie sind weiße Sportler in der Männer-Bundesliga überrepräsentiert auf Positionen, die mit Eigenschaften wie Spielintelligenz und Führungsqualität assoziiert sind. Auf der anderen Seite sind schwarze Spieler häufig in Positionen anzutreffen, die mit physischer Präsenz und Aggressivität verbunden werden. Diese Muster wurden sowohl in der ersten als auch in der zweiten Bundesliga für die Saison 2020/21 dokumentiert, wie das DeZIM Institut berichtet.

In den Entscheidungsstrukturen des deutschen Fußballs sind ethnische Minderheiten stark unterrepräsentiert. So sind 87 Prozent der Führungspositionen in europäischen Männerfußball Clubs mit weißen Männern besetzt, was zu einer geringen Diversität im Management führt. Dies ist besonders problematisch, da Rassismus und Diskriminierung nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Führungsetagen der Clubs Einzug halten.

Die Rolle von Rassismus im europäischen Fußball

Das Thema Rassismus im Fußball ist keineswegs neu, erhält jedoch durch die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft 2024 neue Brisanz. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat bereits eine Anti-Rassismus-Kampagne mit dem Motto „Fußballzeit ist die beste Zeit gegen Rassismus“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, lokale Amateurmannschaften stärker in die Verantwortung zu nehmen. Diese Vereine sind oft die erste Anlaufstelle für junge Migranten und Flüchtlinge, wie die Bundeszentrale für politische Bildung feststellt.

Dennoch bleibt ein Teil des Problems ungelöst. Berichte über rassistische Vorfälle häufen sich, während ein Rückgang in den Meldungen nicht konsistent mit den tatsächlichen Erlebnissen von Spielern und Fans übereinstimmt. Prominente Spieler wie Jude Bellingham und Vinícius Júnior haben ihre Frustration über das unzureichende Engagement der Verbände gegen Rassismus öffentlich gemacht. Besonders alarmierend ist, dass in der Bundesligasaison 2020/21, trotz eines Anteils von 20,6 % schwarzer Spieler, kein schwarzer Torwart in der Liga vertreten war.

Die Berichterstattung in den Medien trägt ebenfalls zur Verstärkung rassistischer Stereotype bei. Häufig werden schwarze Spieler besonders hinsichtlich ihrer physischen Fähigkeiten hervorgehoben, während intellektuelle Eigenschaften ihnen meist abgesprochen werden. Dies wirft Fragen auf bezüglich der Notwendigkeit, sowohl die Coaching-Methoden als auch die Medienberichterstattung zu hinterfragen und zu reformieren.

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OrtOsnabrück, Deutschland
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