Berliner Medizinerin Jenny De la Torre: Eine Stimme für Obdachlose verstummt
Berliner Medizinerin Jenny De la Torre: Eine Stimme für Obdachlose verstummt
Pflugstraße, 10115 Berlin, Deutschland - Am 11. Juni 2025 starb die 71-jährige Medizinerin Jenny De la Torre Castro in Berlin. Ihr Tod wurde von der von ihr gegründeten Stiftung bestätigt, die sich der medizinischen Versorgung von obdachlosen Menschen widmet. De la Torre, geboren in den peruanischen Anden, setzte sich seit den 1990er Jahren unermüdlich für die Obdachlosen in Berlin ein. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner würdigte ihr lebenslanges Engagement für Menschen in Not und bezeichnete ihren Tod als Verlust einer wichtigen Stimme im Kampf gegen Obdachlosigkeit.
Nach ihrem Medizinstudium in der DDR und der Facharztausbildung an der Charité in Ost-Berlin kehrte De la Torre kurz nach Peru zurück, wo ihr Abschluss jedoch nicht anerkannt wurde. Ihre berufliche Laufbahn in Deutschland begann zunächst mit dem Projekt „Schwangere und Mütter in Not“, wo sie die sozialen Probleme obdachloser Frauen erkannte.
Engagement für Obdachlose
Im Jahr 1994 eröffnete De la Torre ihre erste Praxis für Obdachlose am Ostbahnhof in einem kleinen Kellerraum. Aufgrund ihres unermüdlichen Einsatzes gründete sie 2002 die Jenny De la Torre-Stiftung, die unbürokratische medizinische Hilfe für Menschen ohne festen Wohnsitz leistet. Ihr Gesundheitszentrum, das 2006 in der Pflugstraße in Berlin-Mitte eröffnet wurde, bietet wichtige Dienstleistungen für Obdachlose an und verdeutlicht De la Torres Überzeugung, dass medizinische Hilfe ein Menschenrecht ist.
Auf den Satzungen ihrer Stiftung und ihrer Arbeit beruhend, forderte De la Torre auch staatliche Unterstützung für obdachlose Menschen und betonte stets die Verantwortung der Gesellschaft. Für ihren unermüdlichen Einsatz erhielt sie 1997 das Bundesverdienstkreuz und 2002 die Auszeichnung „Goldene Henne“.
Gesundheitliche Herausforderungen von Obdachlosen
Die gesundheitliche Verfassung von obdachlosen Menschen ist häufig sehr schlecht. Laut Ärzteblatt sind Obdachlose extremen Wetterbedingungen ausgesetzt und leiden oft unter psychiatrischen und somatischen Erkrankungen. Diese erschwerten Bedingungen spiegelt sich in den alarmierenden Statistiken wider. So zeigen Daten aus Deutschland, dass Obdachlose ein durchschnittliches Sterbealter zwischen 42 und 52 Jahren aufweisen.
Finanzielle, gesundheitliche und soziale Ursachen tragen zur Wohnungslosigkeit bei. Gemäß der Berliner Pressemitteilung lassen sich etwa 39.000 Obdachlose und rund 335.000 wohnungslose Menschen in Deutschland verzeichnen. Ein Großteil dieser Personen lebt in Übergangswohnheimen oder ist auf andere soziale Dienste angewiesen, was die Notwendigkeit einer umfassenden medizinischen Versorgung unterstreicht.
Die Barrieren zur Inanspruchnahme medizinischer Hilfe sind vielfältig. Fehlender Krankenversicherungsstatus, Scham oder Angst vor Stigmatisierung und fehlendes Vertrauen sind nur einige der Herausforderungen, denen sich diese Menschen gegenübersehen. Der Arztbesuch gestaltet sich oft als hinderlich, was die Notwendigkeit für innovative Lösungen in der medizinischen Behandlung von obdachlosen Menschen verdeutlicht.
Jenny De la Torre bleibt als Pionierin in der Medizin für Obdachlose und als menschliche Stimme für die Bedürftigen in Erinnerung. Ihr unermüdlicher Einsatz wird nicht nur von ihrer Stiftung, sondern auch von der Politik und der Gesellschaft gewürdigt. Durch ihr Engagement hat sie nicht nur vielen obdachlosen Menschen geholfen, sondern auch auf die dringenden Bedürfnisse dieser oft übersehenen Bevölkerungsgruppe hingewiesen.
Details | |
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Ort | Pflugstraße, 10115 Berlin, Deutschland |
Quellen |
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