Wehrpflicht-Rückkehr: Kanzleramt fordert schnellere Entscheidung!

Kanzleramtschef Frei fordert eine Entscheidung zur Wehrpflicht, um die Bundeswehr angesichts neuer Bedrohungen zu stärken.
Kanzleramtschef Frei fordert eine Entscheidung zur Wehrpflicht, um die Bundeswehr angesichts neuer Bedrohungen zu stärken. (Symbolbild/NAG)

Wehrpflicht-Rückkehr: Kanzleramt fordert schnellere Entscheidung!

Berlin, Deutschland - Die aktuelle Sicherheitslage in Europa droht die Diskussion um die Wehrpflicht neu zu entfachen. Kanzleramtschef Thorsten Frei mahnt zu einer schnellen Entscheidung über eine Vergrößerung der Bundeswehr. Er fordert die schwarz-rote Koalition auf, endlich klare Verabredungen zu treffen, um eine Strategieänderung herbeizuführen. „Wir müssen uns fragen, wie wir die Bundeswehr neu aufstellen können“, so Frei, der darauf hinweist, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius schätzt, dass 50.000 bis 60.000 Soldaten zusätzlich benötigt werden, um den Anforderungen gerecht zu werden.Radio Hochstift berichtet.

Derzeit hat die Bundeswehr über 180.000 Soldaten und strebt eine Zielgröße von 203.000 an. Doch die bisherigen Rekrutierungsversuche über freiwillige Meldungen haben nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Hier stellt Frei klar, dass er für unwahrscheinlich hält, die angestrebte Zahl von 230.000 bis 240.000 Soldaten ohne die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu erreichen. Angesichts der sich verschärfenden Bedrohungslage bleibt den Verantwortlichen kaum Zeit, um die Ziele auf freiwilliger Basis zu verwirklichen.

Ein neuer Wehrdienst?

Verteidigungsminister Boris Pistorius stellte im Juni 2024 sein Konzept eines „Neuen Wehrdienstes“ vor. Dieses sieht einen Auswahl-Wehrdienst vor ohne Pflichtanteil, der jedoch in der Regierung weder in der SPD noch beim Kanzleramt auf breite Zustimmung stößt. Unter dem vorgeschlagenen Modell müssen alle, die 18 werden, einen Fragebogen ausfüllen und zu einem Musterungstermin erscheinen. Frauen sind hierbei nicht verpflichtet zu antworten. Die Bundeswehr rechnet mit einer Resonanz von etwa einem Viertel der jungen Männer, was die Pläne für eine Einladung zur Musterung auf 40.000 Personen ausweiten würde, von denen etwa 5.000 eingezogen werden sollen.Die Tagesschau berichtet.

Doch Experten und Fachpolitiker äußern Bedenken, ob ein rein freiwilliges Modell ausreicht, um das Rekrutierungsproblem zu lösen. Die NATO verlangt eine bessere Personalplanung und Reaktionsfähigkeit der deutschen Streitkräfte, besonders angesichts der Bedrohung durch Russland. Zudem besteht Skepsis gegenüber der Umsetzung des neuen Modells im Bundestag, da die Rekrutierungssicherheit ein fortwährendes politisches Thema ist. „Wir brauchen ein verlässliches Rekrutierungsinstrument“, fordert Pistorius, um den Personalbestand zu erhalten und die Zahl der Reservisten zu erhöhen.

Zukünftige Herausforderungen

Zusätzlich warnt der Bundesnachrichtendienst, dass Russland bis Ende der Dekade in der Lage sein könnte, einen großmaßstäblichen konventionellen Krieg zu führen, was die Notwendigkeit verstärkt, die Bundeswehr kriegstüchtig zu machen. Die Möglichkeit zur Reaktivierung der Wehrpflicht steht ebenso im Raum; in Friedenszeiten könnte dies sogar mit einfacher Mehrheit im Parlament beschlossen werden. Allerdings gibt es erhebliche praktische Herausforderungen. Ehemalige Wehrbeauftragte, wie Eva Högl, weisen darauf hin, dass die Bundeswehr organisatorisch nicht für die schnelle Umsetzung einer Wehrpflicht gerüstet ist, da bereits viele Infrastrukturen abgebaut wurden.WDR informiert über die Fakten zur Wehrpflicht.

Die Debatte um den neuen Wehrdienst ist also nicht nur eine Frage der Rekrutierung, sondern auch ein Thema der nationalen Sicherheit. Die Verantwortlichen müssen sichere Wege finden, um sowohl die Truppenstärke zu erhöhen als auch die Wehrgerechtigkeit zu gewährleisten. Ein Weg, der alle jungen Menschen in die Verantwortung nimmt – könnte das der Schlüssel zur Lösung der aktuellen Herausforderungen sein?

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OrtBerlin, Deutschland
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