Lausitz im Fokus: Ist das Net Zero Valley eine Illusion oder Zukunftsmusik?
Lausitz im Fokus: Ist das Net Zero Valley eine Illusion oder Zukunftsmusik?
Görlitzer Str. 17-18, 03046 Cottbus, Deutschland - Am 16. Juni 2025 stand Cottbus ganz im Zeichen des 12. Stadtgesprächs, das vom Bürgerforum Cottbus unter dem Motto „Net Zero Valley: Die Lausitz als Modellregion – Investition, Illusion, Diskussion“ veranstaltet wurde. Moderiert von Dirk Flindemann, bot die Veranstaltung eine Plattform für die Herausforderungen und Chancen der Energiewende in der Region. Dr. Markus Negemann, Beigeordneter und Kämmerer von Cottbus, stellte das Konzept des „Net Zero Valley“ vor, das den Abbau von Bürokratie sowie die Ansiedlung neuer Industrieunternehmen zum Ziel hat, ohne dabei primär auf Klimaschutz zu setzen. Ein umstrittenes Ziel, das sowohl Hoffnungen als auch Skepsis weckt.
Positive und negative Aspekte wurden lebhaft diskutiert. So wurde die Befürchtung laut, dass durch die Neugestaltung der industriellen Landschaft möglicherweise kurzfristig CO2-Emissionen ansteigen könnten. Diese Bedenken beruhen auf dem Konzept, das sich auf zwei EU-Verordnungen stützt: dem „Critical Raw Materials Act“ und dem „Net Zero Industry Act“. Hier werden 19 strategische Technologien identifiziert, in die Milliardenbeträge investiert werden sollen, um der schwindenden Wettbewerbsfähigkeit Europas entgegenzuwirken und gleichzeitig die Genehmigungsprozesse um Jahre zu verkürzen.
Strategische Planung und Herausforderungen
Cottbus hat sich bereits aktiv mit einer Bewerbung für das „Net Zero Valley“ befasst, die im vergangenen März eingereicht wurde. Im Fokus stehen 11 Industriegebiete mit über 800 Hektar Fläche in der Lausitz, die für neue Technologien wie Batterie- und Energiespeicherlösungen sowie intelligente Stromnetze genutzt werden sollen. Verfahren zur strategischen Umweltprüfung sind im Gange, und eine offizielle Ausweisung wird im Oktober angestrebt. Trotz dieser Fortschritte gibt es komplexe Kritik. Ingenieur Lutz Hartig etwa stellte eine kritische Analyse der Energiewende vor, in der er die Machbarkeit der klimaneutralen Energieversorgung bis 2045 in Frage stellt. Dies untermauert der Bundesrechnungshof mit einem klaren „Nein“.
Eine der wesentlichen Herausforderungen bleibt die Abhängigkeit Deutschlands von fossilen Brennstoffen, die aktuell noch bei 80 Prozent liegt. Zudem wird der Rückgang der gesicherten Leistung von Windkraft und Photovoltaik thematisiert. Politische Akteure wie Dr. Negemann sind sich der Schwierigkeiten bewusst, zeigen sich jedoch optimistisch über zukünftige technologische Fortschritte. Besonders heftig wird die Diskussion über die Rolle der Atomkraft geführt, die Hartig als kostengünstigste Lösung für die Energieerzeugung in den Raum stellt. Diese Emotionen spiegeln die tieferliegenden Sorgen über die Energiesicherheit nach dem Kohleausstieg wider.
Die Rolle der Bürgerschaft
Ein zentrales Anliegen der Veranstaltung war es, die Bürger:innen aktiv in den Diskurs einzubinden. Das Bürgerforum plant bereits weitere Diskussionen zu relevanten Themen wie der Agenda 2030 und der Rolle von Bargeld im digitalen Zeitalter. Um den Dialog zu fördern und eine breite Akzeptanz für die Projekte zu schaffen, wird auch ein achtköpfiges Gremium aus Vertretern der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern ins Leben gerufen. Damit wird die politische Legitimation des „Net Zero Valley“ untermauert.
Trotz der bestehenden finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten räumt Dr. Negemann ein, dass Verzögerungen ein Teil des Prozesses sind und betont die strategische Bedeutung der Projekte für die Zukunft der Lausitz. Die gesamte Diskussion rund um das „Net Zero Valley“ zeigt, dass hier eine enorme Chance für die Region besteht, aber auch ein gutes Händchen in der Umsetzung erforderlich ist.
Für Interessierte: Der Ansprechpartner für das „Net Zero Valley“ ist Dr. Markus Niggemann. Bei Fragen kann er unter netzerovalley@cottbus.de oder telefonisch unter 0355 612 2105 kontaktiert werden. Damit ist die Lausitz nicht nur geografisch im Fokus, sondern auch ein Hotspot für innovative Ideen und entscheidende Diskussionen in der Zukunft der Energieversorgung.
Für mehr Informationen über das Projekt und weitere Entwicklungen in der Region lohnt sich ein Blick auf die offizielle Seite des „Net Zero Valley“ unter netzerovalley.eu und auf die ausführliche Berichterstattung bei coolis.de.
Details | |
---|---|
Ort | Görlitzer Str. 17-18, 03046 Cottbus, Deutschland |
Quellen |
Kommentare (0)