Westdeutsche Leitung im DDR-Museum: Aufregung und Protest in Ostdeutschland!
Christine Gerbich wird neue Leiterin des DDR-Museums "Utopie und Alltag" in Eisenhüttenstadt, was für Kontroversen sorgt.

Westdeutsche Leitung im DDR-Museum: Aufregung und Protest in Ostdeutschland!
In Eisenhüttenstadt wird das Museum „Utopie und Alltag“ ab dem 1. Oktober 2025 von Christine Gerbich geleitet. Die 1972 in Mannheim geborene Westdeutsche hat sich gegen 28 Mitbewerber durchgesetzt und wird mit ihrer Ernennung in der Region teils heftig kritisiert. Viele Ostdeutsche empfinden es als Affront, dass eine Westdeutsche die Leitung eines DDR-Museums übernimmt. In einem Facebook-Post zum Thema sammelten sich bereits Kommentare, die einen Boykott des Museums fordern und den Unmut über die Entscheidung deutlich machen. Dennoch sieht Gerbich ihre Herkunft nicht als Nachteil, sondern als Bereicherung, da sie als Außenstehende Dinge bemerken kann, die Ostdeutschen oftmals selbstverständlich erscheinen.
Das Museum „Utopie und Alltag“ beherbergt eine beeindruckende Sammlung von rund 170.000 Exponaten, darunter Möbel, Schallplatten und Bettbezüge aus dem Alltag in der DDR. Die ehemalige Museumsleiterin bringt nicht nur einen reichen Erfahrungshorizont mit, sondern will zudem das Museum zu einem Treffpunkt für verschiedene Gruppen in der Gesellschaft machen. Sie plant, Kooperationen mit lokalen Vereinen und Geflüchteten zu initiieren, um das Museum stärker in das Stadtleben einzubinden. Dies würde nicht nur die Bedeutung der Einrichtung steigern, sondern auch eine neue, lebendige Kultur des Austausches fördern.
Finanzielle Unterstützung und zukünftige Pläne
Ein weiterer Rückenwind für das Museum kommt durch eine neue fünfjährige Finanzierungsvereinbarung, die am vergangenen Dienstag unterzeichnet wurde. Ab 2024 wird die jährliche Förderung des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR von 150.000 Euro auf 230.000 Euro erhöht. Kulturministerin Manja Schüle, die Gerbich als erfahrene und erfolgreiche Museumsleiterin lobt, bat um Augenmerk auf die Qualität der Arbeit und ergänzte, dass die Besucherzahlen nicht das einzige Maß für den Erfolg eines Museums sein sollten.
Die neue Leiterin plant darüber hinaus eine Dauerausstellung, die zum 40-jährigen Jubiläum der Wiedervereinigung im Jahr 2029 eröffnet werden soll. Diese Weichenstellung könnte dazu beitragen, das Museum überregional bekannt zu machen, wofür sich auch Landrat Frank Steffen einsetzt. Der Landkreis Oder-Spree unterstützt die beiden kulturellen Einrichtungen – das Dokumentationszentrum und das Kunstarchiv Beeskow – mit jährlichen Gesamtmitteln von etwa 547.000 Euro.
Ein Blick in die Vergangenheit
Gerbich selbst hat den Alltag in der DDR nie erlebt, doch setzt sie sich intensiv mit dieser Thematik auseinander. Ihre vorherige Tätigkeit bei den Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden hat ihren Erfahrungshorizont erweitert. Sie beschreibt, dass es in ihrer Arbeit darum geht, Verbindungen zwischen Alltagskultur, Kunst und den politischen Rahmenbedingungen herzustellen. Die Sammlung des Dokumentationszentrums bietet dafür die perfekte Grundlage.
Das Kunstarchiv Beeskow, das ebenfalls zum Museum gehört, umfasst etwa 18.500 Werke der Bildenden und Angewandten Kunst sowie des Laienschaffens. Besonders in der Verbindung dieser beiden Institutionen liegt ein großes Potenzial für eine vielseitige Auseinandersetzung mit der Alltagsgeschichte der DDR. Christine Gerbich hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen Dialog anzuregen und verschiedene Perspektiven auf den Alltag in der DDR zugänglich zu machen.
Mit ihrem Engagement könnte das Museum „Utopie und Alltag“ künftig nicht nur ein Ort des Erinnerns, sondern auch der Begegnung werden. Ob das Publikum diesen neuen Kurs annehmen wird, bleibt abzuwarten. Dennoch steht fest, dass Christine Gerbich frischen Wind in die Eisenhüttenstädter Kultur bringen möchte und sich auf die Herausforderung freut.