Debatte um Israels Kriegsführung: Merz und die neue Staatsräson
Der Artikel beleuchtet die deutsche Politik zur Staatsräson gegenüber Israel und die aktuellen Herausforderungen im Gazastreifen am 7.10.2025.

Debatte um Israels Kriegsführung: Merz und die neue Staatsräson
In den letzten zwei Jahren hat sich die politische Landschaft in Deutschland stark verändert, besonders im Hinblick auf die Beziehungen zu Israel. Am 7. Oktober 2023 überfiel die Hamas Israel, und noch immer befinden sich Geiseln in ihrer Gewalt. Als Reaktion auf diesen Angriff begann Israel einen Krieg im Gazastreifen, der nicht nur militärische, sondern auch moralische Fragen aufwirft. Der Vorwurf des Völkermords steht im Raum, und die Debatte über die deutsche Staatsräson hinsichtlich Israel nimmt an Fahrt auf. tagesschau.de berichtet, dass dies ein zentrales Thema in der aktuellen politischen Diskussion ist.
Friedrich Merz, der derzeitige deutsche Kanzler, zeigt sich besorgt über die Entwicklungen im Gazastreifen und hat wiederholt betont, dass Solidarität mit Israel für ihn unverrückbar ist. Allerdings äußert er auch kritische Anmerkungen zur Kriegsführung Israels und hat klar gesagt, dass bei einer Verletzung des Völkerrechts auch der deutsche Kanzler etwas sagen müsse. Im August 2025 entschied Merz sogar, keine Waffen mehr zu liefern, die im Gazastreifen eingesetzt werden könnten, was in der Bevölkerung auf reges Interesse stößt und in den Medien kontrovers diskutiert wird.
Öffentliche Reaktionen und Demonstrationen
All dies geschieht vor dem Hintergrund einer breiten Öffentlichkeit, die sich increasingly kritisch mit Israels Vorgehen auseinandersetzt. Laut einem ARD-DeutschlandTrend sind 63% der Deutschen der Meinung, dass Israel militärisch zu weit geht. In verschiedenen Städten, darunter Berlin, demonstrieren Zehntausende mit Slogans wie “Stoppt den Gaza-Genozid”. Solche Bewegungen werden von Musikern wie Michael Barenboim unterstützt, der Israels Handeln als Völkermord bezeichnet und Deutschland auffordert, aktiv gegenzusteuern.
In einer bemerkenswerten Initiative fordern rund 150 Wissenschaftler, Politiker und Diplomaten einen Kurswechsel in der deutschen Politik gegenüber Israel. Darunter auch die Verfassungsschutzbehörde, die vor einem zunehmenden Antisemitismus warnte. Besonders besorgniserregend ist die Situation für jüdische und israelische Einrichtungen, die sich einer erheblichen Gefährdungslage gegenübersehen. Merz hat in einer Rede zugegeben, dass die Welle des Antisemitismus, die seit dem 7. Oktober 2023 aufgekommen ist, ihn beschämt.
Geshehen in der Wissenschaft und Diskussionen über den Nahostkonflikt
Parallel zu diesen Ereignissen wird auch die akademische Welt immer lauter. Der israelisch-schweizerische Historiker José Brunner zieht in seinem kürzlich veröffentlichten Buch „Brutale Nachbarn. Wie Emotionen den Nahostkonflikt antreiben – und entschärfen können“ Parallelen zu den aktuellen Geschehnissen. Brunner, der einen interessanten und kritischen Blick auf die emotionsgeladenen Dynamiken im Nahostkonflikt wirft, könnte durch seine Erfahrungen in einer jüdisch-arabischen Studentenbewegung wertvolle Einsichten bieten.
Als Politologe und Jurist, der unter anderem an renommierten Universitäten wie Harvard und der Universität Tel Aviv gelehrt hat, bleibt er ein einflussreicher Akteur in der Debatte über den Konflikt und das Geschehen im Gazastreifen. Süddeutsche.de berichtet von Brunners kritischen Ansichten, die ebenfalls Gehör finden sollten.
Insgesamt stellt sich die Frage, wie Deutschland seine Verantwortung als Partner und Freund Israels in dieser komplexen Situation weiterhin gestalten kann, ohne dabei die humanitären Aspekte aus den Augen zu verlieren. In einer solchen historischen Entwicklung muss die Politik feine Unterschiede machen und den Dialog fördern, um sowohl Sicherheitsinteressen als auch die Einhaltung völkerrechtlicher Standards zu gewährleisten.