Erster Preis für Forschungsprojekt: Gerüche als kulturelles Erbe entdeckt!

Erster Preis für Forschungsprojekt: Gerüche als kulturelles Erbe entdeckt!
Erlangen, Deutschland - Ein bedeutendes Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) namens „Odeuropa“ hat den European Heritage Award / Europa Nostra Award der Europäischen Kommission erhalten. Dieses Projekt untersucht die Rolle von Gerüchen als zentralen Bestandteil kultureller Identität und kollektiven Gedächtnisses. Die Auszeichnung wurde am 12. Juni 2025 bekannt gegeben und würdigt die innovative Herangehensweise des Projekts an das geschichtliche Erbe Europas.
„Odeuropa“ hat das Ziel, Gerüche als essenziellen Teil des kulturellen Erbes zu verankern und durch multisensorische Verbindungen ein tieferes Verständnis für die Vergangenheit zu schaffen. Historische Gerüche werden beispielsweise in Cafés auf Montmartre und auf dem Schlachtfeld von Waterloo erforscht. Das Team sucht nach Hinweisen auf Gerüche in verschiedenen Medien, darunter Gemälde, Zeichnungen, Romane und Zeitungsberichte. Diese methodische Vielfalt ist entscheidend, um die historische Bedeutung von Gerüchen aufzuzeigen.
Innovative Technologien und umfangreiche Datenbanken
Um geruchsbezogene Verweise effizient identifizieren zu können, hat das Projekt Künstliche Intelligenz (KI) genutzt. Diese wurde trainiert, um mehr als 43.000 historische Bilder sowie 167.000 Bücher aus dem Zeitraum von 1600 bis 1920 in sechs europäischen Sprachen zu analysieren. Daraus entstand der „Odeuropa Smell Explorer“, eine umfassende Datenbank, die 2,5 Millionen Einträge zum geruchlichen Erbe Europas umfasst. Diese digitale Ressource steht nicht nur Forschenden, sondern auch Museen und politischen Entscheidungsträgern zur Verfügung.
Zudem wurden Standards und Methoden entwickelt, die Museen bei der Identifikation und Dokumentation von Gerüchen unterstützen. Die digitalen Ergebnisse des Projekts beinhalten verschiedene Werkzeuge wie die Encyclopedia of Smell History and Heritage sowie das Olfactory Storytelling Toolkit, das es Museen ermöglicht, multisensorische Erzählungen zu kreieren. Das Projekt hat nicht nur zur Schulung von über 760 Studierenden beigetragen, sondern auch aktive Zusammenarbeit mit verschiedenen Gemeinschaften gefördert.
Einfluss auf das kulturelle Erbe
Die Wirkung des Projekts ist bereits spürbar: Konzepte wurden von Museen und Kulturerbestätten in Europa und darüber hinaus aufgegriffen. Ein herausragendes Ereignis war die Smell Culture Fair, die 2023 in Amsterdam stattfand und die Erkundung multisensorischen Erzählens in den Mittelpunkt stellte. Solche Initiativen verdeutlichen den wachsenden Einfluss und die Bedeutung von Geruchsgewinnen in der Wahrnehmung und. Ihrem Erbe.
Zusätzlich zur Erforschung von Geruch und Kultur ist das Verständnis der menschlichen Wahrnehmung ein zentrales Thema der aktuellen Forschung. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit von Marc O. Ernst und Heinrich H. Bülthoff am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Sie untersuchen, wie das Gehirn redundant Informationen aus verschiedenen Sinnesmodalitäten, wie Sehen, Hören und Fühlen, nutzt. Das Ziel ist es, zu veranschaulichen, wie Vorwissen und sensorische Reize die Wahrnehmung beeinflussen.
Beide Forschungsansätze – die Untersuchung von Gerüchen in der Geschichte und die multimodale Integrationsforschung – bieten bewährte Modelle und Methoden, um das Zusammenspiel zwischen Sinneseindrücken und kultureller Identität zu verstehen. Mit dem Fokus auf multisensorische Erzählungen und die damit verbundenen kognitiven Prozesse wird die Bedeutung der Sinne für das menschliche Erbe und die Wahrnehmung in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen.
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Ort | Erlangen, Deutschland |
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