Schock an Greifswalder Schule: Schüler posieren mit rechtsextremer Geste

Schock an Greifswalder Schule: Schüler posieren mit rechtsextremer Geste
Auschwitz, Polen - In einem besorgniserregenden Vorfall an der Greifswalder Fischerschule haben zwei Schüler während einer Studienfahrt ins Konzentrationslager Auschwitz eine rechtsextreme Geste dokumentiert. Diese so genannte White-Power-Geste, die für die Übermacht der „weißen Rasse“ steht, wurde von den Schülern in einem Video festgehalten, was nun erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke) hat die Tat unmissverständlich verurteilt und kündigte strenge Ordnungsmaßnahmen an. Die Schüler wurden bis zur Klärung des Vorfalls vom Unterricht suspendiert, wobei mögliche Maßnahmen ein Verweis an eine andere Schule, eine Versetzung in eine Parallelklasse oder eine Suspendierung von bis zu drei Monaten umfassen können. Die Schulleitung informierte das Bildungsministerium, was zur Anzeige des Vorfalls am 6. Juni führte. Zwei begleitende Lehrer wurden ebenfalls abgemahnt.
Die Fischerschule ist bekannt für ihre regelmäßigen Studienfahrten zu Gedenkstätten des Nationalsozialismus, und dieser Vorfall stellt den ersten dieser Art dar. Auffällig ist zudem, dass die Schule eine Brennpunktschule ist und einen hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf sowie Migrationshintergrund aufweist. Aktuell liegt dieser Anteil bei 29 Prozent. Um den Herausforderungen gerecht zu werden, führt die Schule ein Antirassismus-Projekt in der achten Klasse durch und bietet Aufklärung sowie Unterstützung zu Themen wie Gewalt und rechtsextreme Einstellungen an.
Ähnliche Vorfälle in der Region
Ein ähnlicher Vorfall hatte sich bereits im März an der Görlitzer Scultetus-Oberschule ereignet, als vier Schüler mit einer White-Power-Geste vor dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau posierten. Einer der Schüler veröffentlichte das Bild auf Instagram, was die Aufmerksamkeit einer Dresdner Antifa-Gruppe auf sich zog, die das Foto an Medienvertreter weiterleitete. Die beteiligten Schüler, die aus einer neunten Klasse stammen, mussten ebenfalls mit Konsequenzen rechnen. Alle erhielten einen Schulleitungsverweis und sind verpflichtet, soziale Stunden in einer Behindertenwerkstatt abzuleisten. Der Soziologe und Politikwissenschaftler Johannes Kiess hat in diesem Zusammenhang einen „Neonazi-Trend“ unter Jugendlichen identifiziert. Besonders auffällig ist die Nutzung solcher Gesten und Symbole in jungen, internetaffinen Neonazi-Kreisen, die immer mehr Einfluss auf das Verhalten von Heranwachsenden auszuüben scheinen.
Ein alarmierender Trend
Die Häufigkeit rechtsextremistischer Vorfälle an Schulen in Deutschland ist besorgniserregend und hat in den letzten Jahren stark zugenommen. In Sachsen stieg die Zahl gemeldeter rechtsextremistischer Vorfälle von 73 im Jahr 2019 auf 149 im Jahr 2023, während in anderen Bundesländern ähnliche Entwicklungen festzustellen sind. Lehrer berichten von Ausgrenzungen, antisemitischen Witzen und rassistischen Beleidigungen, die selbst bei Grundschülern vorkommen. Der Zugang zu problematischen Inhalten über soziale Medien scheint bei den Jugendlichen eine entscheidende Rolle zu spielen, wobei immer mehr Lehrer von Unsicherheiten im Umgang mit diesen Themen berichten.
Die Kultusministerkonferenz hat bereits 2018 empfohlen, kontroverse Themen im Unterricht zu behandeln, jedoch haben nur fünf Bundesländer dies in ihren Lehramtsstudiengängen verankert. Die Forderung von Matthias Busch, Demokratiebildung verbindlich in allen Lehramtsstudiengängen zu verankern, gewinnt somit an Bedeutung, um Lehrer in ihrer Rolle als Aufklärer und Erzieher zu stärken und einen präventiven Ansatz gegen rechtsextreme Tendenzen zu fördern.
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Ort | Auschwitz, Polen |
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