Greifswald: Transformiert sich die Innenstadt zur Geisterstadt?

Greifswald: Transformiert sich die Innenstadt zur Geisterstadt?

Greifswald, Deutschland - In Greifswald macht sich ein schleichender Wandel bemerkbar, denn die Innenstadt verliert zunehmend an Substanz und zeigt sich immer öder. Wie moin.de berichtet, haben in den letzten Wochen gleich drei Geschäfte ihre Türen geschlossen. Der Weinhändler Pallhuber, der sich drei Jahre lang bemüht hatte, exklusive Weine anzubieten, zog Mitte Juni den Stecker. Verkaufsleiter Jens Grunwald äußert sich enttäuscht über den mangelnden Kundenzustrom und Personalmangel, der die Schließnungen mit vorangetrieben hat.

Auch die Patisserie „Tortengestöber“, die erst Ende 2023 ins Leben gerufen wurde, musste schließen, da die Nachfrage ausblieb und die Kosten immer weiter stiegen. Der Kristall-Laden „Ocean Crystals“ reiht sich in diese traurige Liste ein. Der wachsende Leerstand in Greifswald führt zu einer wachsenden Verzweiflung unter den Bürgern, die die Innenstadt zunehmend als „Geisterstadt“ wahrnehmen. Ein Blick auf Online-Kommentare bringt die Probleme offen zur Sprache: Hohe Parkgebühren und eine fehlende Aufenthaltsqualität führen dazu, dass viele Menschen lieber woanders shoppen gehen, wo das Parken günstiger und der Besuch lohnendere erscheint.

Das Ladensterben ist ein bundesweites Problem

Die Situation in Greifswald ist nicht isoliert. Der Handelsverband Deutschland (HDE) schlägt Alarm und prognostiziert für 2023 den Verlust von 9.000 Geschäften bundesweit, wie welt.de berichtet. Sinken die Kaufkraft und steigen die Kosten, wird es für viele Ladenbesitzer immer schwerer. Aktuell halten sich noch rund 311.000 Geschäfte in Deutschland, ein Rückgang von fast 62.000 gegenüber 2015.

Besonders kleine Fachhändler, wie Modeboutiquen und Schuhläden, kommen unter Druck. Die Tatsache, dass hohe Mietkosten viele Geschäfte in die Knie zwingen, ist ein zentraler Punkt. Wie focus.de feststellt, sollen bis 2024 insgesamt rund 46.000 Einzelhändler aufgeben. Dieses Szenario führt zu vermehrten Leerständen, die wiederum die Attraktivität der Innenstädte gefährden und eine Abwärtsspirale auslösen.

Weg aus der Krise?

Die Forderungen zur Wiederbelebung der Innenstädte sind zahlreich. Der HDE setzt sich für Kampagnen zur Stärkung des „Kauf Lokal“- Gedankens ein, um die Bürger zu ermutigen, bei lokalen Händlern einzukaufen. Auch die Schaffung multifunktionaler Orte, die Einkauf und Dienstleistungen kombinieren, stehen auf der Agenda. Eine Umnutzung von Ladenflächen in Wohnraum könnte dazu beitragen, die Stadtbewohnerschaft zu erhöhen.

„Wir brauchen schnelle und unbürokratische Genehmigungsprozesse für Umbauten“, fordert der HDE. Ansiedlungsmanager in den Kommunen könnten eine Schlüsselrolle spielen, um die entstehenden Lücken in den Stadtzentren rasch zu schließen. Andernfalls droht eine Kettenreaktion von Leerständen, die nicht nur die Geschäfte, sondern auch die Lebensqualität in den Städten gefährden könnte.

Ob Greifswald und andere Städte die Wende schaffen können, hängt von einer Kombination aus innovativen Ideen und politischer Unterstützung ab. Eines ist klar: Die Herausforderungen sind groß, und es braucht kreatives Denken und schnelles Handeln, um die Innenstädte für die Zukunft fit zu machen.

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OrtGreifswald, Deutschland
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