Kampfmittelgeräusch in MV: Wo die alten Granaten verborgen liegen!
In Mecklenburg-Vorpommern lagern nach wie vor Kriegsmaterialien. Mehr als 260 Bergungseinsätze zeigen die aktuelle Gefahrenlage.

Kampfmittelgeräusch in MV: Wo die alten Granaten verborgen liegen!
In Mecklenburg-Vorpommern gab es im Jahr 2023 über 260 Soforteinsätze des Munitionsbergungsdienstes. Dabei sind Granatenfunde vor allem bei Bauarbeiten in Orten wie Mönchhagen und an einer Grundschule in Grevesmühlen aufgetreten, was die Gefahren, die im Boden schlummern, eindrücklich verdeutlicht. Innenminister Christian Pegel (SPD) hat unmissverständlich betont, dass abertausende Tonnen Kriegsmaterial aus den beiden Weltkriegen im Bundesland lagern, insbesondere in Wäldern, auf Äckern und sogar in der Ostsee. Baden-Württemberg, Hessen und andere Bundesländer setzen ebenfalls auf ihre Kampfmittelräumdienste, um mit dieser Last umzugehen.
Im Kampfmittelkataster sind derzeit 866 belastete Flächen mit einer Gesamtgröße von 91.528 Hektar verzeichnet, was etwa 3,9 % der Landesfläche entspricht, und da sind gefährdete Gebiete wie Häfen und Küstenregionen nicht auszuschließen. Besonders kritisch ist die Situation in Rostock, auf der Halbinsel Wustrow, rund um Peenemünde auf Usedom und im Süden von Schwerin, wo die höchsten Gefahrenkategorien registriert werden. Etwa 28.700 Hektar Waldfläche fallen in die höchste Gefahrenkategorie 4 des Kampfmittelkatasters, ein ernstes Anliegen für die Anwohner.
Die Herausforderungen der Kampfmittelräumung
Die Kampfmittelräumung ist eine Ländersache, wobei in Mecklenburg-Vorpommern der Munitionsbergungsdienst beim Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei dafür zuständig ist. Der Bund trägt sollte es sich um bundeseigene Flächen handeln, während das Land die Kosten für andere Flächen trägt und diese auf Antrag beim Bund erstatten kann. Eine verlässliche Schätzung darüber, wie viel Munition noch im Boden verborgen ist, bleibt laut den Ministern jedoch schwierig. Bis zur Übernahme des Vorsitzes der Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Kampfmittelbeseitigung im Jahr 2025 schossen die Soforteinsätze und planmäßige Aufträge nur so in die Höhe; 2024 wurden 378 Soforteinsätze und 283 Planaufträge zur Suche nach Kampfmitteln verzeichnet.
Im gesamten Bundesgebiet hat der Kampfmittelräumdienst (KRD) die entscheidende Aufgabe, mit gewahrsamslosen Kampfmittel umzugehen, die meist vor 1945 produziert wurden. Diese umfassen unter anderem nicht fachgerecht gelagerte Munitionsreste und Bomben, die in den letzten Jahrzehnten ans Licht gekommen sind. Die spezialisierten Mitarbeiter des KRD setzen sich nicht nur mit der Entschärfung, sondern auch mit der Entsorgung von Blindgängern auseinander. Dabei zeigt sich, dass in vielen Bundesländern das Aufgabenfeld variabel ist und die jeweiligen Zuständigkeiten stark variieren können, je nachdem, wo man sich befindet.
Ein Blick in die Zukunft
Für die Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee hat die Bundesregierung ein Sofortprogramm in Höhe von 100 Millionen Euro aufgelegt. Ein Pilotprojekt zur Bergung von Weltkriegsmunition vor Boltenhagen wurde im August gestartet, um die Gefahren der versenkten Kriegsmunition zu erkennen und zu beseitigen. Zusätzlich sind 190 Millionen Euro für die Beräumung belasteter Bundesliegenschaften in Mecklenburg-Vorpommern eingeplant. Bei der Munitionsbergung in MV ist 2025 mit einer Summe von 6,5 Millionen Euro schon fest eingeplant, sodass die Arbeiten voranschreiten können.
Seit 1990 wurden in Mecklenburg-Vorpommern bereits 2582 Tonnen Munition bei verschiedenen Beräumungen und 249 Tonnen bei Soforteinsätzen erfolgreich geborgen. Die Gefahr ist jedoch allgegenwärtig – und so bleibt die Arbeit der Kampfmittelräumdienste von zentraler Bedeutung für die Sicherheit der Bürger. Besonders, da zwischen 2000 und 2010 insgesamt acht Mitarbeiter bei Einsätzen ums Leben kamen, wird dieser kritische Bereich weiterhin von Medien und Öffentlichkeit mit großem Interesse verfolgt.
Mit dem Bundeszentrum für Munitionsbergung, das in Rostock angesiedelt wird, und dem Schwerpunkt der Präventionsarbeit wird klar, dass die Gefahren durch alte Munition und nicht entschärfte Kampfmittel nicht unterschätzt werden dürfen. Es zählt jeder Tag, um das Leben der Menschen zu schützen und die Umgebung zu sichern.