Lehrermangel in Vorpommern: Quereinsteiger dringend gesucht!
Lehrermangel in Vorpommern: Quereinsteiger dringend gesucht!
Eggesin, Deutschland - In der Uecker-Randow-Region gleichen die Schulen einem Puzzle ohne die passenden Teile – die Lehrer fehlen fast überall. Das Staatliche Schulamt hat sich auf eine Tour durch den Landkreis Vorpommern-Greifswald begeben, um sowohl Fachkräfte als auch Seiteneinsteiger für den Lehrerberuf zu gewinnen. So fand jüngst eine Jobbörse an der Regionalen Schule Ernst Thälmann in Eggesin statt, die zahlreiche Interessierte anlockte. Marit Schindler vom Schulamt Greifswald war vor Ort und begrüßte Vertreter der Schulen sowie potenzielle Bewerber, die sich für die Herausforderungen und Chancen des Lehrerberufs interessierten.
Eine der Interessentinnen, die 25-jährige Johanna Westphal, bringt bereits Erfahrungen als Integrationshelferin und in einer Kindertanzgruppe mit. Bei Schulen wie der in Eggesin ist die Lage jedoch ernst: Schulleiterin Kathleen Krumrück klagt über sieben fehlende Lehrer und fünf offene Stellen, die dringend besetzt werden müssen. Gesucht wird insbesondere Personal für die Fächer Deutsch, Geschichte, Mathematik, Physik und Informatik. Bewerber mit einem abgeschlossenen Masterstudium und besonderen Fächerkombinationen wie Biologie und Chemie haben hier die besten Karten.
Herausforderungen und Qualifikationen
Die Einstellung von Seiteneinsteigern wird zwar explizit gefördert, Schindler merkt jedoch an, dass das Unterrichten an einer Regionalen Schule nicht ohne Herausforderungen ist. Um den Einstieg zu erleichtern, werden Praktika angeboten, die den Bewerbern wertvolle Einblicke in den Lehrerberuf geben können. Zudem betont Schindler den hohen Bedarf an Lehrern in der Region und informiert über die verschiedenen Möglichkeiten zur Lehrerbildung, darunter eine modulare Qualifizierungsreihe, die essentielle Grundlagen vermittelt.
Der Lehrkräftemangel in Deutschland hat sich in den letzten Jahren stark verstärkt. In vielen Bundesländern, wie in Brandenburg und Sachsen-Anhalt, wurde im Jahr 2024 fast jede zweite Einstellung mit Personen ohne formale Lehramtsausbildung vorgenommen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) schätzt, dass bis 2024 mehr als 17.400 Lehrkräfte fehlen werden. Gerade in den östlichen Bundesländern ist die Situation angespannt: Eine bevorstehende Pensionierungswelle wird zum dringenden Bedarf an Neueinstellungen führen und gleichzeitig bringen steigende Schülerzahlen, bedingt durch einen Babyboom in den 2010er Jahren, die Schulen an ihre Grenzen.
Ein starkes Ungleichgewicht
Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass im Schuljahr 2022/2023 9,8 % der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen ohne anerkannte Lehramtsprüfung unterrichteten, ein Anstieg von 5,6 % im Schuljahr 2012/2013. Auch an beruflichen Schulen stieg der Anteil der Quer- und Seiteneinsteiger ohne formale Qualifikation auf 21,2 %. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines langjährigen Ausbildungsdefizits und großen regionalen Unterschieden in der Lehrerausbildung, wo jedes Bundesland unterschiedlich viele Studienplätze beschließt, um den eigenen Bedarf zu decken.
Die Zukunft sieht nicht rosig aus; diese Problematik wird wohl auch die kommenden Jahre prägen. Die Bertelsmann Stiftung prognostiziert beispielsweise bis 2035 einen Überhang von 45.800 Grundschullehrkräften. Zwischen den Jahren 2023 und 2024 wurden die meisten Kinder seit 2003 eingeschult, was die Nachfrage nach Lehrkräften weiter anheizt. Aufgrund dieser vielfältigen Faktoren wird sich der Lehrkräftemangel insbesondere in der Sekundarstufe I und an beruflichen Schulen in den nächsten Jahren noch zuspitzen.
In dieser angespannten Situation können Quereinsteiger wie Johanna Westphal eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, die Lücken in den Klassenzimmern zu füllen. Offenheit und der Wille, mit Kindern zu arbeiten, sind essentielle Voraussetzungen, die bereitwillige Bewerber mitbringen sollten.
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Ort | Eggesin, Deutschland |
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