Schulrevolution in MV: Lernen ohne Noten – Chance oder Risiko?

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In Vorpommern-Greifswald sorgt der Schulanfang 2025 für Diskussionen über Notenverzicht und moderne Leistungsbeurteilung.

In Vorpommern-Greifswald sorgt der Schulanfang 2025 für Diskussionen über Notenverzicht und moderne Leistungsbeurteilung.
In Vorpommern-Greifswald sorgt der Schulanfang 2025 für Diskussionen über Notenverzicht und moderne Leistungsbeurteilung.

Schulrevolution in MV: Lernen ohne Noten – Chance oder Risiko?

Der Schulanfang in Mecklenburg-Vorpommern sorgt für frischen Wind und hitzige Diskussionen rund um das Thema Benotung von Schülern. Mit der Eröffnung der Freien Demokratischen Schule in Friedland, die 23 Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahren aufnimmt, wird ein neuer Ansatz im Bildungssystem vorgestellt. In dieser Schule wird auf klassische Zensuren verzichtet, was sowohl Zustimmung als auch Kritik in sozialen Medien hervorruft. Während einige den Schritt als progressiv und notwendig erachten, äußern andere Bedenken über die Zukunftschancen der Schüler ohne Noten. So berichtet der Uckermark Kurier.

Interessanterweise ist die Freie Schule in Friedland nicht die einzige, die diesen Weg geht. Auch in einer Grundschule in Mollhagen (Schleswig-Holstein) wird seit 2014 auf Noten verzichtet, und die Dorfschule Lassaner Winkel in Klein Jasedow hat seit 2017 ähnliche Konzepte umgesetzt. Selbst die Freie Schule Rügen, die nach dem Montessori-Konzept arbeitet, trägt zur Diskussion bei. Modellhafte Schulen, die diese unkonventionelle Handhabung der Bewertung erproben, zeigen unterschiedliche Ansätze und ermutigen zur Reflexion über das bestehende System.

Feedback statt Noten

Ähnlich verhält es sich in Hamburg, wo Schüler an der Max-Brauer-Schule für die Klassenstufen eins bis acht keine Noten erhalten. Stattdessen kommt ein individuelles Feedback-System zum Einsatz. Erst ab der neunten Klasse werden Notenzeugnisse vergeben. Enno, ein Abiturient, der an dieser Schule gelernt hat, beschreibt das traditionelle Notensystem als veraltet und weist auf die Notwendigkeit neuer Bewertungsformen hin. Er behauptet, dass Schüler und Eltern die Nachvollziehbarkeit der Lernfortschritte und Ziele zu schätzen wissen. Mehr dazu erfährt man auf dem Deutschen Schulportal.

Doch trotz solcher positiven Beispiele sieht es nicht überall rosig aus. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2016 zeigt, dass mehr als 80 Prozent der Deutschen an der Notenvergabe festhalten und das Sitzenbleiben bei unzureichenden Zensuren für sinnvoll halten. Mit dieser Einstellung stehen die fortschrittlichen Schulen vor einer Herausforderung, die die Notwendigkeit einer modernen und anpassungsfähigen Leistungsbeurteilung betont.

Die Zukunft der Fehlerkultur

Experten betonen, dass das klassische Zeugnis und die Noten weiterhin zentrale Elemente des Bildungsweges darstellen. Die Diskussion darüber, wie eine anpassungsfähigere Bewertung aussehen könnte, gewinnt jedoch immer mehr an Bedeutung. Eine individualisierte Leistungsbeurteilung ohne Noten könnte möglicherweise die Weichen für eine zukunftsfähige Fehlerkultur stellen, bei der das Lernen und die Entwicklung des Schülers im Vordergrund stehen. Wohin die Reise im deutschen Bildungswesen letztlich führt, bleibt abzuwarten, doch die Debatte ist in vollem Gange.