Trassentreffen im Jerichower Land: Ein nostalgischer Rückblick mit 400 Ehemaligen

Trassentreffen im Jerichower Land: Ein nostalgischer Rückblick mit 400 Ehemaligen

Jerichower Land, Deutschland - Was für eine Zeitreise! Heute, am 14. Juli 2025, versammeln sich über 400 ehemalige Trassenbauer im Jerichower Land, Sachsen-Anhalt, zu einem großartigen „Trassentreffen“. Diese nostalgischen Zusammenkünfte haben sich seit 2006 etabliert und finden seitdem jährlich auf dem Campingplatz Zabakuck statt – anfangs alle zwei Jahre. Der Anlass heute ist nicht ohne Grund: Der 50. Jahrestag des ersten Spatenstichs für die große Erdgasleitung von Sibirien nach Europa wird gefeiert.

Doch nicht nur aus diesem Grund pilgern ehemalige Arbeiter und ihre Familien hierher. Bei der Veranstaltung wird auch das Buch „Rock‘n‘Roll am Trassenrohr“ von Hajo Obuchoff vorgestellt. Das Werk widmet sich der speziellen Tanzmusikversorgung der Trassenbauer. Obuchoff, der einst selbst als „Kulturnik“ tätig war und ein Diskomobil auf den Baustellen betrieb, starb leider im April 2025, kurz vor der Veröffentlichung seines Buches.

Die Druschba-Trasse: Ein gewaltiges Bauprojekt

Ein zentraler Bestandteil des Trassentreffens ist die Erinnerung an die Druschba-Trasse, die von der DDR als zentrales Jugendobjekt der Freien Deutschen Jugend initiiert wurde. Der Name „Druschba“, was auf Russisch „Freundschaft“ bedeutet, steht für das 2750 Kilometer lange Erdgasleitungsnetz. Der DDR-Abschnitt, der durch die Ukraine führt und von Krementschug bis Ushgorod reicht, war mit 518 Kilometern besonders bedeutend. Der Bau dauerte von 1974 bis 1978, und die DDR übernahm alle Kosten für Planung, Technik und Infrastruktur.

Ein erheblicher Teil der Materialien – darunter Rohre aus Japan und der Bundesrepublik Deutschland – wurde unter großem Aufwand und hohen Kosten beschafft. Joachim Reinsch, der Chef des Erdgasprojekts, drückte es einmal so aus: „Alles muss aus der DDR herangeschafft werden.“ Selbst die Verpflegung der Trassenbauer wurde per Luftbrücke in die Sowjetunion transportiert.

Die legendenhaften Trassenbauer

Die Atmosphäre auf dem Trassentreffen wird geprägt von Erinnerungen an die Zeit, als Kulturarbeiter und Fachleute Hand in Hand arbeiteten. Diese sogenannten „Kulturniks“ waren neben den Ingenieuren und Technikern unverzichtbar. Sie sorgten nicht nur für die richtige Stimmung, sondern halfen auch, das Gemeinschaftsgefühl unter den Arbeitern zu fördern. Bei den nostalgischen Treffen wird so mancher Teilnehmer sein Wohnmobil mit DDR-Fahnen dekorieren und in Erinnerungen schwelgen, die tief in der Vergangenheit verankert sind.

Die Trassenzubauten zur „Druschba-Trasse“ waren auch kein Zuckerschlecken. Stolze 105 Kilometer Schweißnähte handgefertigt und zahlreiche Querverbindungen durch schwieriges Terrain sind nur einige der Herausforderungen, denen sich die Bauarbeiter stellen mussten. Neben zahlreichen Straßen und unterirdischen Leitungen wurden auch Sümpfe und der Dnepr überquert. Außerdem gab es für die Arbeiter „Trassenzuschläge“ und besondere Vergünstigungen, die das harte Leben auf der Baustelle ein wenig versüßten.

Die Veranstaltungen und die Erinnerungen an die Zeit des Trassenbaus sind mehr als nur ein Rückblick – sie sind ein Zeichen dafür, dass die Erlebnisse und die Gemeinschaft, die in der Zeit der großen Bauprojekte entstanden, auch heute noch unter den Beteiligten lebendig sind. Das nächste Treffen wird sicherlich wieder ebenso emotional wie bereichernd sein und bietet Raum für alte, neue und unvergängliche Geschichten.

Für weitere Informationen zur großartigen Geschichte der Druschba-Trasse und den Erinnerungen der ehemaligen Trassenbauer lohnt sich ein Blick auf die Berichte von Superillu, Wikipedia sowie MDR.

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OrtJerichower Land, Deutschland
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