Eichmann vor Gericht: Wittenberg beleuchtet das Böse in Linz!
Peter Wittenberg diskutiert die Aufführung seines Stücks "Eichmann vor Gericht" über den Prozess gegen Adolf Eichmann am 5. Oktober 2025 in Linz.

Eichmann vor Gericht: Wittenberg beleuchtet das Böse in Linz!
Heutige Ereignisse beeindrucken oft durch ihre düstere Historie. Peter Wittenberg, ein deutscher Regisseur, ist aktuell mit seinem Dokumentartheaterstück „Eichmann vor Gericht“ am Linzer Landesgericht zu Gast, wie oe1.orf.at berichtet. Diese Produktion greift das Geschehen rund um den Prozess gegen Adolf Eichmann auf, einem Mann, der synonym für die Verderbtheit des Nazi-Regimes steht und für den Tod von sechs Millionen Menschen mitverantwortlich war.
Eichmann war ab 1941 Leiter des „Judenreferats“ und maßgeblich an der Verfolgung, Vertreibung und Deportation der jüdischen Bevölkerung beteiligt. Nach dem Krieg konnte er sich über die berüchtigte „Rattenlinie“ nach Südamerika absetzen, wurde aber 1960 aus Argentinien entführt und schließlich ab 1961 in Jerusalem vor Gericht gestellt. Dort verkündete er, ein „ohnmächtiges Rädchen im Getriebe“ zu sein, eine Aussage, die ihm von vielen als Versuch angekreidet wurde, seinen wahren Charakter zu verbergen. Hannah Arendt nannte Eichmann in ihrem berühmten Werk „Eichmann in Jerusalem“ das Beispiel für die „Banalität des Bösen“, was damals wie heute kontrovers diskutiert wird.
Über den Prozess und seine Bedeutung
Der Eichmann-Prozess, der weltweit für Aufsehen sorgte, war nicht nur ein Gerichtsurteil, sondern auch ein tiefgehendes gesellschaftliches Ereignis, das Fragen zu Schuld und Verantwortung aufwarf. Die Verhandlungen machten unmissverständlich klar, wie weit die Verantwortung für die Gräueltaten des Holocaust tatsächlich reicht. Wittenberg möchte mit seinem Stück genau diese Fragen anstoßen und zeigt in seinem Theater, dass Eichmanns Darstellung als „kleines Rädchen“ hinterfragt werden muss.
Sein Dokumentartheaterstück basiert auf Originalmaterialien und geht den Fragen von Schuld, Verantwortung und dem Selbstverständnis der Protagonisten nach. “Eichmann vor Gericht” ist eine Produktion des Landestheaters Linz, die bereits am 3. Oktober Premiere feierte und am 20. Oktober sowie an weiteren Terminen aufgeführt wird, unter anderem auch mit Nachgesprächen, wie erinnern.at anmerkt.
Ein Blick hinter die Kulissen
Wittenberg teilt nicht nur seine Inszenierung des Schreckens, sondern auch persönliche Einblicke, da er selbst aus einer jüdischen Familie stammt. Der Regisseur hat einen wechselvollen Werdegang hinter sich: Von einem Möbelrestaurator in Italien entwickelte er sich zum gefragten Regisseur in Deutschland und arbeitete unter anderen unter Peymann am Burgtheater. Seine Erfahrungen fließen in die Inszenierung ein und bieten einen besonderen Zugang zum Thema.
Am 13. Oktober wird es in Zusammenarbeit mit der juristischen Fakultät der JKU ein weiteres Nachgespräch geben, an dem Experten teilnehmen werden, die die Relevanz des Themas weiter diskutieren. Mit Persönlichkeiten wie Alois Birklbauer und Markus Vašek wird das Publikum die Möglichkeit haben, ein vertieftes Verständnis der Thematik zu erhalten.
So wird durch Wittenbergs Stück nicht nur die Erinnerung an die Greueltaten wachgehalten, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Mechanismen von Schuld und Verantwortung ermöglicht, wie sie in Arendts „Eichmann in Jerusalem“ aufgeworfen wurden. Dies bleibt über die Bühne hinaus von Bedeutung, denn die Fragen, die der Prozess aufwarf, sind auch heute von großer Relevanz.