Chemnitz im Kulturkampf: Schauspielhaus soll neu erblühen!

Chemnitz beschäftigt sich mit der Zukunft des Schauspielhauses: Sanierung, Proteste und Kulturprojekte im Fokus.
Chemnitz beschäftigt sich mit der Zukunft des Schauspielhauses: Sanierung, Proteste und Kulturprojekte im Fokus. (Symbolbild/NAG)

Chemnitz im Kulturkampf: Schauspielhaus soll neu erblühen!

Chemnitz, Deutschland - In Chemnitz ist die Diskussion um das Schauspielhaus so intensiv wie nie zuvor. Der Generalintendant des Chemnitzer Theaters, Christoph Dittrich, geht mit einer Portion Optimismus an die Sache heran. Er sieht in den aktuellen Vorschlägen der Stadt für neue Projekte eine echte Chance, um frischen Wind in die Kulturlandschaft zu bringen. So sieht das Konzept unter anderem die Schaffung eines Figurentheaters, einer Studiobühne und Räume für partizipative Projekte vor. Doch der Zustand des bestehenden Schauspielhauses im Park der Opfer des Faschismus lässt momentan kaum Hoffnung auf eine rasche Lösung aufkeimen.

Das Schauspielhaus hat durch gravierende Mängel wie Brandschutzdefizite, mangelhafte bauliche Substanz und veraltete technische Anlagen stark gelitten. Während eine Sanierung theoretisch möglich ist, sind die geschätzten Kosten von 34 Millionen Euro abschreckend. Diese müssten in einem aufwendigen Prozess aufgebracht werden, der Rückbau bis zur Rohkonstruktion, Ersatzneubauten und tiefgehende Eingriffe in tragende Bauteile erforderlich machen würde. Nach der Sommerpause wird sich der Chemnitzer Stadtrat mit dem Vorschlag beschäftigen und über mögliche Finanzierungs- und Förderoptionen entscheiden müssen, denn die Debatte über den Erhalt des Schauspielhauses zieht sich bereits seit Jahren.

Ein marodes Theater und Proteste

In der Zwischenzeit ruht der Theaterbetrieb, was die Nutzung der Übergangsräume im Spinnbau erforderlich macht. Diese Lösung ist nicht nur unpraktisch, da sie weit vom Stadtzentrum entfernt liegt, sondern verursacht auch hohe Mietkosten, die das Budget zusätzlich belasten. Angesichts dieser prekären Lage hat sich das Protestbündnis „C the Closed“ formiert. Aktivisten besetzten im Mai das leerstehende Schauspielhaus und forderten lautstark mehr finanzielle Mittel für die Kultur. Die Aktion fand breite Zustimmung: Rund 150 bis 200 Menschen waren beteiligt und hielten das Gebäude über das Wochenende besetzt.

Die Aktivisten scharten sich unter dem Motto „C the Closed“, als Anspielung auf die Kulturhauptstadtbewerbung „C the Unseen“. Chemnitz ist in diesem Jahr Kulturhauptstadt Europas, doch die Hoffnung auf eine revitalisierte Kulturszene wird durch die anhaltenden Sparmaßnahmen von Bund, Land und Kommunen stark gedämpft. Die ursprünglich für die Modernisierung des Schauspielhauses eingeplanten 16 Millionen Euro sind bei Kostenexplosionen vorerst auf Eis gelegt worden. Ein großer Wurf scheint in der Ferne zu bleiben, und die Stadt prüft nun Alternativen.

Emotionale Unterstützung durch die Bevölkerung

Die Sachlage hat die Menschen in Chemnitz mobilisiert; sogar die lokale Band Kraftklub trat vor dem Schauspielhaus auf und kritisierte die Sparpolitik der Stadt. Auch die Schauspieler des Theaters Chemnitz ließen sich nicht lumpen und hielten während einer Vorstellung Plakate mit der Aufschrift „Unsere Stadt braucht ihr Schauspielhaus“ hoch. Ihre Botschaft ist klar: Das Schauspielhaus hat vielen bekannten Künstlern wie Ulrich Mühe, Corinna Harfouch und Michael Gwisdek eine Bühne geboten, und es ist an der Zeit, ihm auch eine Zukunft zu geben.

Gegründet wurde das Schauspielhaus 1980 nach dem Brand des alten Gebäudes und galt als eines der modernsten Theater in der DDR. Heute steht es unter Denkmalschutz und viele befürchten, dass dieser wertvolle Teil der Stadtgeschichte verloren gehen könnte. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu klären, ob Chemnitz bereit ist, in die kulturelle Zukunft seiner Bürger zu investieren oder ob der Abriss des Theatertraums tatsächlich in die Realität übergeht.

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OrtChemnitz, Deutschland
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