Streikgefahr im Chemnitzer Krankenhaus: DRK-Mitarbeiter fordern mehr!
Streik im DRK-Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein am 14.10.2025: Beschäftigte fordern bessere Arbeitsbedingungen und Entgelte.

Streikgefahr im Chemnitzer Krankenhaus: DRK-Mitarbeiter fordern mehr!
In Chemnitz steht eine schwierige Situation im Gesundheitssektor bevor. Am Dienstag, den 17. Oktober 2025, planen die Beschäftigten des DRK im Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein einen Streik von 5:30 Uhr bis 22 Uhr. Der Grund für diesen Schritt: Die Arbeitgeber haben den Kompromissvorschlag der Gewerkschaft Verdi ohne jegliches Gegenangebot abgelehnt. „Das geht nicht, wir müssen Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen bringen“, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft.
Die Forderungen von Verdi sind klar und zielen darauf ab, die Arbeitsbedingungen für die rund 2.200 Beschäftigten zu verbessern. Der Vorschlag umfasst eine stufenweise Entgelterhöhung von insgesamt 8 Prozent über 24 Monate sowie eine schrittweise Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 38,5 Stunden. Darüber hinaus werden mehr Urlaubstage und höhere Zuschläge verlangt. Die Arbeitgeber haben jedoch alle Vorschläge bislang zurückgewiesen, obwohl das aktuelle Entgeltniveau im DRK Sachsen etwa 10 Prozent unter dem anderer Wohlfahrtsverbände in der Region liegt. Diese Situation führt zu einer massiven Unzufriedenheit unter den Mitarbeitern.
Streikbereitschaft und weitere Maßnahmen
79 % der ver.di-Mitglieder stimmten gegen das letzte Angebot der Arbeitgeber – ein deutliches Zeichen, dass die Stimmung im Team alles andere als positiv ist. Es sind nicht nur die Gehälter, die den Beschäftigten Kopfzerbrechen bereiten. Auch Arbeitsbedingungen und fehlende Anerkennung tragen dazu bei, dass immer mehr Pflegekräfte den Beruf wechseln oder ganz aufgeben. Ein weiterer Streik ist im Raum und könnte auch Kitas, Rettungswachen und andere Pflegeeinrichtungen betreffen.
Um die Verhandlungen voranzutreiben, hat ver.di bereits einen neuen Vorschlag zur Lösung des Tarifkonflikts unterbreitet. Die Hilfsorganisation DRK selbst hat bis zu 955 Beschäftigte bereit erklärt, aktiv an zukünftigen Streiks teilzunehmen, um ernsthafte Veränderungen zu fordern. Bisher sind in dieser Branche keine wesentlichen Fortschritte erreicht worden, und die Frustration wächst.
Hintergründe zum Pflegenotstand
Der Pflegenotstand in Deutschland ist ein bekanntes Problem, das sich über Jahre hinweg verschärft hat. Laut Experten wie Dorothea Voss ist die schlechte Bezahlung und die Vielzahl an unbesetzten Stellen ein zentraler Punkt, der zu einem massiven Mangel an Pflegekräften führt. Sie warnt vor einer möglichen Unterversorgung im Gesundheitswesen bis 2030, sollten sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern. Zudem befürworten 86 % der Deutschen eine öffentliche Investitionsoffensive im Gesundheits- und Pflegebereich, was auf das wachsende Bewusstsein in der Bevölkerung hinweist.
In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit auf die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen, insbesondere während der Corona-Pandemie, erhöht. Doch trotz eines Anstiegs an Informationen und Berichterstattung bleibt die Realität schlecht. Diese Missstände treiben viele Pflegekräfte in andere Berufe oder zu ungewollten Teilzeitverhältnissen, wodurch der Fachkräftemangel weiter verschärft wird.
Die Zahl der fehlenden Fachkräfte in deutschen Krankenhäusern wird auf über 100.000 geschätzt, und dies könnte in Zukunft noch steigen, wenn nicht gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Bedingungen und zur Rekrutierung zusätzlicher Fachkräfte ergriffen werden. Mit einer umfassenden Reform, sei es im Bereich der Bezahlung oder der Arbeitszeiten, könnte die Personaldecke möglicherweise auf das Niveau anderer Länder angehoben werden, jedoch ist hier erheblicher politischer Handlungsbedarf gefordert.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen müssen sowohl Arbeitgeber als auch Politik schnellstmöglich handeln, um die Talente im Gesundheitssektor nicht zu verlieren. Der bevorstehende Streik in Chemnitz könnte dabei als Katalysator für dringend benötigte Veränderungen im Bereich Pflege und Gesundheit fungieren.
Aktuelle Informationen und Entwicklungen gibt es dazu auf den Seiten von MDR, ver.di und Böckler-Stiftung.