Geburtenrisiko in Sachsen: Längere Anfahrtswege zu Kliniken!
In Sachsen steigen die Herausforderungen bei Geburten wegen langer Anfahrtswege. Experten diskutieren Lösungen und aktuelle Entwicklungen.

Geburtenrisiko in Sachsen: Längere Anfahrtswege zu Kliniken!
In Sachsen zeichnen sich derzeit besorgniserregende Trends im Bereich der Geburtshilfe ab. Längere Anfahrtswege zu Kliniken und schneller verlaufende Geburten schaffen immer neue heikle Situationen für schwangere Frauen. Dies hat dazu geführt, dass mehrere Frauen in diesem Jahr nach ungeplanten Hausgeburten im Lausitzer Seenland Klinikum aufgenommen wurden. Schon jetzt sind die Auswirkungen der Schließung von Geburtsstationen spürbar, die von 47 im Jahr 2010 auf lediglich 31 gesunken sind. Sächsische.de berichtet, dass vor allem ländliche Geburtsstationen in den letzten 15 Jahren geschlossen wurden, wodurch die Anfahrtswege für viele Schwangere erheblich länger geworden sind.
Die Schließungen der Geburtsstationen führen zu einer zentralisierten Geburtenversorgung in größeren Krankenhäusern, die als Qualitätsgewinn gewertet wird. Denn je mehr Routine das Personal hat, desto sicherer sind die geburtshilflichen Abläufe für Mutter und Kind. Das sächsische Sozialministerium hingegen betont, dass die flächendeckende Versorgung mit einem Richtwert von 40 Minuten Erreichbarkeit gesichert sei. Tatsächlich jedoch überschreiten einige Orte diese Zeitgrenze, was ein besorgniserregendes Risiko darstellt. Der Sächsische Hebammenverband hebt hervor, dass die Zentralisierung auch den Berufsalltag der Hebammen belastet, die von längeren Anfahrten und gestiegenem Stress betroffen sind.
Finanzielle Herausforderungen für Kliniken und Hebammen
Die finanzielle Situation der Kliniken ist ein weiterer Knackpunkt. Geburtsstationen sind aufgrund der hohen Anforderungen an Personal und Qualität teuer, was viele kleine Häuser vor große Herausforderungen stellt. Die Krankenhausgesellschaft Sachsen (KGS) verweist darauf, dass einige kleine Kliniken häufig nicht die nötige Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft aufrechterhalten können, was die Schließung weiterer Stationen zur Folge hat. In diesem Kontext investiert Sachsen jährlich knapp sechs Millionen Euro in ein Förderprogramm zur Erhaltung der Krankenhausstrukturen.
Im Umgang mit den sinkenden Geburtenzahlen und dem wachsenden Konkurrenzdruck haben viele Hebammen Existenzängste. Dies wurde jüngst auch beim 26. Rabensteiner Hebammentag im DRK-Krankenhaus Chemnitz Rabenstein diskutiert. An der Veranstaltung nahmen unter anderem Vertreter des Sächsischen Hebammenverbands teil und thematisierten die Höherstufung der Hebammen im öffentlichen Dienst sowie den neuen Hebammenhilfevertrag ab 01.01.2025. Ein aktuelles Projekt, das „Hebamme vor Ort“, könnte helfen, jedoch sind ungeklärte Versicherungsfragen weiterhin eine Hürde für den Start in Sachsen.
Zukunftsperspektiven in der Geburtshilfe
Trotz der Herausforderungen gibt es Lichtblicke. In Freital gibt es Ansätze zur Kooperation zwischen Kliniken, Hebammenpraxen und ambulanten Versorgungszentren, um die bestehenden Versorgungslücken zu schließen. Auch innovative Modelle aus anderen Bundesländern, wie das hessische Modell, wo Hebammen gemeinsam mit dem Rettungsdienst in Notfällen alarmiert werden, könnten in Sachsen Beachtung finden.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Dialog und Vernetzung entscheidend für die Zukunft der Geburtshilfe in Sachsen sind. Nur durch Kooperationen und kreative Lösungen kann die Qualität der Versorgung langfristig gesichert werden. Die Schwangeren und ihre Familien erwarten nichts weniger als einen zuverlässigen und sicheren Geburtsort – und da gibt es noch viel zu tun.