Sanitärkrise in Deutschland: Warum öffentliche Toiletten versagen!
Der Artikel beleuchtet den Zustand öffentlicher Toiletten in Deutschland, diskutiert Infrastrukturprobleme und vergleicht internationale Standards.

Sanitärkrise in Deutschland: Warum öffentliche Toiletten versagen!
In Deutschland wird das stille Örtchen zum Minusgeschäft: Der Zustand öffentlicher Toiletten an Autobahnen, Bahnhöfen und in vielen Innenstädten sorgt für Aufregung. Immer mehr Reisende bemerken die Mängel, die von hohen Eintrittspreisen bis hin zu mangelnder Sauberkeit reichen. Laut t-online stehen defekte Türen und unangenehme Gerüche an Bahnhöfen an der Tagesordnung. Immer wieder sind die sanitären Anlagen nur für Café-Kunden zugänglich oder verstecken sich in kostenpflichtigen Betonklötzen, was das Toilettenbesuchserlebnis alles andere als angenehm macht.
In der Diskussion um öffentliche Toiletten wird schnell klar: Hier spiegelt sich ein größeres Infrastrukturproblem wider. Die Linke fordert sogar kostenlose Toiletten und denkt über eine Verstaatlichung von Autobahnraststätten nach. Aktuell kontrolliert die Firma Tank & Rast nahezu 90 Prozent dieser Raststätten, was den Wettbewerb und die Angebotssituation einschränkt. Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, sieht die Notwendigkeit eines flächendeckenden Netzes an öffentlichen Toiletten, insbesondere für sozial benachteiligte Personen. Er betont zudem, wie wichtig barrierefreie Toiletten für die soziale Teilhabe sind.
Öffentliche Toiletten im Vergleich
Doch ist Deutschland wirklich das Schlusslicht bei den öffentlichen Toiletten? Ein Blick in die aktuellen Rankings zeigt: Im Vergleich mit anderen Städten in Europa, hat Deutschland durchaus Nachholbedarf. In Berlin wurde eine Untersuchung durchgeführt, die das Toiletten-Angebot in deutschen Städten vergleichend unter die Lupe nahm. Dabei schnitt Berlin recht ordentlich ab und belegte mit 23 von 30 möglichen Punkten den dritten Platz im bundesweiten Ranking, das von Berliner Zeitung veröffentlicht wurde. Berlin überzeugte etwa mit der Barrierefreiheit, bei der es die volle Punktzahl von 10 Punkten erhielt.
München steht wie ein Fels in der Brandung und führt mit 26 Punkten, gefolgt von Dresden mit 25. Stadtbesucher finden hier qualitativ hochwertige Toiletten, wogegen Städte wie Hamburg, Erfurt und Leipzig hinterherhinken. Leipzig erhält dabei mit mageren 4 Punkten das traurige Schlusslicht, während Hamburg für seine stark limitierte Toiletteninfrastruktur teils heftig in die Kritik gerät.
Die Situation auf internationaler Ebene
Im internationalen Vergleich zeigt sich: In Ländern wie den Niederlanden oder Skandinavien wird mehr für die Öffentlichkeit investiert. Dort sind öffentliche Toiletten nicht nur zahlreich, sondern auch oft kostenlos zugänglich und von guter Qualität. Japan zeigt uns mit seinen hochmodernen, oft kostenlosen Toiletten, wie es besser gemacht werden könnte. In Australien sind die sanitären Anlagen ebenfalls stets sauber und leicht erreichbar.
Doch in Deutschland sehen sich viele Bürger gezwungen, ihre Blase zu kontrollieren: Frauen lassen oft Getränken aus Angst vor der Toilettenverfügbarkeit gleich ganz sein, während ältere oder inkontinente Personen lieber zu Hause bleiben. Wildpinkeln wird zum ernsten Problem und ist in Deutschland zwar als Ordnungswidrigkeit deklariert, wird aber in der Realität immer mehr zur Notwendigkeit. Das aktuelle System stellt den Zugang zu öffentlichen Toiletten nicht nur als Problem der Infrastruktur, sondern als grundlegendes Menschenrecht in Frage. Ganze 475 öffentliche Toiletten gibt es in Berlin, die für zehn Millionen Touristen nicht einmal ansatzweise ausreichen.
Die fehlende Unterstützung für die Grundbedürfnisse der Bürger wirft Fragen auf: Gibt es in Städten wie Hamburg 772 Spielplätze, aber lediglich elf mit einer sanitären Anlage, wird klar, dass sanitäre Standards von der Verwaltung oft nicht als prioritär angesehen werden. Auch hier gibt es deutliche Kritik von Initiativen wie dem “klo:lektiv”, die auf den Mangel an Toiletten und deren zunehmend eingeschränkte Verfügbarkeit aufmerksam macht. Überall wird deutlich: Da liegt was an! Es braucht dringend Lösungen, um die Daseinsvorsorge in Deutschland auf ein akzeptables Niveau zu heben und den Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Grundbedürfnisse in Würde zu stillen.