Gedenken an NSU-Opfer: Familie Boulgarides kämpft gegen das Vergessen

Gedenken an NSU-Opfer: Familie Boulgarides kämpft gegen das Vergessen
Stachus, München, Deutschland - Am 11. Juni 2025 gedenken die Angehörigen des NSU-Opfers Theodoros Boulgarides am Stachus in München. Vor genau 20 Jahren, am 15. Juni 2005, wurde der 41-jährige Familienvater in seinem Schlüsseldienst-Laden erschossen. Dies geschah mit drei Kopfschüssen und machte ihn zum siebten Mordopfer des rechtsextremen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Die Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Erinnerungsarbeit ist Widerstand gegen das Vergessen“ wird von der Familie Boulgarides in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Demokratie organisiert.
„Der Mord stellt einen dunklen Teil unserer Stadtgeschichte dar“, sagte der Grünen-Bürgermeister Dominik Krause während der Vorbereitungen für die Feier. Er betonte, wie wichtig es sei, den wachsenden Rechtsextremismus aktiv zu bekämpfen. Auch die Tochter von Theodoros Boulgarides, Lina, würdigte während der Veranstaltung die Bedeutung von Hoffnung und Erinnerungsarbeit. Ihre Schwester Mandy Boulgarides unterstrich die Dringlichkeit, die Namen der Opfer nicht zu vergessen und für deren Aufklärung und Gerechtigkeit zu kämpfen.
Politische Unterstützung und Ansprache von Vertretern
Zur Gedenkfeier am Montag, dem 15. Juni 2025, um 14.00 Uhr, werden hochrangige Politiker erwartet. Unter ihnen sind der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sowie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der eine Rede halten wird. Vor dieser offiziellen Gedenkveranstaltung fand bereits ein kleineres Gedenken mit Freunden und Angehörigen direkt vor dem Geschäft von Boulgarides statt, um die Erinnerung an das tragische Ereignis lebendig zu halten.
Die Mordserie des NSU ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der deutschen Erinnerungskultur. Politische und gesellschaftliche Reaktionen waren lange Zeit zögerlich, vor allem im Umgang mit der rechtsextremistischen Gewalt, die seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland stetig präsent ist. Initiativen aus der Zivilgesellschaft spielen eine entscheidende Rolle dabei, nicht nur die Taten selbst, sondern auch die Hintergründe und die unzureichende Aufarbeitung durch die Behörden sichtbar zu machen.
Erinnerungskultur und gesellschaftliche Verantwortung
Die Diskussion über einen umfassenden Umgang mit der NS-Vergangenheit hat in den letzten Jahrzehnten an Fahrt gewonnen. Kinder der NS-Generation und Intellektuelle haben in den 1970er- und 80er-Jahren begonnen, eine öffentliche Auseinandersetzung einzufordern. Der Begriff „Erinnerungskultur“ hat sich in den 1990er-Jahren etabliert, um das kollektive Gedächtnis zu erweitern und auch neue Biografien zu würdigen, die bisher im Schatten standen. Rechtsextreme Gewalttaten wie die Anschläge in Solingen oder die Taten in Hanau verdeutlichen zudem die Notwendigkeit einer umfassenden und inklusiven Erinnerungskultur.
Die Geschehnisse rund um den NSU haben auf dramatische Weise gezeigt, wie sehr die Erinnerungsarbeit für eine demokratische Gesellschaft essenziell ist. Besondere Beachtung finden dabei die Aussagen von Angehörigen und Betroffenen, die sich konsequent für Gerechtigkeit und eine angemessene Aufarbeitung stark machen, um die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Gedenkveranstaltung für Theodoros Boulgarides ist ein wichtiger Schritt, um den Opfern rechtsextremistischer Gewalt einen Stimme zu geben und die Diskussion über gesellschaftliche Verantwortung und Gedenken aufrechtzuerhalten. Die Familie Boulgarides, die sich für die Sichtbarkeit aller NSU-Opfer einsetzt, ruft eindringlich dazu auf, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und für eine gerechtere Zukunft zu kämpfen.
Die Bedeutung solcher Erinnerungsanlässe wird deutlich, wenn man bedenkt, dass das kollektive Gedächtnis darüber entscheidet, wer und was in der Öffentlichkeit erinnert wird. Die gängigen Diskurse über den Holocaust und andere deutsche Verbrechen beleuchten die Notwendigkeit einer breiteren Erinnerung für alle Opfer durch rechtsextreme Gewalt.
Für weitere Informationen über diese wichtige Gedenkveranstaltung und die Initiativen zur Bekämpfung des Rechtsextremismus können Sie die Berichterstattung von tz.de, abendzeitung-muenchen.de und bpb.de verfolgen.
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Ort | Stachus, München, Deutschland |
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