Rassistische Krawalle in Nordirland: Bürger in Angst und Not!

Rassistische Krawalle in Nordirland: Hunderte Randalierer, 32 verletzte Polizisten. Hintergrund und Reaktionen im Überblick.
Rassistische Krawalle in Nordirland: Hunderte Randalierer, 32 verletzte Polizisten. Hintergrund und Reaktionen im Überblick. (Symbolbild/NAG)

Rassistische Krawalle in Nordirland: Bürger in Angst und Not!

Ballymena, Nordirland - In Nordirland kam es in der vergangenen Nacht zu rassistischen Krawallen, die mittlerweile die dritte Nacht in Folge andauern. Videos zeigen einen Brand in einem Freizeitzentrum in Larne, wo maskierte Jugendliche die Fenster eingeschlagen haben. Die Echtheit dieser Aufnahmen konnte von Reuters jedoch nicht verifiziert werden. In Ballymena, 33 Kilometer westlich von Larne, stellte die Bereitschaftspolizei Straßensperrungen mit gepanzerten Fahrzeugen auf. Rund 200 Personen standen der Polizei gegenüber, die versuchte, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Mehrere Polizeiwagen wurden angegriffen, und die Polizei forderte die Menge über Lautsprecher auf, sich zu zerstreuen. In den vorangegangenen Nächten wurden bereits Hunderte maskierte Randalierer aktiv und 32 Polizeibeamte verletzt. Die Polizei bezeichnete die Vorfälle als rassistische Ausschreitungen und Hassverbrechen. Der britische Premierminister Keir Starmer verurteilte die Angriffe scharf und es gab mehrere Festnahmen.

Diese Gewalteskalation wurde durch die Ermittlungen gegen zwei 14-Jährige aus Rumänien ausgelöst, die im Verdacht stehen, einen schweren sexuellen Übergriff auf Minderjährige begangen zu haben. Während eine zunächst friedliche Mahnwache stattfand, kam es im Anschluss zu Angriffen auf Häuser von Familien mit ausländischen Wurzeln. Einige Einwandererfamilien versuchten, sich durch Anbringen der britischen Flagge zu schützen. Michelle O’Neill von Sinn Féin äußerte Bedenken, dass niemand seine ethnische Herkunft durch Aufkleber kenntlich machen sollte.

Rassismus und gesellschaftliche Spannungen

Berichte von Betroffenen unterstreichen die Gefahr, in der sich Einwandererfamilien befinden. Eine polnische Familie erlebte Angriffe auf ihr Zuhause und sah sich gezwungen zu fliehen. Eine tschechische Mutter versucht, ihre Familie durch sichtbare Flaggen und Nachbarschaftsgespräche zu schützen und hat persönliche Gegenstände in Sicherheit gebracht. Die Geschehnisse zeigen ein besorgniserregendes Bild von Rassismus in Nordirland, wo im Zeitraum 2021/22 insgesamt 1.334 rassistische Vorfälle gemeldet wurden, ein Anstieg um 341 im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist die zweithöchste Zahl seit Beginn der Datenerhebung durch das Statistikamt.

Eine Studie des Economic and Social Research Institute (ESRI) belegt, dass Migranten in Nordirland oft wenig willkommen sind und ihnen häufig die Schuld für gesellschaftliche Probleme gegeben wird. Polizeiliche Maßnahmen gegen Rassismus sind besonders schwer, da es in Nordirland seit über einem Jahr keine funktionierende Regierung gibt, was die Bekämpfung solcher Vorfälle erschwert.

Politische Reaktionen und gesellschaftliche Verantwortung

Politiker wie Paul Frew von der Democratic Unionist Party behaupten, dass die Krawallmacher von außerhalb die Gewalt angeheizt hätten, während Jim Allister von der Traditional Unionist Voice ein politisches Versagen anprangert und Überforderung durch Einwanderung beklagt. Vertreter der Social Democratic and Labour Party kritisieren hingegen Allisters Äußerungen als unverantwortlich. Sinn Féin hat eine gemäßigte Sprache von Politikern gefordert.

Die derzeit anhaltenden Ausschreitungen und die politische Debatte spiegeln die tiefer liegenden gesellschaftlichen Spannungen in Nordirland wider. Peter Corrigan von Amnesty International bezeichnete Nordirland als „sicheren Hafen für Rassisten“. Rechtsradikale Organisationen aus England fördern diese Stimmung und arbeiten seit Jahren mit loyalistischen Paramilitärs zusammen. Vor diesem Hintergrund fordern Aktivisten wie Evelyn Collins von der Gleichstellungsbeauftragten politische Maßnahmen gegen Rassismus, um den wachsenden Spannungen entgegenzuwirken.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die aktuellen Krawalle in Nordirland nicht nur ein Zeichen für rassistische Gewalt sind, sondern auch eine tiefere gesellschaftliche Krise offenbaren. Die Auseinandersetzung mit Rassismus und der Schutz von Menschen mit Migrationshintergrund bleibt eine große Herausforderung für die nordirische Gesellschaft.

Details
OrtBallymena, Nordirland
Quellen